Ausstellung 19. Okt. 2022 Von Eckart Pasche Lesezeit: ca. 4 Minuten

Ruhr Museum zeigt den Wandel der Emscher von der Kloake zum Naherholungsgebiet

Nach mehr als 120 Jahren ist die Emscher, die einstige offene Kloake des Ruhrgebiets, wieder abwasserfrei. Das Ruhr Museum in Essen feiert dies mit zwei Ausstellungen.

Welche enormen gesellschaftlichen und landschaftlichen Umwälzungen an der Emscher stattfanden, zeigen zwei aktuelle Ausstellungen des Ruhr Museums. Im Bild eine Baustelle am Pumpwerk Alte Emscher in Duisburg, um 1953.
Foto: Emschergenossenschaft

Als in den 1860er-Jahren der Steinkohlenbergbau von der Ruhr in nördlicher Richtung bis zur Emscher wanderte, sanken Flächen oberirdisch ab und Senkungssümpfe bildeten sich. Das Abwasser des Bergbaus und der Hüttenwerke, aber auch der neuen Ansiedlungen sammelte sich hier und faulte, denn die Bevölkerung nahm im 19. Jahrhundert rasant zu. 1818 hatten Städte wie Essen und Dortmund noch keine 5000 Einwohner, 1910 registrierte Essen 294 653 und Dortmund 214 226 Personen. Der Entwässerungsnotstand führte 1901 zu einer Typhusepidemie in Gelsenkirchen, bei der 350 Menschen starben. Robert Koch (1843–1910) gründete folglich hier im selben Jahr das „Hygiene-Institut des Ruhrgebietes“.

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Angesichts dieser Situation wurde im Jahre 1899 die Emschergenossenschaft ins Leben gerufen. Wegen der Bergsenkungen war der Bau unterirdischer Kanäle nicht möglich, weil sie durch die Bewegungen im Gebirge beschädigt worden wären. Daher wurden die Emscher als zentraler Fluss des Reviers und ihre Nebenbäche als offene Schmutzwasserverläufe verwendet. Der Fluss und seine Nebenläufe wurden begradigt, die Gewässer eingedeicht und mit Betonschalen befestigt. Vorüber waren Überflutungen und Seuchen. Es blieb der Gestank eines offenen Abwasserverlaufs.

Die Emschergenossenschaft baut das Entwässerungssystem zurück

Durch die weitere Nordwanderung des Steinkohlenbergbaus in Richtung Lippe bis zu seiner Beendigung im Jahre 2018 sind die Bergsenkungen nahezu zum Stillstand gekommen. Daher kann die Emschergenossenschaft das Entwässerungssystem wieder „zurückbauen“. Das heißt: Schritt für Schritt werden die ehemaligen Bäche vom Abwasser befreit, das dann in unterirdischen Rohren den Kläranlagen zufließt. Danach können die Bachläufe wieder umgestaltet, „renaturiert“ werden. Das erste Projekt wurde 1982 mit dem Dellwiger Bach in Dortmund begonnen.

Mit der Internationalen Bauausstellung Emscherpark (1989–1999) wurde das Generationenprojekt des naturnahen Umbaus des Emschersystems eingeleitet. Zum geplanten und budgetierten Zeitrahmen 1992–2021 wurde mit 5,38 Mrd. € das gesamte Emschersystem umgebaut. Der Abwasserkanal Emscher (AKE) – der „Emscherschnellweg unter Tage“ – ist Voraussetzung für die von Abwasser befreite Emscher und den naturnahen Umbau der Gewässer. Planung und Bau des Kanals, mit Tiefenlagen bis zu 40 m, waren eine ingenieurtechnische Meisterleistung. Der erste Spatenstich für den Abwasserkanal Emscher wurde am 11. September 2009 gesetzt. Der AKE ist 51 km lang und reicht von Dortmund-Deusen bis Dinslaken.

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