Branchenverband liefert Prognose für 2023 09. Feb 2023 Von Stefan Asche Lesezeit: ca. 3 Minuten

VDW: Produktion von Werkzeugmaschinen wird wachsen

Der VDW erwartet für die Werkzeugmaschinenindustrie im laufenden Jahr ein Produktionswachstum von 9 % auf ein Volumen von dann 15,5 Mrd. €. Das läge nominal nur noch ein Zehntel unter dem Rekordergebnis von 2018.

Nach Einschätzung des VDW geht es 2023 aufwärts beim Werkzeugmaschinenbau.
Foto: panthermedia.net/Uwe Moser

Franz-Xaver Bernhard, Vorsitzender des VDW (Verein Deutscher Werkzeugmaschinenfabriken) blickt auffällig optimistisch nach vorne: „Wir haben die Auswirkungen der Corona-Krise weitgehend überwunden.“ Das zeige sich nicht nur in der Produktionsentwicklung, sondern auch im Auftragseingang: „Der liegt nur noch knapp unter dem Rekordergebnis von 2018.“ Die Kapazitätsauslastung steige kontinuierlich an. Im Januar habe sie bei 91,1% gelegen.

Makroökonomisch wird die Prognose des Branchenverbands durch die hausinterne Annahme gestützt, dass die Inflation ihren Höhepunkt überschritten habe. Auch die Energie- und Rohstoffpreise hätten ihre Höchststände hinter sich gelassen. Die Aufhebung der Covid-Restriktionen im größten Markt China werde die Geschäfte stimulieren. Auch andere Länder Asiens wie Indien oder die Asean-Region würden zum Wachstum beitragen. Weltweit, so die Einschätzung, würden die Investitionen zum dritten Mal in Folge steigen – wenn auch weniger dynamisch als in den beiden vergangenen Jahren. In der Folge profitiere davon der internationale Werkzeugmaschinenverbrauch.

Veränderungen in der Automobilindustrie sind laut VDW schon antizipiert

Auch in Deutschland sollen die Investitionen nach drei Jahren Flaute wieder ins Plus drehen, meint der VDW. Ein besonderes Augenmerk richtet der Verband dabei auf die Automobilindustrie. Einschlägige Unternehmen hätten ihre Käufe zuletzt vor allem deshalb gedrosselt, weil sie wegen des Chipmangels nicht haben produzieren können. Aber auch der Transformationsprozess bei den Automobilisten sei bereits in die künftigen Geschäftsstrategien eingepreist: Die Werkzeugmaschinenbauer hätten ihre Kundenstruktur stärker diversifiziert: Der Anteil der Fahrzeughersteller sei von fast 43 % im Jahr 2019 auf rund 31 % im Jahr 2021 gesunken. Zugelegt hätten demgegenüber „der Maschinenbau und die Herstellung von Metallerzeugnissen“.

Lesetipp: Tröpfchenweise zum Metallteil – Werkzeugmaschinenbauer steigt mit eigenem Konzept in den Metaldruck ein

Optimistische Nachrichten liefert auch das Institut für Wirtschaftsforschung: Der Ifo-Geschäftsklimaindex für die Investitionsgüter- und die Werkzeugmaschinenindustrie sei im Januar kräftig gestiegen. Die Erwartungen der Automobilindustrie sind demnach sogar wieder ins Positive gedreht. Auch der weltweite Einkaufsmanagerindex steige erstmals seit zwölf Monaten wieder leicht an, insbesondere in der Eurozone mit so wichtigen Märkten wie Italien, Spanien und Frankreich, aber auch Großbritannien und der Türkei.

Laut VDW wuchs die Werkzeugmaschinenproduktion im vergangenen Jahr bereits um ein Zehntel, drei Punkte mehr als noch im Herbst erwartet. Das entspricht einem realen Plus von 3 % und einem Volumen von rund 14,1 Mrd. €. „Endlich können mehr Maschinen fertiggestellt und ausgeliefert werden, denn bei vielen Metallkomponenten hat sich die Zuliefersituation verbessert“, sagt Bernhard. Elektronikkomponenten bleiben jedoch weiterhin ein Engpass.

Der Inlandsabsatz sei 2022 nach einem schwachen Vorjahr mit 16 % mehr als doppelt so stark gewachsen wie der Export, der lediglich 7 % zulegen konnte. Besonders schwach schnitt Osteuropa ab, weil der Handel mit Russland weitgehend zusammengebrochen ist. Kumuliert sind die deutschen Lieferungen dorthin seit 2018 um fast 80 % zurückgegangen. Außerordentlich stark präsentierte sich Italien, in den vergangenen beiden Jahren angetrieben von einer massiven Subventionspolitik für den Kauf von Maschinen. Die Ausfuhren nach Asien zogen um 11 % an. Insbesondere die Exporte nach Thailand, Indien, Japan und Südkorea sind kräftig gewachsen. China war der Treiber im Jahr zuvor. 2022 erschwerte die Null-Covid-Politik die Auslieferungen von Maschinen. Einiges wurde durch die Produktion vor Ort ersetzt. Amerika schließlich war mit 24 % Anstieg das Zugpferd, getrieben von Brasilien, den USA und Mexiko. Als zweitgrößter Markt gewinnen die USA an Bedeutung und rücken mit einem Exportanteil von 14,7 % näher an China heran, das für 18,7 % steht.

Lesetipp: Porträt von Franz-Xaver Bernhard

Die Beschäftigung lag laut VDW im Dezember 2022 (in Betrieben mit mehr als 50 Mitarbeitenden) bei geschätzt 65 400. Das waren 2 % mehr als im Vorjahr. In der gesamten Corona-Pandemie seit 2019 wurden insgesamt 13 % der Mitarbeitenden abgebaut. Die Produktion sank im gleichen Zeitraum um 17 %. Ursache ist neben pandemiebedingten Einbußen auch der Transformationsprozess beim Kunden Automobil.

Fachkräfte besser aus- und weiterbilden

Ein nachhaltiges Problem der Branche ist laut VDW der Fachkräftemangel. „Er wird voraussichtlich ein Dauerthema bleiben, weil er mit dem demografischen Wandel eine strukturelle Ursache hat. Die Zahlen für den gesamten Maschinenbau bestätigen die prekäre Situation“, so Bernhard.

Die Zahl der offenen Stellen im Maschinenbau steigt im Verhältnis zum gesamten Personalaufbau rasant – 20 % versus 1,3 %. Gut die Hälfte der Maschinenbauer plant, ihre Belegschaften aufzustocken. Große Engpässe weisen nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit derzeit die Berufsgruppen Mechatroniker, Automatisierungstechnik, spanende Metallbearbeitung, Maschinen- und Betriebstechnik sowie Elektrotechnik auf. Im letzten Ausbildungsjahr 2021/2022 blieben über 11 000 von 97 000 angebotenen Ausbildungsplätzen in den für den Maschinenbau relevanten Berufen unbesetzt.

„Nachhaltig gegen den demografischen Wandel anzukommen, erfordert einen langen Atem“, so Bernhard. „Zur Weiterbildung müssen kreative Wege der Nachwuchsgewinnung kommen, damit junge Menschen die Chance haben, Begeisterung für die Berufe des Maschinen- und Anlagenbaus zu entwickeln. Da sind wir alle gefragt.“

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