Diversity 26. Apr 2023 Von Claudia Burger Lesezeit: ca. 3 Minuten

IT-Branche: Mangel an weiblichen Fachkräften gefährdet die Wettbewerbsfähigkeit

Der Frauenanteil der Belegschaft in der Informations- und Telekommunikationsbranche (ITK) liegt laut Branchenverband Bitkom durchschnittlich bei 15 %. Unternehmen ab 500 Beschäftigten stehen im Schnitt besser da. Bei ihnen ist jede vierte Position mit einer Frau besetzt. Der Bitkom sieht Handlungsbedarf in der Politik und den Unternehmen.

Zu wenig Frauen: Die Informations- und Telekommunikationsbranche sieht angesichts der niedrigen Frauenquote in den ITK-Betrieben laut Bitkom ihre Wettbewerbsfähigkeit in Gefahr.
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Während es bei den größeren Unternehmen 26 % sind, weisen mittlere Unternehmen (bis 500 Beschäftigte) 16 % und kleinere Unternehmen (50 bis 499 Beschäftigte) 14 % Frauenanteil aus. In jedem fünften kleinen Unternehmen (20 %) findet sich laut Bitkom keine einzige Frau in der Belegschaft. Das sind Ergebnisse einer Befragung des Digitalverbands Bitkom, für die mehr als 500 ITK-Firmen befragt wurden. Bisher ist in der ITK im Durchschnitt nur eine von 20 Auszubildendenstellen (5 %) im IT-Bereich mit einer Frau besetzt. Die größte Hürde für die Erhöhung des Frauenanteils sehen ITK-Unternehmen bei der Rekrutierung. Mehr als die Hälfte der Branche (53 %) gibt an, nicht genügend qualifizierte Bewerberinnen zu finden. 42 % sehen Hürden beim Quereinstieg, 41 % beim Wiedereinstieg. 39 % sehen sich durch fehlende Frauennetzwerke und 37 % durch eine schlechtere Selbstvermarktung von Frauen herausgefordert.

Frauen im Ingenieurberuf: Willkommenssignale der Unternehmen sind nötig

ITK-Unternehmen sehen durch den Mangel an Frauen die Wettbewerbsfähigkeit der Branche in Gefahr

Dabei wünschen sich die ITK-Unternehmen mehr Frauen in ihrer Belegschaft. 92 % sagen laut Bitkom, dass gemischte Teams zu einem besseren Betriebsklima beitragen, und drei Viertel (75 %) sind überzeugt, dass der Frauenanteil die Produktivität und Kreativität erhöht. 86 % sehen eine Erhöhung des Frauenanteils in ihrem Unternehmen ganz grundsätzlich als Chance. Eine deutliche Mehrheit sieht laut Umfrage ohne eine Erhöhung des Frauenanteils sogar die Wettbewerbsfähigkeit der Digitalbranche in Gefahr: Drei von vier ITK-Unternehmen (74 %) sagen, ohne Frauen verspielt die Branche ihre Zukunft. 59 % sind überzeugt, dass die ITK-Branche das Fachkräfteproblem ohne Frauen nicht lösen wird. Jedes dritte Unternehmen hat Ziele zur Erhöhung von Frauenanteilen verankert. 2023 hat knapp jedes dritte Unternehmen (31 %) Ziele zur Erhöhung von Frauenanteilen verankert. 19 % planen dies konkret, 24 % diskutieren es. Allerdings sagen auch 22 %, dass solche internen Zielsetzungen für sie kein Thema sind. Wer sich keine Ziele steckt, begründet die Zurückhaltung vor allem mit dem Fehlen qualifizierter Bewerberinnen. Zumindest gibt es laut Bitkom in mehr Unternehmen klare Zuständigkeiten für die Themen. Gab 2022 noch die Hälfte der ITK-Unternehmen (50 %) an, dass sich darum niemand kümmert, sind es aktuell noch 44 %. Gleichzeitig rückt das Thema zunehmend in den Fokus der Führungsetage: Waren im Vorjahr erst in 22 % der ITK-Unternehmen die Geschäftsführung/CEOs für das Thema verantwortlich, sind es 2023 rund 32 % .

Beim Recruiting liegt der Fokus auf Schulen und Hochschulen – Girls‘ Day ist ein Baustein für die Abschaffung von Rollenklischees

Weibliche Vorbilder beeinflussen die Wahl bei Studium und Beruf

Auf der Suche nach neuen Fachkräften bemüht sich ein Großteil der Digitalbranche laut Bitkom bereits gezielt um Frauen: Neun von zehn ITK-Unternehmen setzen auf speziell auf Frauen ausgerichtete Recruitingmaßnahmen, um diese auf ihr Unternehmen aufmerksam zu machen und für sich zu gewinnen. Am weitesten verbreitet sind Kooperationen mit Hochschulen und Schulen. 61 % der ITK-Unternehmen geben an, bereits zu kooperieren oder dies zu planen. „Die ITK-Branche hat erkannt, dass sie sich möglichst früh aktiv bemühen muss, bei jungen Frauen und Mädchen Interesse an digitalen Themen zu wecken. Schnuppertage wie der Girls‘ Day, aber auch längere Hochschulpraktika und Kooperationen mit Bildungseinrichtungen sind dabei ein wichtiger Baustein, um authentische Einblicke in die digitale Arbeitswelt zu geben und mit veralteten Rollenbildern aufzuräumen“, sagt Susanne Dehmel, Mitglied der Bitkom-Geschäftsleitung. Aber auch Frauen, die bereits in ITK-Unternehmen arbeiten, werden laut Branchenverband verstärkt gefördert. Dabei werde der besseren Vereinbarkeit von Beruf und Familie ein besonderer Stellenwert beigemessen: 90 % der Unternehmen ermöglichen oder planen mobiles Arbeiten, um Frauenkarrieren im Unternehmen zu fördern. Der Anteil lag im vergangenen Jahr noch bei 75 %. Führung in Teilzeit bieten laut Umfrage inzwischen 28 % der Betriebe an oder planen dies zu tun. „In der Digitalbranche wächst das Bewusstsein für den enormen Stellenwert der Frauenförderung. Die steigende Zahl ergriffener Maßnahmen zeigt, wir sind auf dem Weg, auch wenn wir das Tempo deutlich steigern müssen“, sagt Dehmel.

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Politik und Unternehmen sind laut Bitkom gleichermaßen gefordert

Nach Ansicht des Bitkom ist neben den Unternehmen auch die Politik gefordert, um mehr Frauen für die Digitalbranche zu gewinnen. Zusätzlich zu unternehmensinternen Maßnahmen wie Zielsetzungen, personellen Zuständigkeiten sowie Qualifizierungs- und Unterstützungsangeboten für Frauen brauche es von der Politik insbesondere mehr Investitionen in die Betreuungsinfrastruktur und eine Bildungspolitik, die digitale Themen gleichberechtigt mitdenkt. Dazu zählen zum Beispiel attraktivere Ausbildungs- und Studiencurricula sowie ein verpflichtender Informatikunterricht. „Die Unternehmen sind mit ganz unterschiedlichen finanziellen und personellen Ressourcen ausgestattet. Gleichzeitig werden bereits in Schule und Hochschule wichtige Grundsteine für die spätere Berufsorientierung gelegt. Die Herausforderungen, die ITK-Unternehmen auf dem Weg zu mehr Diversität zu meistern haben, sind also nicht nur individuell, sondern auch vielschichtig. Umso wichtiger ist es, dass Unternehmen, Politik und Zivilgesellschaft an einem Strang ziehen“, so Dehmel.

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