Ute Klammer zur Arbeit der Zukunft: „Wir brauchen Arbeitszeiten, die zum individuellen Leben passen“
Eine Verlängerung der Wochenarbeitszeit wäre für die Soziologin Ute Klammer „ein gesellschaftlicher Rollback“. Das eine ideale Arbeitszeitmodell gebe es nicht. Der Soziologie-Professorin ist wichtig, „die in der Gesellschaft vorhandenen Arbeitskraftpotenziale besser zu nutzen“. Wie kann das gehen?

Wer Lust hat, über die Altersgrenze hinaus zu arbeiten, soll das auch tun dürfen, meint Ute Klammer. Die Politik stehe in der Pflicht, Lust aufs Weitermachen zu vermitteln.
Foto: imago images/Westend61
VDI nachrichten: Frau Klammer, zunächst eine These: Es wäre sinnvoll, dem Fachkräftemangel zu begegnen, indem wir länger arbeiten, sowohl was Lebens- als auch Wochenarbeitszeit betrifft. Was halten Sie davon?
Klammer: Ich denke nicht, dass „länger arbeiten“ auch bedeutet, „produktiver zu sein“. Aber die Frage ist doch, wie wir dem Mangel an Arbeitskräften – nicht nur dem an Fachkräften –, den wir inzwischen auch demografiebedingt in vielen Branchen spüren, begegnen können. Abgesehen von den Migranten, deren Arbeitskraft wir brauchen, muss es auch heißen, die in der Gesellschaft vorhandenen Arbeitskraftpotenziale besser zu nutzen.
Soll heißen?
Die Lebenserwartung und auch die Zahl gesunder Jahre sind in der Vergangenheit immer weiter angestiegen. Da spricht einiges dafür, Erwerbsarbeit im höheren Lebensalter zu fördern. Das heißt zunächst, daran zu arbeiten, dass mehr Personen in der Lage aber auch willens sind, bis zur gesetzlichen Altersgrenze zu arbeiten. Davon sind wir noch ein gutes Stück entfernt, auch wenn der „Gap“ kleiner geworden ist.
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