Schadstoffe verhindern Bestäubung 09. Feb 2024 Von Dominik Hochwarth Lesezeit: ca. 2 Minuten

Wegen Luftverschmutzung finden Insekten nicht mehr den Weg zur Blüte

Forschende aus den USA berichten in einer aktuellen Studie, dass Insekten mit zunehmender Luftverschmutzung immer schwerer den Weg zur Blüte finden. Die Pflanzen wiederum bilden weniger Früchte.

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Die Blüte lockt, die Biene kommt - dieses Schauspiel ist uralt. Doch der Duft von Blumen geht in verschmutzter Luft verloren, wie Forscher berichten. PantherMedia / pervach

Die Luftverschmutzung durch Abgase überdeckt andere Gerüche so stark, dass nicht nur Menschen in Großstädten darunter leiden, sondern laut einer Studie auch Insekten. Ein Forscherteam berichtet im Fachmagazin „Science“, dass Luftschadstoffe die Bestäubung weltweit beeinträchtigen könnten, indem sie die Wirkung von Duftstoffen verändern. Viele bestäubende Insekten werden von Blütendüften angelockt und legen auf der Suche nach Nahrung weite Strecken zurück.

Darum geht es in der Studie

Lärm, künstliches Licht und vom Menschen freigesetzte chemische Substanzen beeinflussen das Verhalten der Tiere. Untersuchungen haben gezeigt, dass Dieselabgase und bodennahes Ozon die Fähigkeit von Insekten, Gerüche zu erkennen, beeinträchtigen. Oxidationsmittel wie Ozon (O3) und Nitratradikale (NO3-Radikale) bauen Geruchsstoffe in Blumendüften ab, die wichtig sind, um Bestäuber anzulocken, erklärt das Team um Joel Thornton und Jeffrey Riffell von der University of Washington.

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Für ihre Studie konzentrierten sich die Forscher auf die Auswirkungen von Ozon und Nitratradikalen auf die Bestäubung von Nachtkerzen durch Motten in Washington. Die Nachtkerze verströmt einen intensiven Duft, der viele Bestäuber anlockt. Die Forschenden beobachteten rund 300 Blüten während 200 Stunden und analysierten, wie einzelne Duftkomponenten die Nachtfalter beeinflussen und wie sie durch Ozon und Nitratradikale abgebaut werden.

Duftstoffe werden durch das Nitratradikal rasch abgebaut

Die Studie des Forschungsteams ergab, dass das NO3-Radikal, das nachts in vielen Gebieten das vorherrschende Oxidationsmittel ist, bestimmte Duftstoffe schnell zersetzt. Dies betrifft vor allem Monoterpene, welche besonders anziehend auf Nachtfalter wirken. Als Ergebnis können die nachtaktiven Schmetterlinge die Blüten oft nicht mehr erkennen, was zu einem Rückgang der Blütenbesuche um etwa 70 % führt. Dies führt wiederum zu einer etwa 30-prozentigen Verringerung der Fruchtbildung bei Nachtkerzen.

Im Gegensatz dazu hat O3 laut der Analyse nachts einen geringeren Einfluss als das NO3-Radikal. Ozon entsteht am Boden hauptsächlich durch Sonnenlicht und ein komplexes Zusammenspiel von Kohlenwasserstoffen und Stickoxiden. Das NO3-Radikal wird durch Sonnenlicht abgebaut, aber nachts kann es in hohen Mengen durch die Reaktion von Ozon mit Stickstoffdioxid (NO2) entstehen.

Insekten riechen Blüten bis zu 75 % weniger weit

Das Team um Thornton und Riffell konnte mithilfe eines globalen Modells auch zeigen, dass die Belastung der Atmosphäre mit O3– und NO3-Radikalen in vielen städtischen Gebieten und deren Umgebung hoch genug ist, um die Entfernung, in der Bestäuber Blüten erkennen können, deutlich zu verringern.

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Das Forschungsteam fand heraus, dass in einigen dicht besiedelten Regionen der Welt die Reichweite der Duftwahrnehmung seit der vorindustriellen Zeit um bis zu 75 % oder mehr abgenommen haben könnte. Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass die Luftverschmutzung erhebliche Auswirkungen auf die Bestäubung und damit auf die landwirtschaftlichen Erträge haben könnte. (dpa/hoc)

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