Luftwechsel im Klassenraum 02. Feb 2022 Von Markus Strehlitz Lesezeit: ca. 4 Minuten

Corona: Selbst gebaute Lüftungstechnik liefert Diskussionsstoff

Mit ihrem Selbstbausystem haben Wissenschaftler des Max-Planck-Instituts für Chemie eine mögliche Alternative zu professionellen Lüftungsanlagen entwickelt – und viel Kritik in der Branche geerntet. Klar ist: Neben technischen sind auch rechtliche Fragestellungen zu beachten.

Ein einfaches Abluftsystem für Klassenräume: Montage von einer der Hauben an einer Schule in Mainz. Sie soll die warme Luft der Schüler über einem Tisch sammeln und in das Abluftrohr leiten.
Foto: Elena Klimach

Seitdem die Corona-Pandemie die ganze Welt erfasst hat, ist vieles anders: Schüler werden regelmäßig auf Infektion getestet. Auch im Winter wird regelmäßig gelüftet und über Lüftungsanlagen wird kontrovers diskutiert. Seitdem ein Team um Frank Helleis, Leiter der Instrumentenentwicklung am Max-Planck-Institut für Chemie (MPIC), ein Selbstbausystem entwickelt hat, das Räume wie Schulsäle mit Frischluft versorgen soll (s. VDI Nachrichten 39/21), ist die Branche in Aufruhr.

Pro Selbstbau-Lüftungsanlage: Gutachten und Vergleichsstudie entlasten

Es gibt viel Kritik an dem System, das eine kostengünstige Alternative zu professionellen Raumlufttechnischen Anlage (RLT) darstellen soll. Kritisiert werden zum Beispiel mangelnde Wirksamkeit, eine schlechte Energieeffizienz und nicht erfüllte Brandschutzanforderungen.

Beide Seiten präsentieren Argumente inklusive entsprechender Daten. So kontert Helleis zum Beispiel den Brandschutzvorwurf mit einem Gutachten, das sein System entlastet. Die Wirksamkeit belegt er mit einer Vergleichsstudie, in der der Einsatz verschiedener Lüftungsmethoden in unterschiedlichen Szenarien in Schulen simuliert wurde.

Fensterlüftungssystem mit einfachem Abluftventilator (oben) oder alternativ mit zusätzlicher verteilter Absaugung über Hauben (unten). Entwickelt hat das System das Max-Planck-Institut für Chemie. Foto: A. Koppenborg/D. Jack

Contra Selbstbau-Lüftungsanlage: Weniger als 10 % der aufsteigenden Luft wird erfasst

Uwe Franzke, Geschäftsführer des Instituts für Luft- und Kältetechnik (ILK) in Dresden, stellt nicht infrage, dass das MPIC-System grundsätzlich funktionieren kann. Das zugrunde liegende Prinzip der Quell- bzw. der Schichtenlüftung sei ja auch schon lange bekannt. Allerdings seien die notwendigen Randbedingungen in Klassenräumen häufig nicht gegeben. Das betreffe etwa die benötigten Temperaturunterschiede, aber vor allem auch die Abstimmung zwischen dem durch die Personen verursachten, aufsteigenden und dem abgesaugten Luftvolumenstrom.

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