Rüstungexport 11. Aug 2023 Von Peter Odrich Lesezeit: ca. 3 Minuten

Die Dassault Rafale mausert sich zum Exportschlager für Frankreichs Rüstungsindustrie

Das Kampfflugzeug Dassault Rafale zieht Kunden aus aller Welt an. Präsident Emmanuel Macron nutzt dies für seine Außenpolitik.

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Die Dassault Rafale ist nicht mehr das neueste Kampfflugzeugmodell. Doch jetzt zieht die Nachfrage an. Hier fliegt eine Rafale im Jahr 2016 über dem Irak einen Einsatz gegen den Islamischen Staat.
Foto: U.S. Air Force photo by Tech. Sgt. Nathan Lipscomb/public domain.

Frankreich setzte am Nationalfeiertag ein Zeichen: Die Jets, die über der Militärparade auf den Champs-Élysées Formation flogen, kamen nicht nur von französischen Luftwaffe. Dabei waren auch drei Rafale der indischen Luftstreitkräfte. Die Rafale des französischen Herstellers Dassault ist das derzeit mit Abstand absatzstärkste europäische Kampfflugzeug. Es öffnet der französischen Flugzeugindustrie den Zugang zu neuen Märkte in Übersee. Von diesen Kunden ist Indien der größte.

Indien bestellte die Rafale statt des Eurofighters

Indien hatte bereits im Jahr 2012 Rafale bestellt und sich dabei auch gegen den deutsch-britisch-italienischen Eurofighter entschieden. Zu diesen 36 Maschinen kam Ende Juni auf dem Pariser Luftfahrtsalon der Auftrag über weitere 26 Maschinen hinzu. Diese sind für Indiens Marine bestimmt und entsprechen der Version, die für den Einsatz auf dem französischen Flugzeugträger Charles de Gaulle entwickelt wurde.

Welche anderen Kampfflugzeugmodelle in der Nato eingesetzt werden, sehen Sie in der Fotogalerie:

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Das US-Kampfflugzeug F-16 ist seit fast 50 Jahren im Dienst zahlreicher Nato-Staaten und westlicher Verbündeter. Die starke Stellung der US-Verteidigungsindustrie lässt Frankreich nur einen relativ geringen Anteil am Geschäft für Wehrtechnik.

Foto: U.S. Air Force Photo/Senior Airman Brian Ferguson/Public Domain

Der Eurofighter ist das Jagdflugzeug der deutschen Luftwaffe und der britischen RAF. Am Nachfolger arbeiten die einstigen Partner getrennt: Deutschland setzt mit Frankreich und Spanien auf das Modell FCAS, Großbritannien zusammen mit Schweden, Italien und Japan entwickeln ihr eigenes Flugzeug, die Tempest.

Foto: Vladimir Korolkov/public domain

Die F-35 von Lockheed Martin ist das Maß aller Dinge auf dem Markt für Kampfflugzeuge. Viele Nato-Staaten haben sich für den Typ entschieden, mittlerweile auch Deutschland, das einen Atomwaffenträger als Nachfolger des Tornado suchte.

Foto: Airman 1st Class Valerie Seelye/US Air Force, Public Domain

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Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer wollte die F/A-18 als Zwischenlösung bestellen, bis FCAS einsatzfähig war. Doch die Ampelkoalition entschied sich gegen den Typ, der nicht mehr der neuesten Generation von Kampfflugzeugen entspricht, und bestellte die F-35.

Foto: Petty Officer 3rd Class Jason Johnston, U.S. Navy. (Public Domain)

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Schweden baut aufgrund seiner Neutralität seit Jahrzehnten hochwertige Kampfflugzeuge. Die Saab Gripen wird in der Nato von den Luftstreitkräften Tschechiens und Ungarns geflogen. Obwohl erheblich günstiger, unterlag die Gripen gegen die Rafale bei der indischen Ausschreibung im Jahr 2012.

Foto: Public Domain

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Die MiG-29 war das Standardkampfflugzeug des Warschauer Pakts zur Zeit seines Zusammenbruchs. Entsprechend verbreitet war das Flugzeug bei osteuropäischen Nato-Staaten und den Nachfolgestaaten der Sowjetunion. Auch die Ukraine fliegt MiG-29, Polen will seinen gesamten Bestand an sein Nachbarland abtreten. Das Foto zeigt eine MiG-29 der Bundeswehr aus Beständen der NVA im Jahr 2001.

Foto: U.S. Air National Guard photo Technical Sgt. Vincent De Groot 185th Fighter Wing/public domain

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Die F-4 Phantom war lange Zeit das Standard-Kampfflugzeug der USA und der Bundesrepublik. Bei den US-Streitkräften längst ausgemustert, flogen die Phantom der Luftwaffe noch bis 2013, In der Nato fliegen noch die Türkei (Foto) und Griechenland das Modell.

Foto: Crown copyright

Ägypten und die Vereinigten Arabischen Emirate sind weitere Käufer. In Südamerika und auf dem Balkan wird gegenwärtig mit mehreren Staaten über Aufträge für das zweimotorige Kampfflugzeug mit einem Stückpreis von 80 Mio. € bis 100 Mio. € verhandelt.

