Studie zur Digitalisierung 23. Nov 2023 Gastbeitrag von Tobias Kollmann / Dirk Stein Lesezeit: ca. 3 Minuten

Mehrheit der Dax-Konzerne hat Defizite bei Corporate Digital Responsibility

4305 Textstellen verweisen in den aktuellen Geschäftsberichten der Dax-40-Unternehmen auf das Thema „Digitalisierung“. Wie ernst es die Firmenlenker mit dem Thema meinen, hat der „Dax Digital Monitor“ untersucht.

Bei der Beschreibung des Nutzens der Digitalisierung bleiben viele Dax-Unternehmen vage. KI spielt in den meisten Geschäftsberichten noch kaum eine Rolle, so der jüngste "Dax Digital Monitor".
Foto: panthermedia.net/Olivier26

Wie wichtig ist die Digitalisierung für unsere Dax-40-Unternehmen? Wie verarbeiten sie die Daten, die von außen kommen und wie transparent wird dies in den Geschäftsberichten kommuniziert? Und wie setzt man in diesem Zusammenhang die verschiedenen Anwendungen der künstlichen Intelligenz für Mitarbeiter und Kunden verantwortungsvoll ein? Die Antworten aus dem aktuellen „Dax Digital Monitor“, der von der FOM Hochschule und der Universität Duisburg-Essen in Kooperation mit der QCI Corporation erstellt wird, zeigen diesbezüglich Defizite und einen Nachholbedarf bei den deutschen Konzernen auf: Die Corporate Digital Responsibility (CDR) ist nur in den wenigsten Geschäftsberichten ein fester Bestandteil und die Analyse zeigt zudem, dass die künstliche Intelligenz (KI) bei vielen Dax-40-Unternehmen noch in den Kinderschuhen steckt.

Kostenreduktion weiter im Fokus

Das Themenfeld „Kostenreduktion“ hat für viele Dax-40-Unternehmen nach wie vor einen hohen Stellenwert, wenn es um Digitalisierung geht. Sowohl Siemens Healthineers, Beiersdorf, Covestro als auch Fresenius greifen dieses Thema in ihren Berichten explizit auf. Im Vergleich zu den Ergebnissen der Vorjahresstudien 2020–2022 hat die Bedeutung der Kostensenkung durch Digitalisierung weiter an Bedeutung gewonnen. Diese Konzentration auf die Rationalisierung des Bestandsgeschäfts lässt jedoch die Chancen des Einsatzes von Digitalisierung für neue Geschäftsaktivitäten im Innovationsgeschäft oftmals außen vor. Eine positive Ausnahme ist Heidelberg Materials, die von ihrer Wachstumsstrategie als „Ankerinvestor in Digital- und Technologieunternehmen sowie den eigenen digitalen Produkten für ein künftiges Wachstum“ berichten.

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Digitale Kennzahlen auf dem Vormarsch

Kennzahlen zur Digitalisierung gehören erfreulicherweise immer mehr zum festen Bestandteil der Berichterstattung und das untermauert die Glaubwürdigkeit der Unternehmensführung, dieses Thema fest in der Unternehmensstrategie zu verankern. So ist es bei BASF beispielsweise „die Anzahl erreichter Kunden über digitale Angebote“, bei Beiersdorf das „Wachstum des E-Commerce-Geschäfts“ oder bei Brenntag der „Beitrag der Digitalisierung zum operativen EBITA“. Kennzahlen sind eine wichtige Verpflichtung für die digitale Transformation und verhindern ein bloßes Lippenbekenntnis der Unternehmensführung in diesem Bereich. Es gibt aber leider noch kein einheitliches KPI-System für die Digitalisierung und damit kein Patentrezept für die zugehörige Berichterstattung, was die Vergleichbarkeit der berichteten Maßnahmen für die Aktionäre schwierig macht.

Künstliche Intelligenz leider nur ein Randthema (noch)

„Künstliche Intelligenz“ (KI) wird in der aktuellen Geschäftsberichterstattung über alle Dax-40-Unternehmen hinweg nur an insgesamt 205 Textstellen verwendet. Das deutet darauf hin, dass sich das Thema KI bei vielen Dax-40-Unternehmen noch im Anfangsstadium befindet. So berichtet Porsche über „KI als wesentlicher Faktor für den Geschäftserfolg“, wird aber nicht konkreter im Hinblick auf die Umsetzung. Merck will „KI für die Entwicklung neuer digitaler Geschäftsmodelle einsetzen“, sagt aber nicht wie. Insgesamt elf (27,5 %) der Dax-40-Unternehmen erwähnen die künstliche Intelligenz in der Geschäftsberichterstattung zudem überhaupt nicht. Das weiterführende Thema einer „Generative Artificial Intelligence“, ausgelöst von ChatGPT, findet darüber hinaus in keinem Geschäftsbericht eine Berücksichtigung. Die Dax-Unternehmen wurden von dieser Entwicklung sprichwörtlich überrollt und im Jahr 2024 wird das in den Geschäftsberichten vermutlich deutlich anders aussehen, denn die Erwartungen an den geschäftlichen Nutzen von KI sind enorm.

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Nachbesserung bei der Corporate Digital Responsibility

Nicht zuletzt aufgrund der wachsenden Bedeutung der künstlichen Intelligenz wird auch die Corporate Digital Responsibility (CDR) für die Dax-Unternehmen in Zukunft eine zunehmende Bedeutung bekommen. Warum? Weil die Verantwortung für die insbesondere bei der KI eingesetzten Daten eine neue Bedeutung bekommen wird und dies unmittelbar auf das Vertrauen bei Geschäftspartnern und Kunden im Umgang mit ihren Daten durchschlagen wird. Als Vorreiter in Sachen CDR kann die Telekom genannt werden, die sich seit 2017 mit diesem Thema beschäftigt und CDR dem Sustainable Development Goal 9 (SDG 9) zuordnet. Die Telekom und Zalando veröffentlichen zudem jährlich einen eigenständigen CDR-Bericht. Porsche hat zudem in der Geschäftsberichterstattung 2022 bestätigt, dass CDR integraler Bestandteil der Porsche Strategie 2030 ist.

Es ist aus dem aktuellen „Dax Digital Monitor“ klar erkennbar, dass die Dax-40-Unternehmen bei dem Thema CDR und ihrer digitalen Verantwortung unterschiedliche Umsetzungsstrategien verfolgen. Es wäre daher hilfreich, wenn sich alle Dax-Unternehmen freiwillig einer CDR-Initiative anschließen würden, damit sich ein klarer Kriterienkatalog für die Berichterstattung herausbildet. Gelingt dies nicht, so muss der Gesetzgeber aktiv werden, denn digitale Ethik und Verantwortung werden und müssen ein fester Bestandteil unserer Unternehmenskultur werden.

Link zur Studie: www.dax-digital-monitor.de

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