STROMNETZE 24. Jun 2019 Angela Schmid Lesezeit: ca. 3 Minuten

Schönere Strommasten für den Netzausbau

Bis zu 60 m hohe Stahlgittermasten ziehen sich kreuz und quer durch Deutschland. Die für Hoch- und Höchstspannungstrassen notwendigen Giganten sind fast unverwüstlich und ein gewohnter Anblick. Bisher gab es keinen Anlass, etwas an der Bauweise zu ändern, da es kaum Bedarf gab. Erst die zunehmend dezentrale Stromerzeugung und die Energiewende bringt die Branche in Deutschland in Bewegung.

Hochspannungs-Kompaktleitung in Luxemburg: Kompaktere Bauweisen könnten auch in Deutschland die Schneisenbreiten verringern und einen wirtschaftlicheren Bau ermöglichen.
Foto: Europoles

Nach Schätzung von Masthersteller Europoles werden in Deutschland bis 2020 etwa 10 000 Masten benötigt. Andere Länder sind Deutschland schon einen Schritt voraus. Die Engländer haben sich in einem internationalen Design-Wettbewerb für einen schmalen und lediglich 36 m hohen Stahlpylon in T-Form eines dänischen Architekten entschieden. Als Baumaterial soll teurer Cortenstahl eingesetzt werden, der wetterfest und nahezu verschleißfrei ist.

In Italien, Frankreich und den USA sind Vollwandmasten in der Höchstspannung im Einsatz. Seit Kurzem setzen die Niederlande auf filigrane und spitz zulaufende Stahlpylone. Statt aus Gittern besteht der bis zu 60 m hohe sogenannte Wintrack-Mast aus einer glatten, runden Konstruktion, bei der die Hochspannungsdrähte an zwei Pylonen aufgehängt werden.

„Dieses Mastdesign hat eine geringere Trassenbreite und eine schlankere Optik als herkömmliche Masten und passt sich dadurch besser und unauffälliger in das Landschaftsbild ein“, erklärt Tennet-Pressesprecherin Ulrike Hörchens. Erste Reaktionen der Bürger seien positiv.

In Deutschland wird eine Variante des Wintrack-Mastes zum ersten Mal auf der Westküstentrasse in Schleswig-Holstein getestet. Übernehmen konnte Tennet das Design aus den Niederlanden aufgrund unterschiedlicher Normen und Gesetzesvorgaben nicht. Hörchens: „Nach Auswertung dieses ersten Pilotprojekts in Deutschland wird Tennet gemeinsam mit den Genehmigungsbehörden und der Bundesnetzagentur künftige Einsatzmöglichkeiten für das neue Mastgestänge erörtern. Dabei sind technische, umweltfachliche wie auch wirtschaftliche Aspekte ausschlaggebend.“

Der Dortmunder Übertragungsnetzbetreiber Amprion hat das Prinzip der Wintrack-Masten ebenfalls aufgenommen und will in einem Pilotprojekt Akzeptanz, Realisierbarkeit, Haltbarkeit und Auswirkungen auf den Betrieb prüfen. Auf einer etwa 7 km langen Strecke am Niederrhein von Millingen bis zur niederländischen Landesgrenze sollen 20 Vollwandmasten für das 380-kV-Netz ab 2016 in Betrieb gehen und damit den optisch passenden Anschluss an die niederländischen Masten bilden.

Vor zwei Jahren startete das Unternehmen mit der Entwicklung. Jetzt ist das Konzept fertig. Ob der Pylon aus Beton, Stahl oder einer Kombination aus beidem bestehen wird, ist noch offen. Die Höhe der Kosten steht daher noch nicht fest. Günstiger werden die Masten aus Sicht von Pressesprecherin Joëlle Bouillon vermutlich aber nicht.

Den enormen Bedarf in Deutschland nutzt auch Masthersteller Europoles aus Neumarkt, der sich bisher auf 110-kV-Stromnetze sowie Masten für Funk- und Beleuchtungszwecke konzentrierte. Die schon verwendete schlanke Vollwandbauweise macht das Unternehmen aus der Oberpfalz jetzt auch für die Masten der 380-kV-Netze nutzbar.

Seit 2005 feilt Europoles an dem schlanken Vollwandmast für Starkstromleitungen. Anstelle von Winkel- und U-Profilen, aus denen die herkömmlichen Stahlgittermasten aufgebaut sind, bestehen die neuen Masten aus warmgewalztem Stahl oder Schleuderbeton und haben einen kleineren Mastfußdurchmesser und damit einen geringeren Flächenbedarf.

„Ein Kompaktmast benötigt im Vergleich zu einem konventionellen Gittermast lediglich ein Zwanzigstel des Platzes“, erklärt Alexander Braun, zuständig für Freileitungen bei Europoles. Zum Einsatz kommen zudem neue Kunststoffisolatoren, die hohe Lasten aushalten und es ermöglichen, die Seile eng an die Masten heranzuführen, sodass die Ausleger, die im Fachjargon Traversen heißen, nicht mehr benötigt werden. Dadurch verringert sich die Schneise nach Angaben von Braun um bis zu 50 %.

Zufrieden ist Braun mit den neuen 380-kV-Masten noch nicht. „Das wirtschaftliche und technische Verbesserungspotenzial soll noch wesentlich weiter ausgeschöpft werden, um die Umweltvorteile vollumfänglich umsetzen zu können.“

In einem vom Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (BMWI) mit rund 2 Mio. € geförderten Verbundprojekt, an dem sich sieben Unternehmen und Universitäten beteiligen, sollen Isolatoren, neue Werkstoffe, der Einfluss von Kriechströmen und Hochleistungsmaterialien erforscht und entwickelt werden. „Für Europoles ist dies das größte Forschungsprojekt in der 130-jährigen Firmengeschichte“, stellt Braun die Bedeutung des Themas heraus.

Neben der Optik spielen auch elektromagnetische Felder eine Rolle. Gesundheitliche Gefahren durch Strommasten sorgen in Deutschland in der Bevölkerung aber immer wieder für Ängste.

Da die neue Bauweise eine enge Anordnung der Leiterseile erlaubt, absorbieren sie gegenseitig einen Teil der Strahlung. Wie stark sich diese konkret verringert, kann Braun aber nicht sagen. Dies hänge von der Masthöhe, der Anordnung der Leiterseile und davon ab, wie stark die Seile durchhängen würden.

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