KFZ-SACHVERSTÄNDIGE 05. Feb 2016 Peter Ilg Lesezeit: ca. 3 Minuten

Charakterfest und sehr präzise

Hauptuntersuchungen an Fahrzeugen, das ist ihre Aufgabe. Sie erstellen Schadengutachten bei Haftpflichtschäden oder Gutachten für Gerichte. Ihre Arbeitgeber sind Prüforganisationen wie der TÜV, andere sind selbstständig. Viele haben einen Ingenieurbackground.

Zusätzlich zu fachlichen Qualifikationen ist insbesondere der richtige Umgang mit Kunden besonders wichtig als KZF-Sachverständiger.
Foto: panthermedia.net/Corepics

Beim TÜV vorzufahren, ist ein bisschen so wie zum Zahnarzt zu gehen: In beiden Fällen weiß man nicht, was letztendlich gefunden wird. Fast 54 Mio. Fahrzeuge waren zum Jahresbeginn 2015 in Deutschland zugelassen. Autos, Motorräder, Lastkraftwagen und sie alle müssen regelmäßig zur Hauptuntersuchung. Die dürfen bei Prüfstellen wie Dekra, GTÜ und TÜV speziell ausgebildete Mitarbeiter durchführen. Andreas Bahle ist seit Januar 2015 berechtigt, die Plakette zu vergeben oder zu verwehren. Der junge Mann hat aus Leidenschaft zum Auto die Ausbildung zum Prüfer gemacht, er arbeitet beim TÜV Süd in Aalen.

Schwarze Schafe unter Kfz-Sachverständigen

Die Berufsbezeichnung Kfz-Sachverständiger ist nicht geschützt, deshalb kann sich jeder so nennen. Rund 10 000 Kfz-Sachverständige gibt es in Deutschland, schätzt Elmar Fuchs, Geschäftsführer vom Bundesverband der freiberuflichen und unabhängigen Sachverständigen für das Kraftfahrzeugwesen, kurz BVSK, in Potsdam.

Etwa 3000 bis 4000, so eine weitere Schätzung von ihm, hatten keine geeignete Eingangsqualifikation, als sie die Grundausbildung zum Kfz-Sachverständigen machten. GTÜ, TÜV und BVSK zum Beispiel setzten den Kfz-Meisterbrief oder ein Ingenieurstudium in Verbindung mit der Zusatzausbildung voraus, damit jemand als Kfz-Sachverständiger arbeiten darf.  PI

Nach dem Abitur studierte der 25-Jährige Maschinenbau mit Fachrichtung Kfz-Prüftechnik an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg in Horb am Neckar. Ein duales Studium setzt sich zu gleichen Teilen aus Theorie an der Hochschule und praktischer Ausbildung im Betrieb zusammen. Bahle hat seine Ausbildung beim TÜV gemacht. Das Bachelor-Studium dauert drei Jahre, gleich anschließend fing er mit der einjährigen Ausbildung zum Kfz-Sachverständigen an der TÜV-Akademie in Ulm an. Die ist wie das Studium in Theorie und Praxis halbiert, im Dezember 2014 war Bahle fertig. „Seitdem bin ich amtlich anerkannter Kfz-Sachverständiger mit Teilbefugnis und darf außer Neuabnahmen alle Fahrzeugarten prüfen.“

Einzelanfertigungen, etwa Aufbauten auf Krankenwagen oder Kräne auf Lastwagen sind Neuabnahmen. Damit Bahle solche Fahrzeuge prüfen darf, braucht er zunächst zwei Jahre Berufspraxis, um in einer weiteren Fortbildung Vollsachverständiger werden zu können.

