Podcast „Prototyp“: Führungskarrieren 14. Apr 2022 Von Peter Sieben Lesezeit: ca. 4 Minuten

„Karriere soll sich irgendwie ereignen – aber das passiert nicht, man muss daran arbeiten“

Tue Gutes und rede darüber – der Zitatklassiker passt auch zur Karriereplanung. Wer Topleistungen bringt, es aber keinem zeigt, wird nicht wahrgenommen. Viele glauben, mit noch mehr Leistung zum Ziel zu kommen, bis sie dann ausbrennen. Führungskräftecoach Doro Korz kennt das aus eigener Erfahrung.

Führungskräftecoach Doro Korz: „Als Leistungsträgerin oder Leistungsträger denkt man oftmals: Wenn ich noch mehr Leistung bringe, dann wird das gesehen und gefördert. Aber das ist ein Fehler und man brennt irgendwann aus.“
Foto: privat

Am Ende sind es immer die Lauten, die den besten Job und die Beförderung bekommen. Die zurückhaltenden Kolleginnen und Kollegen gucken in die Röhre, obwohl sie mindestens genauso fähig sind.

Stimmt das wirklich? Führungskräftecoach und Keynotespeakerin Doro Korz sagt: Ja, da ist was dran. Sie blickt selbst auf eine sehr erfolgreiche Karriere zurück, hat in leitenden Positionen bei verschiedenen Dax-Unternehmen gearbeitet. „Aber da gehört viel Arbeit und Disziplin dazu, Karriere passiert nicht einfach so“, sagt sie.

Heute ist es ihre Mission, nicht nur die Lauten, sondern vor allem die Fähigen in Führungspositionen zu bringen. „Das Problem ist: Präsenz schlägt Kompetenz. Als Leistungsträgerin oder Leistungsträger denkt man oftmals: Wenn ich noch mehr Leistung bringe, dann wird das gesehen und gefördert. Aber das ist ein Fehler und man brennt irgendwann aus“, so Korz.

Leise und doch karrierebewusste Menschen werden oft nicht wahrgenommen

Das habe sie selbst auf harte Weise lernen müssen, hatte zeitweise mit Depressionen zu kämpfen. Wie man lernt, Durchsetzungsvermögen zu entwickeln und seine Leistungen sichtbar zu machen, ohne auszubrennen, darüber spricht Doro Korz in der aktuellen Ausgabe von „Prototyp“, dem Karrierepodcast von ingenieur.de und VDI nachrichten.

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Dazu räumt sie direkt zu Beginn mit einem Missverständnis auf: „Wir haben oft den Wunsch in uns, dass die anderen spüren, was wir gerade brauchen, was wir wollen und was wir können. Aber das können andere nicht spüren, auch nicht die Chefin oder Chef. Wenn jemand aber immer wieder sagt: Ich habe einen Führungsanspruch, ich möchte nach vorne gehen, dann bekommt das der oder die Vorgesetzte mit.“ Wenn Menschen zu leise seien, würden ihre wahren Fähigkeiten schlichtweg oft nicht wahrgenommen. „Da haben die Lauten einen Vorteil.“

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Hinzu komme: „Von einer Führungskraft erwarten wir, dass sie präsent ist, sicher auftritt und evolutionäre und revolutionäre Innovationen für das Unternehmen schafft und nicht nur im Hintergrund verwaltet.“ Die Fähigkeit, offensiv auftreten zu können, sei nicht jedem angeboren. „Superstars, die auf die Bühne gehen, mussten das auch lernen, da ist viel Training nötig.“ Die Zeit dafür müsse man sich nehmen, wenn man einen Führungsanspruch hat. „Ich finde es spannend, dass viele Leute mehr Zeit in die Urlaubsplanung investieren als in ihre persönliche Weiterentwicklung oder ihre Karriere“, so Korz. „Viele haben das Gefühl: Karriere soll sich irgendwie ereignen – aber das passiert nicht, man muss daran arbeiten.“

