Rüstungsindustrie 15. Dez 2023 Von Peter Steinmüller Lesezeit: ca. 3 Minuten

Rheinmetall und Ungarn wollen den Kampfpanzer KF51 Panther in Serie bringen

Die ungarische Regierung hat das Rüstungsunternehmen Rheinmetall beauftragt, den Panzer KF51 Panther zur Serienreife zu entwickeln.

Der deutsche Rüstungskonzern Rheinmetall präsentiert den neuen Kampfpanzer KF51 auf der Rüstungsmesse Eurosatory 2022 in Paris. Nun soll er in Ungarn entwickelt und produziert werden.
Foto: Rheinmetall

Laut einer Mitteilung von Rheinmetall hat der Entwicklungsauftrag einen Wert von rund 288 Mio. €. Die Arbeiten sehen den Bau und die Qualifikation eines Demonstrators vor, welcher die Serienfertigung vorbereitet. Rheinmetall kooperiert bei dem Vorhaben mit der staatlichen ungarischen Holding N7, die mit 49 % an dem Joint Venture Rheinmetall Hungary beteiligt ist.

Der KF51 Panther verzichtet auf den Ladeschützen zugunsten eines Ladeautomaten

Rheinmetall hatte ein Exemplar des Panzers erstmals auf der Rüstungsmesse Eurosatory im vergangenen Jahr vorgestellt. Zu den herausragenden Eigenschaften des Demonstrators gehörten ein Ladeautomat (Nato-Panzer haben üblicherweise einen Ladeschützen für das Nachladen der Kanone), ein radargesteuertes Schutzsystem, das anfliegende Panzerfaustgranaten und Lenkwaffen auf kurze Entfernung bekämpft, sowie die Einbindung in eine sogenannte Combat Cloud, die die Besatzung durch KI-Unterstützung mit den wichtigsten Informationen zum Gefechtsfeld versorgt. Hinzu kommt die Möglichkeit, ein viertes Besatzungsmitglied etwa als Drohnenbediener oder Einheitsführer mitzunehmen.

Anders als im ursprünglichen Exemplar sollen die ungarischen KF51 aber nicht mit der neu entwickelten 130-mm-Kanone von Rheinmetall ausgestattet werden. Stattdessen bleibt es beim Kaliber 120 mm, um die Munition mit den ungarischen Leopard 2 kompatibel zu halten.

Das deutsch-französische Unternehmen KNDS stellte diesen Entwurf des MGCS vor. Foto: KNDS

Während Rheinmetall den KF51 stets als vollwertigen Kampfpanzer bezeichnet, hatte Panzerexperte Rolf Hilmes vor zwei Jahren in VDI nachrichten das Modell als „Teilsystemdemonstrator Bewaffnung“ für das geplante deutsch-französische Kampfpanzerprojekt MGCS bezeichnet. Der KF51-Demonstrator auf der Eurosatory war zwar mit Kanone, Turm und Feuerleitsystemen von Rheinmetall ausgestattet, nutzte aber Wanne, den Motor und das Fahrgestell des ein halbes Jahrhundert alten Leopard 2. Diese Komponenten stammen aber nicht von Rheinmetall selbst, sondern vom Kooperationspartner Krauss-Maffei Wegmann (KMW), für den Rheinmetall beim Leopard 2 lediglich Systemlieferant vor allem für die Bordkanone war. Nach Auskunft von Rheinmetall soll die Serienversion des KF51 die Wanne des von der Firma hergestellten Bergepanzers Büffel nutzen – die wiederum identisch ist mit der des Leopard 2.