Der Prüfingenieur hat drei Aufgaben. Den größten Raum nehmen Haupt- und Abgasuntersuchungen ein. „Was wie zu prüfen ist, das ist gesetzlich vorgeschrieben.“ Anhand einer Checkliste prüft er ganz genau Abgaswerte, Bremsen, Lichter. Außerdem nimmt er Umbauten ab, „Bastelarbeiten“, wie er den Einbau stärkerer Motoren, breiterer Reifen oder sportlicher Fahrwerke nennt. „In diesen Fällen beurteile ich, wie sich die Änderung auf das gesamte Fahrzeug auswirkt.“

Bahle nimmt auch theoretische und praktische Führerscheinprüfungen ab. „Unabhängig vom Grund: Die Leute, die zu uns kommen, sind oft angespannt“, sagt er. Deshalb müssen Kfz-Sachverständige mit Menschen umgehen können. Ob jung oder alt, Frau oder Mann, Laie oder Fachmann, Bahle muss ein Händchen für den Umgang haben, denn geprüft wird auch in Werkstätten.

Etwa die Hälfte seiner Untersuchungen führt Bahle dort durch. „Es macht den Job abwechslungsreich, weil man rauskommt.“ Fachlich muss er sich mit alten Technologien wie Vergasermotoren, mit neuartigen Fahrerassistenzsystemen und der Straßenverkehrszulassungsordnung auskennen. Dort steht, was auf die Straßen darf.

Elf Prüfer arbeiten beim TÜV Süd Service Center in Aalen. Vier sind Meister, sieben Ingenieure. „Jeder macht alles, wenn es dann aber speziell wird, haben wir Experten durch Erfahrung“, sagt Christian Schmidt, 53, Leiter der Niederlassung. Er ist der Fachmann für Arbeitsmaschinen wie Bagger, Ingenieur und Vollsachverständiger.

„Als Kfz-Sachverständiger muss man charakterlich fest sein, darf sich in seiner Entscheidung nicht davon beeinflussen lassen, dass der beste Kumpel vor einem steht, schließlich haftet jeder Prüfer für seine Arbeit.“ Deshalb ist Bahle gegenüber Schmidt nicht weisungsgebunden und selbstständig in seiner Entscheidung. Solche Freiheiten haben wenige Arbeitnehmer.

Susanne Wolf ist selbstständige Kfz-Sachverständige und als einzige Frau aus Baden-Württemberg Mitglied im Bundesverband der freiberuflichen und unabhängigen Sachverständigen für das Kraftfahrzeugwesen, kurz BVSK, in Potsdam. „Ich werde als Frau voll und ganz von meinen Auftraggebern respektiert“, sagt Wolf. Sie führt als Partnerin der GTÜ Hauptuntersuchungen durch und erstellt Schadengutachten bei Haftpflichtschäden. Susanne Wolf und ihr Mann Jürgen, betreiben zwei Ingenieurbüros in der Nähe von Darmstadt. Angestellte haben sie keine. Beide haben Maschinenbau, dann Kunststofftechnik studiert und beide sind ausgebildete Kfz-Sachverständige sowie Kfz-Prüfingenieure. Die Kosten dafür haben sie selbst getragen: rund 15 000 € für den Prüfingenieur und etwa 5000 € für den Kfz-Sachverständigen.

Der 51-jährige Jürgen Wolf ist zudem öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger für Kraftfahrzeugschäden und Bewertungen der IHK Darmstadt. Seine Aufgabe im Familienunternehmen sind Gutachten für Gerichte, Unfallanalytik und Wertgutachten. Das ist ein lukratives Geschäft. „Ich ermittle beispielsweise den Wert eines Fahrzeugs zu einem vorgegebenen Stichtag.“ Oder er geht der Frage nach, ob ein Motorschaden bereits beim Kauf vorhanden war oder erst später aufgetreten ist. Für die Unfallanalytik berechnet er Fahrtgeschwindigkeiten bei Zusammenstößen.

Letztendlich geht es im Job der Wolfs immer um Geld. „Versuche, Versicherungen zu betrügen, wird es immer geben“, sagt die 49-Jährige. Allerdings würden heute meist sofort am Unfallort Bilder mit den Smartphones der Beteiligten aufgenommen, was es Sachverständigen leichter mache, Unfallhergänge und Plausibilitäten zu beurteilen.

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