Energiewende 21. Apr 2023 Von Jörg Sutter und Heinz Wraneschitz Lesezeit: ca. 1 Minute

Was Sie über Balkonkraftwerke für zu Hause wissen müssen

Stecker- oder Balkonsolar, Balkon- oder Mini-PV – mit den kleinen Versionen größerer Photovoltaikanlagen für Hausdächer können auch Menschen zu Hause Sonnenstrom erzeugen, die nicht im Besitz von Eigenheimen sind. Eine Demokratisierung, wenn nicht gar eine Revolution in der Energiewirtschaft.

Balkonkraftwerk: Solarpanele am Balkon eines Einfamilienhauses. Diese Form der heimischen Energiewende ohne großen Aufwand erzeugt derzeit großes Interesse.
Foto: imago images/U. J. Alexander

Für die kleinen Solarstromanlagen, die am Balkon, auf der Terrasse, dem Haustürvordächlein montiert Sonnenlicht in Strom verwandeln, gibt es keine richtige oder falsche Bezeichnung. Treffend wäre wohl „Balkonsolaranlage“, im Internet gesucht wird oft nach „Balkonkraftwerken“. Doch mittlerweile schreibt sogar die Verbraucherzentrale von Steckersolargeräten. Und weil die Minisolarkraftwerke schon in Supermarktprospekten beworben werden, scheinen sie auf dem Weg zur Massenanwendung. Solche Minikraftwerke an Balkonen oder auf Garagendächern erzeugen aus ein oder zwei Solarmodulen Strom, der sofort und direkt im jeweiligen Haushalt verbraucht werden kann.

Was macht Balkonkraftwerke für zu Hause so attraktiv?

Der wichtigste Unterschied zu großen Photovoltaikanlagen für Hausdächer ist einfach: Nur Kraftwerke, die maximal 600 W Solarstrom erzeugen, dürfen direkt in einen Haushaltsverbrauch-Stromkreis einspeisen. Und nur solche dürfen vom Benutzer beim Stromnetzbetreiber angemeldet werden, ohne dass ein zugelassener Elektriker mit dem Anschluss beauftragt werden muss; so steht es in der VDE-AR-N 4105: 2018-11, Absatz 5.5.3.

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Dabei spielt es keine Rolle, dass die einzelnen Solarmodule in den letzten Jahren immer leistungsstärker geworden sind: Es zählt die Leistung, die der Wechselrichter maximal auf der Wechselstromseite produzieren und ans Hausstromnetz abgeben kann. Es ist also legitim, wenn bei einer Steckersolaranlage zum Beispiel zwei Solarmodule mit jeweils 400 W, zusammen also mit 800 W, an einen 600-W-Wechselrichter verbunden werden.

Wo kann ich Balkonkraftwerke anbringen?

Mehrfamilienhaus mit Balkonen – an jedem Balkon könnte eine Balkonsolaranlage hängen. Foto: Heinz Wraneschitz

Die Anbringungsmöglichkeiten sind vielseitig: Am Balkongeländer, an einer Wandfläche, auf einem Carport- oder Garagendach gibt es oftmals ein sonniges Plätzchen, das sich für diese Art der erneuerbaren Stromerzeugung eignet. Zumal 600 W nicht das Ende sein müssen: Denkbar ist sogar, dass diese Leistungsgrenze bald erhöht wird. Schon seit 2016 bezeichnet die Europäische Union alle Erzeuger unter 800 W als „nicht systemrelevant“, schon lange wird daher auch in Deutschland eine Anhebung der Grenze gefordert. Dafür formiert sich ein größeres Bündnis, dem neben Solarverbänden und Verbraucherschützern auch die Bundesnetzagentur, das Bundeswirtschafts- und -klimaministerium angehören. Kürzlich hat sich sogar der Verband der Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik e. V. (VDE) in einem Positionspapier dafür ausgesprochen.

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Eine kaum erwartete Entwicklung. Denn vor einigen Jahren war diese Anwendung noch in einer rechtlichen und technischen Grauzone. Sie wurde sogar als „Guerilla-Photovoltaik“ bezeichnet. Doch in den letzten Jahren hat der Einsatz einen beispiellosen Boom erlebt; heute sind solche Miniphotovoltaikanlagen hoffähig.

Wer bietet Balkonkraftwerke für die Energiewende zu Hause an?

Es gibt inzwischen einen großen Markt mit vielen Anbietern verschiedenster Steckersolar-Sets. Viele – gerade kommunale – Stromnetzbetreiber haben vorgefertigte spezielle Formulare, um die notwendige Anmeldung möglichst einfach zu machen. Es sind in aller Regel aber kleine Anbieter, die solche Steckersolar-Sets im Internet für wenige Hundert Euro an Mann und Frau bringen wollen. In solchen Sets finden sich:

Balkonsolaranlage. Foto: Heinz Wraneschitz

Meistens kann in den Onlineshops auch direkt das passende Befestigungs- und Montagematerial ausgesucht werden, das zum gewählten Anbringungsort passt. Für das Ziegeldach sind es einige Dachhaken und Schienen, für die Flachdachaufstellung auf der Garage kommen dreieckige Winkel zum Einsatz, die eine Ausrichtung der Module zur Sonne erlauben und dann mit Gehwegplatten beschwert werden. Neben den Anbietern im Internet verkaufen auch manche Elektriker oder Solarfirmen solche Geräte.

