Buchtipps 30. Nov 2022 Von Wolfgang Schmitz / Peter Steinmüller / Stephan W. Eder / Claudia Burger / Bettina Reckter Lesezeit: ca. 4 Minuten

Lesestoff für Zeiten der Krise

Corona, Krieg, Inflation – das Jahr 2022 gab wenig Anlässe, zur Ruhe zu kommen. Umso wichtiger, Zeit für ein gutes Buch zu finden.


Foto: PantherMedia / AndreyKr

Zug um Zug auf der Leinwand

Foto: Paul Pietsch Verlage

Film: Die Ankunft eines Zuges auf dem Bahnhof im französischen La Ciotat ist eines der ersten Dokumente der Filmgeschichte. 1895/96 führte Auguste Lumière Regie, während sein Bruder Louis die Kamera bediente. Der Film dauert weniger als eine Minute. Mit dieser kinematografischen Revolution beginnt das Buch „Die Eisenbahn als Filmstar“, zusammengestellt von Eberhard Urban und Kristiane Müller-Urban. Die Zeitreise geht weiter über „Der General“ mit Buster Keaton, „12 Uhr Mittags“, „16 Uhr 50 ab Paddington“, „Spiel mir das Lied vom Tod“ bis zu „Snowpiercer“ und das Jahr 2013. Das Buch könnte Kineasten enttäuschen, sind erläuternde Texte doch sehr kurz gehalten. Immerhin wird kurz auf die Loks eingegangen. „Die Eisenbahn als Filmstar“ lebt auf 159 Seiten vor allem von Fotos, die Erinnerungen wecken. ws

Eberhard Urban, Kristiane Müller-Urban: Die Eisenbahn als Filmstar, Transpress Verlag, Stuttgart 2022, 159 S., 14,9 €.

Kein Grund zum Schwarzsehen

Foto: Verlag C.H.Beck

Astronomie: Es gibt im Moment auf der weltpolitischen Bühne leider viele Gründe, schwarz zu sehen. Da ist es besser, sich gedanklich weit weg zu begeben und einzutauchen in andere, vermeintlich erfreulichere unbekannte Gefilde. Die Astrophysikerin und Redakteurin Sibylle Anderl hat nach „Das Universum und ich: Die Philosophie der Astrophysik“ aus dem Jahr 2017 erneut ein tolles Buch vorgelegt. Es ist in vier Kapitel gegliedert und berichtet über den Status quo der Forschung zum Thema dunkle Materie und thematisiert auch die philosophische Diskussion über dieses Phänomen. Lediglich die optische Aufbereitung mit den wenigen Schwarz-Weiß-Fotos ist zu beklagen. cer

Sibylle Anderl: Dunkle Materie. Das große Rätsel der Kosmologie, C.H.Beck, München 2022, 128 S., 9,95 €

Einladung zur Zeitreise

Foto: Dorling Kindersley

Zeitreise: Das Buch liegt schwer in der Hand und passt in keine Handtasche. Dafür bietet „Wissenschaft & Technik – Die illustrierte Weltgeschichte“ aber auch einiges. Das voluminöse und reich bebilderte Werk sollte Fachleute wie Laien begeistern – vor allem solche, die sich für die Geschichte von Technik und Naturwissenschaften interessieren.

Das Buch setzt mit „Die Macht des Feuers“ in der Frühzeit an, um sich über Aristoteles, Isaac Newton, Albert Einstein und Richard Feynman bis in die „Vernetzte Welt im 21. Jahrhundert“ (die allerdings etwas kurz kommt) vorzutasten. Technik ist im Buch durchgehend an den Menschen gekoppelt.

Es ist ein Nachschlagewerk, das man nicht in einem Schwung liest, sondern das man immer wieder aus dem Regal holt, um sich auf kleine Zeitreisen zu begeben. ws

Hrsg. Adam Hart-Davis: Wissenschaft & Technik, Dorling Kindersley Verlag, London 2022, 520 S., 49,95 €

Der Anlagenbauer wars!

Foto: Rowohlt

Roman: „Monschau“ heißt das Buch von Steffen Kopetzky; ein genialer, auf historischen Fakten basierender Krimi, der in das Jahr 1962 führt, als es den letzten großen Ausbruch der Pest in Deutschland im Eifelstädtchen Monschau gab. Im dortigen Krankenhaus wurde als erste, schwer erkrankt, die neunjährige Tochter eines Technikers eingeliefert. Der arbeitete für die Otto-Junker-Werke (im Buch: Rither) in Lammerath und hatte den Infekt aus Indien mitgebracht. Die Liebesgeschichte in „Monschau“, sie mag fiktiv sein; die Stars des Romans, der Mediziner Günter Stüttgen ist Person der Zeitgeschichte, ebenso wie Kollege Nikolaos Spyridakis (Constantin E. Orfanos). Fesselnd! swe

Steffen Kopetzky: Monschau. Rowohlt, Berlin 2021, 352 S., 22 €.