Frauen stapeln in Gesprächen eher tief als Männer

Aber wann ist eine gute Gelegenheit, auf die eigenen Leistungen hinzuweisen? „In vielen Unternehmen gibt es regelmäßige Gespräche mit den Vorgesetzten. Als eher introvertierter Mensch sollte man sich darauf gut vorbereiten und diese nutzen, um immer wieder darauf hinzuweisen, was man erreicht hat, also Milestones markieren, und mit welchen Projekten man Erfolg hatte.“

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Grundsätzlich würden Frauen eher tiefstapeln als Männer. Das liege an unterschiedlichen Kommunikationsstilen, so Korz. „Tendenziell neigen Frauen eher zu einer horizontalen Kommunikation und Männer zu einer vertikalen Kommunikation. Das heißt, dass Frauen leider oftmals unbewusst die eigene Position oder die eigenen Leistungen herunterspielen, weil sie für Verbundenheit mit der Gruppe und Homogenität sorgen wollen.“ Das spiegele sich etwa in Formulierungen wie „Könnte ich bitte dazu etwas sagen“ oder „nicht dafür“ als Reaktion auf einen Dank wider.

Bei der vertikalen, eher männlichen Kommunikation gehe es indes vordergründig um Rang und Status. „Wenn eine Person viele Konjunktive nutzt, sich grundlos entschuldigt oder ,nicht dafür‘ sagt, dann lässt sie das für jemanden, der vertikal kommuniziert, unterlegen erscheinen“, erklärt die Expertin. Ihr Tipp: „Statt ‚nicht dafür‘ sollten Sie sagen: ‚sehr gerne‘, damit macht man sich nicht kleiner.“ Präsenz vermittle man zudem auch über Gestik und das geeignete Auftreten. „Wenn Sie zum Beispiel bei Videokonferenzen etwas präsentieren wollen: Stellen Sie sich hin. Das macht einen viel dynamischeren Eindruck und schafft mehr Präsenz.“

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Und dann gebe es noch einen ganz anderen, paradox anmutenden Grund, warum ausgerechnet Leistungsträgerinnen und Leistungsträger bisweilen Schwierigkeiten hätten, in Führungspositionen aufzurücken. „70 % in einem Team machen einfach ihren Job und den machen sie gut, aber mehr auch nicht. Nur 15 % sind echte Leistungsträgerinnen und Leistungsträger, die bekommen die wichtigen Projekte, weil sie die immer gut und zuverlässig umsetzen und für den Job brennen. Warum sollte ein Teamleader diese Teamjuwelen freiwillig weggeben und befördern, wenn sie nicht immer wieder vehement klarmachen, dass sie selbst auch einen Führungsanspruch haben?“

Das Hamsterrad der Karriere kann Menschen ausbrennen lassen

Sie selbst habe genau diese Erfahrung gemacht, habe gedacht, dass ihre hervorragende Leistung reiche, um ihrem Chef die Führungsbereitschaft zu signalisieren: „Ich war in einem Hamsterrad, habe die volle Leistung im Job gebracht, hatte den Führungsanspruch, habe als Mutter meine Zwillinge betreut und wollte nebenbei auch noch irgendwo selbst als Frau stattfinden. Ich konnte dann nicht mehr abschalten und das führte dazu, dass ich irgendwann komplett ausgebrannt bin.“

Die Folge: Erschöpfung und Depressionen. „Ich war dann auf ,Happy Pills‘ gegen die Depressionen. Das Schlimme ist: Ab einer gewissen Riege von Führungskräften gibt es mehr Menschen, die solche Medikamente nehmen, als solche, die keine nehmen.“ Erst als sie immer wieder vehement klargemacht habe, dass sie in eine Leitungsposition wolle, habe ihr Chef ihr Führungskräfteprojekte übertragen.

Inzwischen ist die Depression glücklicherweise vorbei. „Ich bin weg von diesen ,Happy Pills‘. Aber ich muss diszipliniert darauf achten, mir meine Pausen zu nehmen, Sport zu machen und auf mich zu achten.“

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