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Als Solarmodule kommen meist marktgängige Standardmodule bekannter Hersteller mit Nennleistungen zwischen 370 W und 400 W zum Einsatz, dazu spezielle Kleinwechselrichter, die direkt hinter den Modulen montiert werden. Dann muss nur noch der Stecker in eine Netzsteckdose eingesteckt werden. Und wenn die Sonne scheint, dann wird Strom erzeugt.

Was bringt mir ein Balkonkraftwerk für zu Hause?

Balkonsolarland Bayern: Module mit integriertem Wechselrichter dürfen direkt an Steckdosen angesteckt werden. Intelligente Energienutzung, Batterien und Elektromobilität sind wesentliche Themen auf der Messe.

Foto: Heinz Wraneschitz

Der für die Einspeisung in das heimische Stromnetz benötigte Gleichrichter ist abgebildet vor einem Solarmodul für ein sogenanntes Balkonkraftwerk auf einem Frankfurter Balkon. Mithilfe eines Gleichrichters kann der Strom direkt in die heimische Steckdose eingespeist werden.

Foto: picture alliance/dpa/Frank Rumpenhorst

Der für die Einspeisung in das heimische Stromnetz benötigte Gleichrichter ist abgebildet vor einem Solarmodul für ein sogenanntes Balkonkraftwerk, das auf einem Frankfurter Balkon steht.

Foto: picture alliance/dpa/Frank Rumpenhorst

Ein Steckersolargerät mit einem Modul kann bis zu 400 kWh, mit zwei Modulen bis zu 800 kWh pro Jahr Strom erzeugen. In sonniger Lage lässt sich damit – je nach Stromverbrauch des Haushalts – zwischen 5 % und 10 % des notwendigen Haushaltsstroms ersetzen. Denn der erzeugte Strom wird quasi „vollautomatisch“ in das Hausnetz abgegeben und von den nächstgelegenen Haushaltsgeräten genutzt, egal ob Radiowecker, Homeoffice-PC oder Küchengerät.

Die Wirtschaftlichkeit ist abhängig von vielen Randbedingungen. Bei den aktuellen Strompreisen – selbst mit Strompreisbremse – lohnt sich ein Steckersolargerät schon nach wenigen Jahren durch die Einsparung beim Stromeinkauf. Die Preise liegen aktuell ungefähr bei 1 €/W, ein System mit 800 W Modulleistung sollte also unter 1000 € kosten.

Ein Berechnungstool für die Wirtschaftlichkeit gibt es von der HTW Berlin.

Kleine Balkonsolaranlage auf einem schmalen Dachstück. Foto: Heinz Wraneschitz

Inzwischen gibt es eine Variante von Steckersolargeräten mit sehr schmalen Modulen: Diese werden als „Fensterbank-Kraftwerk“ angeboten, sind preiswerter, jedoch mit sehr viel weniger Leistung und Stromertrag.

Doch auch das Gegenteil ist erhältlich: Steckersolaranlagen mit mehr Solarmodulen, deren Leistungsabgabe dann aber bei gutem Sonnenschein auf die maximal zulässigen 600 W abgeregelt wird. Fraglich dagegen scheint der Sinn jener kleinen teuren Stromspeicher, die inzwischen für Steckersolar angeboten werden: Der Strom soll ja eigentlich direkt von den Geräten im Haushalt genutzt werden.

Was muss ich zu Hause beim Betrieb eines Balkonkraftwerks beachten?

Der Betrieb und die Stromerzeugung erfolgen bei Balkonkraftwerken grundsätzlich automatisch. Einige Geräte am Markt können die aktuelle Leistung und die Erträge über WLAN an eine App weitergeben, damit der Betreiber auch nachverfolgen kann, wie viel Energie erzeugt wird. Das Gerät sollte bei der Inbetriebnahme auch der Gebäudeversicherung gemeldet werden, mehr gibt es beim Betrieb eines solchen Geräts nicht zu beachten.

Strom und Gas einfach selber machen

Das ist sicherlich auch der Grund, warum das Interesse daran in den vergangenen Jahren stark zugenommen hat: Laut einer Marktstudie der HTW Berlin wurden bis Ende 2021 rund 190 000 Steckersolargeräte in Deutschland ans Netz gebracht. Eine aktuelle Auswertung des Marktstammdatenregisters durch den Landesverband Erneuerbare Energien (LEE) NRW spricht davon, dass 17 % aller in 2022 neuen Photovoltaikanlagen Steckersolargeräte sind.

Kommt ein aktuelles Vorschlagspapier des VDE zum Tragen, werden die Rahmenbedingungen für Steckersolargeräte noch weiter verbessert. Die drei wesentlichen VDE-Vorschläge: Neben der Anhebung der Grenze auf 800 W kann sich der VDE auch eine „Duldung“ des Schukosteckers vorstellen, genauso wie ein Verzicht auf die Anmeldung beim Netzbetreiber.

Doch das ist Zukunftsmusik. Denn dazu müssen neben den VDE-Vorschriften auch einige Bundesgesetze geändert werden, zum Beispiel das Messstellenbetriebsgesetz, das sich derzeit im parlamentarischen Verfahren befindet.

Einen Vorteil können die Käufer eines Steckersolargeräts für zu Hause aber heute schon nutzen: Seit Januar 2023 wird beim Kauf für Steckersolar – wie bei großen Photovoltaikanlagen – keine Umsatzsteuer mehr fällig. Es gilt also der Umsatzsteuersatz von 0 %. Aber: Wurden diese Anlagen zur Jahreswende wirklich auf einen Schlag 19 % billiger?

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