Energiekonzerne 14. Aug 2024 Von Stephan W. Eder Lesezeit: ca. 3 Minuten

RWE und Eon investieren Milliarden in die Energiewende

Nach dem Rekordjahr 2023 liefern die beiden Essener Energiekonzerne Eon und RWE auch für das erste Halbjahr 2024 robuste Ergebnisse.

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RWE-Offshore-Windpark Thornton Bank. Der Essener Enegiekonzern investiert massiv in den weiteren Ausbau der Windkraft auf See.
Foto: IMAGO/Jakob Studnar

Die beiden größten deutschen Stromkonzerne, Eon und RWE, beide in Essen ansässig, stellten am 14. August die Wirtschaftszahlen für das erste Halbjahr 2024 vor. Es sind gute Zahlen. Beide Unternehmen sehen sich nach dem außergewöhnlichen Jahr 2023 im Rahmen des avisierten Geschäftsverlaufs. Das heißt: Die Ergebnisse und Gewinne fallen etwas niedriger aus, sind aber grundsolide: Das bereinigte Ebitda beläuft sich bei Eon im 1. Halbjahr 2024 auf 4,9 Mrd. € (1. Hj. 2023: 5,7 Mrd. €) und bei RWE auf 2,9 Mrd. € (1. Hj. 2023: 4,1 Mrd. €). Der Nettogewinn ist bei beiden siebenstellig: RWE nimmt unterm Strich 1,4 Mrd. € (1. Hj. 2023: 2,4 Mrd. €) ein, bei Eon sind es 1,8 Mrd. € (1. Hj. 2023: 2,3 Mrd. €).

2023 gab es Einmaleffekte (sprich Gewinne im Stromhandel) durch die immer noch hohen Energiepreise nach dem Einmarsch Russlands in die Ukraine 2022. „Der europäische Energiemarkt hat sich im ersten Halbjahr weiter normalisiert. Die Großhandelspreise für Strom befinden sich nominal auf dem Niveau von 2021“, sagte RWE-Chef Markus Krebber beim Pressegespräch. RWE sei im ersten Halbjahr in allen Bereichen gut vorangekommen. „Wir hatten ein sehr starkes erstes Halbjahr, was uns sehr positiv stimmt“, ergänzte RWE-CFO Michael Müller. Eon-Finanzchefin Nadia Jakobi sah eine „gute operative Leistung“, „eine positive Entwicklung“, die „auf der erfolgreichen Umsetzung unserer Investitionen“ basiere.

Und weil das alles so solide ist, bestätigten beide Unternehmen den Ausblick für dieses Geschäftsjahr: Eon rechnet mit einem bereinigten Ebitda zwischen 8,8 Mrd. € und 9,0 Mrd. € und einem bereinigten Konzernüberschuss zwischen 2,8 Mrd. € und 3,0 Mrd. €. Nachbar RWE geht unverändert von einem bereinigten Ebitda zwischen 5,2 Mrd. € und 5,8 Mrd. € aus und rechnet unterm Strich mit 1,9 Mrd. € bis 2,4 Mrd. € Gewinn. RWE-Chef Krebber betonte, sein Unternehmen hätte somit „zur Halbzeit bereits mehr als die Hälfte unserer Prognose erwirtschaftet“.

Eon und RWE investieren Milliarden Euro in Netze und Ökostromanlagen

Neben Milliardengewinnen schon im ersten Halbjahr des Geschäftsjahres investierten beide Konzerne in gleicher Größenordnung. Eon steigerte die Investitionen auf 2,9 Mrd. €, den Löwenanteil davon im Netzgeschäft (2,1 Mrd. €). Eon-CEO Leonhard Birnbaum betonte, dass Eon als größter Verteilnetzbetreiber Europas eine Schlüsselrolle in der Energiewende spiele und weiterhin hohe Investitionen plane, um die Infrastruktur auszubauen und die Dekarbonisierung voranzutreiben. Dafür brauche es allerdings „zwingend private Investitionen in einem nie dagewesenen Ausmaß. Dafür müssen wir attraktiv für internationale Investoren werden. Ohne angemessene Renditen werden die enormen Investitionen in den Ausbau der Netzinfrastruktur nicht finanziert werden können. Die Verzinsung von Netzinvestitionen hinkt insbesondere in Deutschland deutlich hinter Ländern mit vergleichbarem Investitionsrisiko her.“

