Podcast „Prototyp“ mit Camila Cruz Durlacher 16. Mrz 2023 Von Wolfgang Schmitz Lesezeit: ca. 2 Minuten

Junge Frauen brauchen für ihre Karriere weibliche Vorbilder – und ein gutes Netzwerk

Camila Cruz Durlacher, Topmanagerin beim Technologiekonzern 3M, wollte immer schon in Deutschland arbeiten – auch weil sie glaubte, der Arbeitsmarkt sei hierzulande frauengerechter als in anderen Ländern. Das war ein Fehlschluss, wie die Brasilianerin im Podcast „Prototyp“ erläutert.

Camila Cruz Durlacher: „Wollen wir im Arbeitsleben mehr Diversität haben, müssen wir allen die gleichen Möglichkeiten zum Netzwerken anbieten.“
Foto: 3M

Es gibt keinen Zauberstab, der von jetzt auf gleich dafür sorgt, dass sich mehr Mädchen und junge Frauen für Technik begeistern. Deshalb mahnt Camila Cruz Durlacher, die als Vice President beim Technologiekonzern 3M für Forschung und Entwicklung in Europa, dem Nahen Osten sowie Afrika zuständig ist, das Problem aktiv anzugehen.

Es gebe zwei wichtige Handlungsstränge: Mädchen brauchten zum einen Role Models, die die Attraktivität technischer Berufsfelder veranschaulichen, zum anderen sei eine breite gesellschaftliche Debatte vonnöten, die Stereotype abbaue. „Es geht nicht darum, Wissenschaft ,sexy‘ zu machen. Das würde Stereotype nur verstärken, sondern darum, Frauen in Mint-Berufen zu Normalfällen zu machen“, meint Cruz Durlacher im Karrierepodcast „Prototyp“.

Bei 3M sind 29 % der Mitarbeitenden in Forschung und Entwicklung Frauen

In den Mint-Studiengängen ist noch reichlich Platz für junge Frauen

Soziale Medien seien geeignete Bühnen, um inspirierende Beispiele zu zeigen, neue Technologien zu erläutern und um Wissenschaft zu „entmystifizieren“. Bei 3M werben Mint-Botschafterinnen für Berufe in den entsprechenden Disziplinen im Rahmen der Dokuserie „Not the Science Type“. Das Engagement zahle sich aus. Die Managerin ist froh, dass bei ihrem Arbeitgeber 29 % der Mitarbeitenden in Forschung und Entwicklung Frauen sind – was das Doppelte des Durchschnitts in deutschen F&E-Abteilungen sei. Auf diesen Lorbeeren ruhe sich 3M jedoch nicht aus. Denn: „Wir bekommen weiterhin nicht genug Frauen.“

Die Herausforderung Mentoring sieht die Brasilianerin auch als persönlichen Gewinn für sich selbst und als Chance, nahe an den Bedürfnissen und Problemen junger Frauen zu sein. Cruz Durlacher bedauert, dass viele Frauen immer noch an ihren Fähigkeiten zweifeln. Sie litten unter dem „Imposter Syndrome“ oder „Hochstapler-Syndrom“, weil sie glauben, nicht gut genug für einen Job zu sein. „Studien zeigen, dass Frauen sich nur dann trauen, sich zu bewerben, wenn sie alle Qualifikationen nachweisen können. Männer hingegen riskieren mehr, sie sind nicht so selbstkritisch. Hier sehe ich einen wichtigen Punkt, an dem ich mit Frauen arbeite.“

Frauen bleibt Zugang zu Netzwerken oft versperrt

Camila Cruz Durlacher hat einmal gesagt: „Ich trinke kein Bier und spiele kein Fußball, glaube aber, dass Männer das richtig machen.“ Wie meint sie das? Die Managerin lacht. „Ich habe damit sagen wollen, wie wichtig das Netzwerken für die Karriere ist. Das rührt von meinen Erfahrungen bei 3M in Brasilien her. Die Männer im Unternehmen haben jeden Donnerstag Fußball gespielt, anschließend ein Bier getrunken und Gespräche geführt. So fingen viele Karrieren an.“

Zwei Frauen managen Allianz der Technischen Universitäten

Dieses Netzwerken sei gut, versperre aber gleichzeitig den Zugang von Frauen in diesen Kreis. „Wir Frauen müssten ebenfalls solche Netzwerke bauen. Wollen wir im Arbeitsleben mehr Diversität haben, müssen wir allen die gleichen Möglichkeiten zum Netzwerken anbieten.“

Schon früh war es der Traum von Camila Cruz Durlacher, in Deutschland zu arbeiten. Sie dachte, in einem Land, in dem eine Frau so lange an der Regierungsspitze stand, sei die Frauenfrage gar keine. „Ich habe hier aber etwas anderes vorgefunden.“

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