Wirtschaftspolitik 03. Feb 2025 Von André Weikard Lesezeit: ca. 3 Minuten

VW, BMW und Mercedes-Benz: So treffen Trumps Zölle die deutsche Autoindustrie

An den Aktienkursen lässt sich ablesen, wen die Finanzwelt für die Verlierer von Trumps Zöllen hält. An der Spitze: VW, BMW und Mercedes-Benz.

Volkswagen in Mexiko
Trumps Zölle gegen das Nachbarland Mexiko treffen den VW-Konzern hart. Mit Ausfuhren aus Mexiko erwirtschaftet das Unternehmen 15 % seines Gewinns.
Foto: picture alliance / photothek/Thomas Trutschel

Zwei Telefonate brauchte es und Donald Trumps Pläne, die Nachbarn Mexiko und Kanada mit einer Einfuhrsteuer von 25 % zu belegen, waren hinfällig. Zumindest vorerst. Nach Gesprächen mit der mexikanischen Präsidentin Claudia Sheinbaum und dem kanadischen Amtskollegen Justin Trudeau liegen die angedrohten Zölle für wenigstens einen Monat auf Eis. Währenddessen werde über die Bekämpfung des Drogenhandels diskutiert und die Begrenzung illegaler Migration, heißt es aus dem Weißen Haus. Donald Trump weiß selbst, dass seine Einfuhrzölle ökonomischen Schaden anrichten. Auch für sein Land. Das scheint jedenfalls bei seiner Stellungnahme durch, die der US-Präsident am Sonntag auf der eigenen Social-Media-Plattform Truth Social veröffentlicht hat. „Wird es Schmerzen geben?“, fragt der US-Präsident dort rhetorisch und ist dann immerhin so ehrlich einzugestehen: „Ja, vielleicht.“

Trumps Zölle fachen die Inflation in den USA an

Mit Schmerzen ist die Teuerung gemeint, die auf die US-Amerikaner zukommt, wenn Einfuhren sich durch die Zölle verteuern. Weh tun wird auch, dass Medikamente möglicherweise schlechter verfügbar sein werden oder dass Jobs in Gefahr geraten, weil die betroffenen Länder ihrerseits mit Zöllen reagieren und US-Waren auf dem Weltmarkt künftig einen erheblichen Wettbewerbsnachteil haben werden.

VW, BMW und Mercedes-Benz: Aktienkurse notieren im Minus

Kurzfristig aber schmerzen Trumps Zölle tatsächlich zuerst die Produzenten, die den US-Markt aus dem Billiglohnnachbarn Mexiko bedienen. Und damit die deutsche Automobilindustrie. Zur Eröffnung des Börsenhandels am Montag nach der Zollandrohung notieren Papiere von Daimler Truck, Continental, Volkswagen, BMW, Mercedes-Benz und Porsche unisono im Minus und bescheren dem deutschen Börsenbarometer einen miserablen Wochenstart.

Autos aus Mexiko werden für US-Verbraucher 6250 $ teurer

Der ohnehin gebeutelte Volkswagen-Konzern führt die Liste der Dax-Verlierer lange an. Nach Berechnungen der Ratingagentur Moody‘s erwirtschaftet das Unternehmen 15 % des Vorsteuergewinns mit Exporten aus Mexiko, konkret geht es um 3 Mrd. € Ertrag. Wenn die VW-Modelle Jetta und Tiguan sowie der Audi-SUV Q5, allesamt in Mexiko produziert und zu großen Teilen für den US-Markt bestimmt, sich um 25 % verteuern, dürfte der Absatz einbrechen. Auf Basis des durchschnittlichen Preises der US-Automobilimporte aus Mexiko müssten US-Verbraucher künftig 6250 $ zusätzlich berappen, so die Ratingagentur Standard & Poor‘s.

Bei Volkswagen ist man alarmiert

Entsprechend alarmiert klingt die Pressemitteilung von Volkswagen, die betont, man investiere derzeit über 5 Mrd. $ in das VW-Werk in Tennessee und habe sich am US-Elektroautobauer Rivian beteiligt. Erst vergangene Woche machten Gerüchte die Runde, der Konzern plane weitere Produktionsverlagerungen in die USA. Bereits heute beschäftige das Unternehmen „direkt und indirekt Zehntausende von Menschen“ in den USA, so VW. Ähnliches gilt auch für die deutschen Konkurrenten BMW und Mercedes. Beide profitieren nur vordergründig davon, dass sie in den USA direkt fertigen, statt in Mexiko. Denn Antriebssysteme und Komponenten stammen zu großen Teilen dennoch von dort. Vor den Auswirkungen des Zollstreits sind auch diese beiden Unternehmen nicht gefeit.

2100 Unternehmen mit deutscher Beteiligung in Mexiko von Trumps Zöllen betroffen

Das gilt natürlich auch für die vielen kleineren deutschen Unternehmen jenseits der Autoindustrie, die ebenfalls vor allem in Mexiko aktiv sind. Insgesamt 2100 Unternehmen mit deutsche Kapitalbeteiligung seien betroffen, meldet die Deutsch-Mexikanische Industrie- und Handelskammer (AHK Mexiko). Darunter prominente Namen wie Siemens, Festo und Harting. Der Maschinenbauverband VDMA ergänzt: „Die von Donald Trump verhängten Zölle werden auch den europäischen Maschinen- und Anlagenbau stark treffen.“ Viele Unternehmen hätten innerhalb der Freihandelszone USMCA ihre Wertschöpfungsketten aufgebaut und sowohl in den USA als auch in Mexiko erhebliche Investitionen in die Produktion von Maschinen und Anlagen getätigt.

VDA: Arbeitsplätze in Deutschland in Gefahr

Die Folgen einer weltweiten Abschottung von Wirtschaftsräumen skizziert der Verband der Automobilindustrie (VDA). Käme es dazu, müssten die Unternehmen die jeweiligen Absatzmärkte nämlich aus lokaler Produktion bedienen. Und das werde „nicht ohne Rückwirkung auf Arbeitsplätze in Deutschland und Europa bleiben“.

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