Nachhaltigkeit 17. Mai 2022 Von Fabian Kurmann Lesezeit: ca. 2 Minuten

Elektrifizierte Gesellschaft als Klimalösung

Der Verband der Elektro- und Digitalindustrie ZVEI sieht die „All-Electric-Society“ als Schlüssel für eine klimafreundliche Zukunft und nennt vier Punkte, die es auf dem Weg dahin umzusetzen gebe.

Der ZVEI sieht in einer komplett elektrifizierten Gesellschaft eine Lösung für die Klimaziele.
Foto: PantherMedia / photousvp77

„Herausforderungen wie Klimaschutz und Digitalisierung dulden keinen Aufschub mehr“, sagte heute im Vorfeld des ZVEI-Jahreskongresses in Berlin der Verbandspräsident Gunther Kegel. Die Elektro- und Digitalindustrie habe dafür schon Lösungen entwickelt: „Unsere Branche ist bereit.“ Der ZVEI ist überzeugt, dass die beiden Megatrends Elektrifizierung und Digitalisierung den Weg in eine nachhaltige Gesellschaft ebnen und dass sie bestens geeignet sind, dem globalen Klimawandel entgegenzutreten und die Energiesouveränität zu steigern.

ZVEI-Präsident: „Das Wachstum ist nachhaltig und wird sich auch so fortsetzen“

Der Schlüssel für eine klimafreundliche Zukunft ist laut Kegel daher die sogenannte All-Electric-Society. In ihr stehen Elektrifizierung, Digitalisierung und die Kopplung aller klimarelevanten Sektoren wie Wärme, Verkehr und Gebäude im Zentrum. Erneuerbarer Strom, dezentral erzeugt, ist der wichtigste Energieträger. Auf diese Weise können laut ZVEI 90 % des zukünftigen Energiebedarfs gedeckt und der Primärenergiebedarf in Deutschland bis 2045 um 40 % gesenkt werden.

Voraussetzung für Elektrifizierung: schneller planen und genehmigen

Um im Lösungskorridor zu bleiben, fordert der Verband vier Dinge. Erstens müsse der Ausbau für erneuerbare Energien enorm anziehen, indem Planungs- und Genehmigungsverfahren beschleunigt werden. „Das Tempo, das beim Bau von LNG-Terminals aktuell angeschlagen wird, brauchen wir auch bei Windkraft und Solarenergie“, erklärt der ZVEI-Präsident. „Nur so befreien wir uns schneller vom Import fossiler Energieträger und können den stetig steigenden Strombedarf aus erneuerbaren Quellen speisen.“ Dem sogenannten „Osterpaket“ der Bundesregierung müsse jetzt ein Maßnahmenpaket aus einem Guss folgen.

Osterpaket: Gelege mit Kuckucksqualitäten

Zweitens müsse sich die Energie- und Stromeffizienz verbessern. „Die Hebelwirkung der Energieeffizienz wurde bisher sträflich vernachlässigt. Dabei kann mit ihr deutlich mehr Energie eingespart werden, als an regenerativen Energiequellen in Deutschland hinzugebaut werden könnte“, sagt Kegel und fordert, dass zusätzliche Maßnahmen zur Energieeffizienz gefördert und vorgeschrieben werden.

Forderung: Stromsteuer für erneuerbare Energien abschaffen

Als dritten Punkt führt der Verband an, dass der Strompreis trotz Wegfall der EEG-Umlage zu hoch bleibe. Strom habe einen Anteil von 33 % an Steuern und Umlagen, kritisierte Kegel. „Die Stromsteuer muss sich am Treibhausgasgehalt des Energieträgers ausrichten. Für Strom aus erneuerbaren Energien heißt das, die Steuer muss abgeschafft werden.“

Der Strombedarf wird bei den Klimazielen steigen, allein in Deutschland um 50 % bis 2030. Das bedeutet höhere Aus- und Belastung der Netze. Die vierte Forderung des Verbands ist daher, die Netze auszubauen und sie zu modernisieren – mit besonderem Fokus auf die Digitalisierung. Die Sorge der Verbandsmitglieder ist, dass die Netze sonst zum Nadelöhr der Energiewende zu werden.

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