Die Chancen verschlechtern sich, dass der MGCS zum Nato-Standardpanzer wird

Dass Ungarn nun selbstständig einen Kampfpanzer entwickeln und produzieren will, ist symptomatisch für die Zerfaserung des Marktes für einen Leopard-2-Nachfolger. Dieser hatte sich für die europäischen Nato-Partner und Kanada im Kalten Krieg zum Quasi-Standard-Kampfpanzer entwickelt. Rund 2500 hatten die Staaten zu Beginn es Ukrainekrieges entweder im aktiven Dienst oder eingelagert. Der MGCS hätte gute Chancen gehabt, eine ähnlich breite Akzeptanz zu finden und so die Stückkosten zu senken. Doch das Projekt kommt wegen Streitigkeiten zwischen den beauftragten Firmen, der französischen Nexter sowie Rheinmetall und KMW seit Jahren kaum vom Fleck. Immer wieder spekulieren Experten über ein Aus für das Projekt. Die Vorstellung des KF51 auf der Eurosatory war bereits als deutliches Ausscheren von Rheinmetall aus dem MGCS-Vorhaben interpretiert worden. Immerhin hatte der Düsseldorfer Konzern sein neues Produkt ausdrücklich als Leopard-2-Nachfolger angekündigt.

Bereits kurz nach der Bestellung südkoreanischer Kampfpaner vom Typ K2 Black Panther durch die polnische Regierung war dieses Exemplar bei einer Nato-Übung in Polen zu sehen. Foto: U.S. Army National Guard photo by Staff Sgt. Matthew A. Foster

Als Reaktion auf Russlands Krieg gegen die Ukraine rüsten viele Nato-Staaten ihre Armeen auf, ohne auf den MGCS zu warten. So bestellte Polen in Südkorea rund 1000 Kampfpanzer des hochmodernen Typs K2 Black Panther. Selbst das kleine Zypern lässt sich betagte Merkava aus israelischer Produktion liefern. Die Bundeswehr behilft sich mittlerweile mit der Aufrüstung ihrer Leopard-2-Bestände. So verfügt die jüngste Version A7 über neue Optroniken für bessere Sicht der Besatzung bei Tag und Nacht, stärkere Panzerung und eine Kanone mit höherer Kampfentfernung.

Die Entwicklung des KF51 Panther ist Teil der ungarischen Aufrüstung

Die gemeinsame Entwicklung des KF51 knüpft nahtlos an das bisherige starke Engagement von Rheinmetall in Ungarn an. Erst im August dieses Jahres eröffnete das Unternehmen in Zalaegerszeg ein Werk, in dem mehr als 200 Schützenpanzer des Typs Lynx für Ungarns Armee gebaut werden sollen. Zu Jahresanfang hatten die Düsseldorfer angekündigt, im Várpalota als Joint Venture mit einer einheimischen Staatsfirma ein Werk zur Herstellung des Munitionssprengstoffs RDX zu bauen.

Weil der MGCS noch lange auf sich warten lässt, rüstet die Bundeswehr ihre Leopard-2-Flotte nach. Hier überquert ein Exemplar der neuesten Version A7V die Havel mit einer Pionierfähre. Foto: Bundeswehr/Marco Dorow

Rheinmetalls Expansion hängt eng zusammen mit dem Ehrgeiz von Ministerpräsident Viktor Orbán, die ungarischen Streitkräfte massiv aufzurüsten. Ausgerechnet Putins engster Verbündeter in der EU treibt seit Jahren die Militarisierung der Gesellschaft voran, seit 2020 unter dem mysteriösen Titel „Bereitet euch vor!“. 2017 war beschlossen worden, die jahrzehntelang vernachlässigten Streitkräfte mit 10 000 Soldatinnen und Soldaten zu einer hochmodernen Nato-Armee mit 40 000 Männern und Frauen hochzurüsten. Mittlerweile hat sich Ungarn zum wichtigsten Kunden der deutschen Rüstungsindustrie entwickelt, in diesem Jahr werden ein Drittel der Genehmigungen für Rüstungsexporte mit 3,3 Mrd. € auf Ungarn entfallen. Der Orbán-kritische Philosoph Gáspár Miklós Tamás hatte 2020 jedoch versichert, trotz der Aufrüstung gehe von Ungarn keine Gefahr für seine Nachbarn aus: „Es geht dabei um die bloße ideologische Identifikation mit Großungarn, nicht um reale Grenzrevisionen.“

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