Eon setzt auf Verteilnetze – europaweit. Der Bedarf an neuer Ladeinfrastruktur für die Elektromobilität ist dabei einer der wesentlichen Treiber für den Netzausbau. Foto: IMAGO/Shotshop

RWE mobilisierte 4,5 Mrd. €, „mehr als die Hälfte davon haben wir für unsere Offshore-Windprojekte aufgewendet, darunter der britische Nordsee-Windpark Sofia und der dänische Nordsee-Windpark Thor“, so Krebber. Die Essener Konzerne investierten also beide genau in jene Sparten am stärksten, die die Ergebnisse maßgeblich tragen. Bei RWE ist es die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien, bei Eon der Netzausbau auf Verteilnetzebene. Fast die Hälfte der Stromerzeugung bei RWE, nämlich 45 %, kommt inzwischen aus erneuerbaren Energiequellen. Entsprechend seien auch die CO2-Emissionen um 27 % im Jahresvergleich gesunken.

„Noch nie hat RWE in sechs Monaten so viel Strom aus erneuerbaren Energien produziert“, berichtete Krebber. RWE habe die Weichen für einen weiteren kräftigen Offshore-Zubau gestellt. Der Ausbau des Ökostrom-Portfolios schreite voran. „Unser Ausbauziel von über 65 GW bis 2035 haben wir weiterhin fest im Blick“, so der RWE-Chef. Aktuell liege das Unternehmen bei 36 GW, 10,2 GW seien im Bau.

RWE setzt bei Ökostrom auf Wachstumsmarkt USA – egal wie die Wahl ausgeht

Die Energiewende-Investitionen fließen aber längst nicht nur in den deutschen Markt. RWE fokussiert vor allem seit dem Inflation Reduction Act (IRA) auf die USA. Krebber ist zuversichtlich, dass sich das Engagement langfristig lohnt, denn unabhängig vom Ausgang des Wahlkampfes „bin ich überzeigt, dass der Ausbau der erneuerbaren Energien dort in jedem Fall mit hohem Tempo weitergehen wird“, Hintergrund sei der Stromhunger – plus 4 % allein in den ersten sechs Monaten in diesem Jahr gegenüber dem Vorjahreszeitraum. „Von der steigenden Nachfrage profitieren vor allem erneuerbare Energien, denn die amerikanischen Technologieunternehmen wollen langfristige Bezugsverträge für grünen Strom – und das ohne jedwede staatliche Vorgabe“, betonte Krebber.

Jüngstes Beispiel: Die Facebook-Mutter Meta hat über einen PPA-Vertrag bei RWE den Strom aus den zwei US-Solarparks Solarparks „County Run Solar“ in Illinois und „Lafitte Solar“ in Louisiana mit Gesamtkapazität von 374 MW erworben. RWE sei, so Krebber, inzwischen in den USA die Nummer drei auf dem Markt. Zudem wirke der IRA als Jobmotor und stärke die Positionen der Gemeinden in bisher strukturschwachen Regionen, so Krebber.

Wasserstoff: RWE startet großes Pilotprojekt im ehemaligen AKW Lingen

Weiterer Schwerpunkt bei RWEs Dekarbonisierung ist Wasserstoff. Am 12 August hat RWE hat im emsländischen Lingen eine Pilotanlage zur Produktion von grünem Wasserstoff in Betrieb genommen. Lingen sei einer der Kernknotenpunkte des deutschen Stromnetzes, so Krebber. In den kommenden Jahren solle die Produktion von grünem Wasserstoff an dem Standort weiter ausgebaut und an industrielle Abnehmer geliefert werden. So läuft der Weg vom ehemaligen Atomkraftwerksstandort zur Wasserstoff-Pilotanlage.

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