Digitalisierte Gesundheit – Fluch oder Segen?

Foto: Westend Verlag

Gesundheit: Das deutsche Gesundheitssystem gilt als eines der besten der Welt, obwohl skandinavische Länder mit ihrem hohen Grad der Digitalisierung es sicher als antiquiert und ineffizient betrachten würden. Doch wie hilfreich sind eigentlich die Errungenschaften von e-Health für die Gesellschaft?

Andreas Meißner und Franz Bartmann stellen sich dieser Streitfrage in dem Buch „Digitalisierte Gesundheit?“. Bartmann ist Facharzt für Viszeral- und Unfallchirurgie, seit 2018 im Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Telemedizin und als Befürworter der Digitalisierung im Gesundheitswesen davon überzeugt, dass sie viele Menschenleben retten könne. Meißner, seit über 20 Jahren niedergelassener Psychiater und Psychotherapeut, hingegen warnt vor einem Gesundheitswesen, das nur auf ökonomischen Gewinn abzielt und dabei das Menschliche übergeht. ber

Andreas Meißner, Franz Bartmann: Digitalisierte Gesundheit? Westend Verlag, Frankfurt/Main 2022, 112 S., 14,00 €

Terroristenjagd mit Motorrad

Foto: Ullstein Buchverlage

Kriminalität: Der Terroranschlag bei den Olympischen Spielen in München vor 50 Jahren war Anlass für die Gründung der GSG 9. Der Fernsehjournalist Michael Götschenberg hat für seine Geschichte der Antiterroreinheit mit aktiven und ehemaligen Polizisten dieser verschwiegenen Eliteeinheit gesprochen. Deshalb erfährt man neue Details zur oft erzählten Befreiung der Landshut in Mogadischu. Interessantestes Kapitel ist jenes zum Einsatz in Bad Kleinen, als nicht nur ein Beamter starb, sondern die GSG 9 beschuldigt wurde, den RAF-Terroristen Wolfgang Grams ermordet zu haben. Der Autor schildert den Leidensweg der zu Unrecht von Staatsanwaltschaft und Medien beschuldigten Beamten. Auch aktuelle Anforderungen werden in dem Buch beschrieben: Eine neue Motorradeinheit sorgt dafür, dass auch im dichten Berliner Stadtverkehr schnell reagiert werden kann. pst

Michael Götschenberg: GSG 9. Terror im Visier. Econ, Berlin 2022; 320 S., 22,99 €

Wege aus der Kommunikationsflut

Foto: Verlag Herder

Digitalisierung: Die digitale Revolution ist quasi über Nacht über uns hereingebrochen. Sie hat eine Informationsflut ausgelöst, der die Menschen nicht gewachsen sind. „So laufen wir Gefahr, uns zu Tode zu informieren.“ Das ist die These des Hirnforschers und Bestsellerautors Gerald Hüther, die er gemeinsam mit dem Journalisten Robert Burdy in seinem neuen Buch vertritt. Das Werk bietet keine detaillierten Handlungsanweisungen, wie wir aus dem Dilemma herauskommen, es nimmt sich aber die Zeit, komplizierte Zusammenhänge verständlich zu erklären. „Und der Weg aus der Überflutung … ist keine Verteidigung gegen einen Angriff von außen, sondern eine Besinnung auf unser Menschsein.“ ws

Gerald Hüther, Robert Burdy: Wir informieren uns zu Tode, Herder, Freiburg 2022, 240 S., 22 €

Einblicke in die braune Vergangenheit

Foto: Kiepenheuer & Witsch

Unternehmen: Insider der deutschen Unternehmensgeschichte werden aus der Lektüre „Braunes Erbe“ des niederländischen Journalisten David de Jong keine wesentlich neuen Erkenntnisse schöpfen. Die lebendige Erzählweise des Autors aber hält die Spannung durchgehend hoch und zieht die Leser tief in die nationalsozialistischen Verstrickungen von Flick, Oetker, Quandt, von Finck und Porsche hinein. De Jong beendet seine detaillierte Darstellung nicht mit dem Untergang des „Dritten Reiches“, er führt den Faden über die Reaktion der Alliierten auf die Machenschaften der Unternehmen und über deren eigene Aufarbeitung fort – was zu einem beklemmenden Gefühl führt. ws

David de Jong: Braunes Erbe, Kiepenheuer & Witsch, Köln 2022, 496 S., 28 €

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