Nur die US-amerikanische F-35 von Lockheed Martin wird seit einigen Jahren in noch deutlich größeren Stückzahlen als die Rafale bestellt – zur französischen Enttäuschung auch von immer mehr europäischen Ländern, etwa von Deutschland, der Schweiz, Belgien, Großbritannien, Norwegen und Finnland.

Die in den 1950er-Jahren entwickelte Mirage wurde zur Legende und trug wesentlich zum guten Ruf von Dassault als Lieferant von Kampfflugzeugen bei. Das Foto zeigt eine israelische Mirage III C im Jahr 1973. Foto: Herman Chanania/Government Press Office

Die Mirage als Vorläuferin der Rafale war in den vielen Mutationen sowohl ein bemerkenswerter technischer als auch wirtschaftlicher Erfolg. 2004 führte dann der Auftrag der französischen Marineflieger zur Entwicklung der Rafale, die sich allerdings erst elf Jahre später zu einem echten Verkaufserfolg mauserte. Allein im Jahre 2022 verzeichnete Dassault Aufträge über 21 Mrd. €, die den französischen Marktanteil in der Wehrtechnik der Welt gegenüber dem Vorjahr von 7 % auf 11 % in die Höhe trieben.

Indien wendet sich von russischer Wehrtechnik ab

Für den Erfolg der Rafale gibt es etliche politische Gründe. Das beginnt damit, dass eine Reihe von Ländern prinzipiell kein US-Fluggerät kaufen will. Seit der Vollinvasion der Ukraine wenden sich auch langjährige Wehrtechnikkunden wie Indien von Russland ab.

Aber auch die westlichen Sanktionen zeigen Wirkung. So beklagte sich im Februar der serbische Präsident Aleksandar Vucic, für die betagten MiG-29-Jäger seines Landes seien kaum noch Ersatzteile auf dem Weltmarkt erhältlich. Das Land prüft inzwischen auch den Umstieg auf die Rafale.

Unter Präsident Emmanuel Macron gewannen geopolitische Aspekte beim Rafale-Verkauf an Bedeutung. Frankreich blickt auf den Pazifik, wo es seit sehr langer Zeit einige Besitzungen unterhält, die unter anderem 7000 französische Soldaten dauerhaft beherbergen.

Frankreich verfolgt mit dem Verkauf der Rafale außenpolitische Ziele

Die Vereinigten Staaten sind seit Jahrzehnten besonders stark im pazifischen Raum engagiert. Großbritannien und Australien bauen gegenwärtig ihre Position in den Weiten der pazifischen Welt aus. Da will Frankreich nicht fehlen und etwa Japan den Vortritt lassen.

Deutlich wurde das im Frühsommer dieses Jahres, als Paris die Einrichtung eines Nato-Büros in Tokio blockierte. Frankreich und Rafale sind derzeit im Wortsinn nicht zu trennen. Als Macron im Juli dieses Jahres zu seiner Reise zu den französischen Besitzungen im Pazifik startete, da waren es Rafale-Jets, die die Präsidentenmaschine begleiteten. Vermutlich wird es nicht lange dauern, bis die ersten Rafale auf pazifischen Stützpunkten Frankreichs stationiert sein werden.

Die Marineversion der Rafale wurde jüngst von Indien gekauft. Diese Maschine steht im Jahr 2016 auf dem Flugdeck des französischen Flugzeugträgers Charles de Gaulle im Mittelmeer. Foto: Bundeswehr/Marine Nationale

Die so stark auf die Rafale bezogene Politik Frankreichs macht es schwer, die Chancen des deutsch-französisch-spanischen Kampfflugzeugs FCAS (Future Combat Air System) einzuschätzen. In rund 15 Jahren soll es die Rafale bei den französischen Streitkräften und den Eurofighter bei der deutschen Luftwaffe ablösen.

Großbritannien, Italien und Japan bringen derweil ihr Konkurrenzprodukt Tempest voran. Beim FCAS hatte es jahrelang Streitigkeiten zwischen Dassault und Airbus über die Aufgabenteilung im Projekt gegeben. Aus dem 100-Mrd.-€-Sondervermögen für die Bundeswehr sind 4,5 Mrd. € für das Kampfflugzeug vorgesehen. Im April kündigten Verteidigungsminister Boris Pistorius und seine Kollegen aus Frankreich und Spanien an, das Projekt mit neuer Kraft voranzubringen. Mittlerweile stieg auch Belgien in die Entwicklung ein.

Zahlreiche europäische Nato-Staaten haben sich für das US-Kampfflugzeug F-35 Lightning entschieden. Damit ist ein attraktiver Markt für die Rafale verloren gegangen. Foto: U.S. Air Force photo/Master Sgt. Ben Mota, public domain

Doch Dassault hat an vielen Fronten zu kämpfen. Es mangelt an Zulieferteilen und Rohstoffen aus dem Ausland. Und der Fachkräftemangel macht sich auch in Frankreich bemerkbar. Derzeit strebt Dassault danach, wenigstens drei 36 Rafale im Jahr herzustellen. Lockheed Martin produziert in der gleichen Zeit immerhin 156 seines F-35-­Kampfflugzeugs.

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