Geldautomatensprengungen: Erfolgreiche Maßnahmen treiben Täter ins Ausland
Die Zahl der Sprengungen von Geldautomaten hat 2022 in Deutschland einen neuen Höchststand erreicht. Die Innenminister der Bundesländer fordern Banken auf, die Sicherheitsmaßnahmen gegen Sprengungen zu verbessern.

Foto: Polizei NRW
Die Zahl der gesprengten Geldautomaten in Deutschland sinkt. Das hat auch etwas mit technischen Maßnahmen zu tun, die in den vergangenen Jahren umgesetzt wurden. Nach Einschätzung des niedersächsischen Landeskriminalamts führt das zu Ausweichbewegungen der Täter in andere Länder. „Österreich ist aktuell ein Hotspot“, sagte LKA-Präsident Friedo de Vries bei einer dreitägigen Fachtagung mit Experten aus 14 Bundesländern und sechs Staaten.
Konkret bedeutet das: In ganz Deutschland habe es 2024 weniger als 300 Fälle gegeben – nach knapp 500 ein Jahr zuvor, sagte de Vries. Laut LKA verfestigte sich dabei aber der Trend zur Sprengung von Geldautomaten mit festen Explosivstoffen. Diese machen demnach mittlerweile über 85 % aller entsprechenden Taten in Deutschland aus. De Vries begrüßte deshalb die Anpassung des Sprengstoffgesetzes und damit einhergehende stärkere Ermittlungsbefugnisse für die Polizei. Er sagte aber auch: „Wir müssen die Verfügbarkeit von Explosivmitteln deutlich reduzieren, Logistikketten besser kontrollieren.“
In den Behörden wächst die Sorge: Denn immer häufiger entstehen dabei schwere Schäden an Gebäuden. Ende November 2022 hatte sich Bayerns Innenminister Joachim Hermann auf der Innenministerkonferenz (IMK) in München deshalb dafür ausgesprochen, den Druck auf international agierende Tätergruppen zu erhöhen. Auf der Konferenz wurde beschlossen, die Betreiber künftig zur Sicherung der Geldbestände vor Sprengungen zu verpflichten. Begründet wurde das mit der inzwischen oft rücksichtslosen Gefährdung von unbeteiligten Dritten, Anwohnern und Einsatzkräften durch Sprengungen.
Wie schützt man Geldautomaten vor der Sprengung?
Laut Hermann müssten beispielsweise die Aufstellorte und auch die Automaten selbst besser gesichert werden. Zudem liege es in der Verantwortung der Banken und Automatenhersteller, es den Kriminellen durch technische Einrichtungen möglichst schwer zu machen, Geld zu erbeuten. Das erhöht den Aufwand für die Automatenbetreiber und hat teilweise bereits zur Folge, dass Banken Automaten an Standorten mit hohem Angriffsrisiko abbauen. Kunden müssen dann deutlich größere Wege in Kauf nehmen, um an Bargeld zu kommen.
Von Banken genutzte technische Maßnahmen, um Sprengungen für Diebe möglichst unattraktiv zu machen, sind Einbruchmeldetechnik, Erschütterungsmelder, Videoüberwachung sowie die verbesserte Sicherung von Fenstern und Zugangstüren. Auch Einsätze, die die Geldscheine bei gewaltsamem Öffnen der Automaten mit Farbe markieren oder durch Klebstoffe für die Täter unbrauchbar machen, zählen dazu. Teilweise wird auch auf Vernebelungseinrichtungen gesetzt, die den Tätern die Sicht einschränken, wodurch sie beim Einsammeln der Beute Zeit verlieren. Deren Einsatz soll laut einer gemeinsamen Erklärung von Banken und Sparkassen noch verstärkt werden.

Inertgas soll Sprengung von Geldautomaten verhindern
Eine andere Lösung ist beim Deutschen Patent- und Markenamt zu finden. Dort hat der Ingenieur Hermann-Josef Schmidt aus Gaimersheim Mitte 2020 eine „Vorrichtung zum Schützen mindestens eines Behälters“ als Gebrauchsmuster (Aktenzeichen DE 20 2020 001 447 U1) eintragen lassen. Vereinfacht beschrieben erkennt ein Sensor dabei einströmendes Gas und setzt ein in einem Druckbehälter gelagertes Inertgas frei, beispielsweise Stickstoff (N2). Das reaktionsträge Edelgas verdrängt in dem Fall das explosive Gas (beispielsweise Propan) aus dem Automaten und verdünnt es. Ziel ist es, damit die Sprengung des Automaten zu verhindern oder zumindest in ihren Folgen deutlich abzumildern.
Alles aus der Welt der Technik
Angebot wählen und sofort weiterlesen
- Alle Beiträge auf vdi-nachrichten.com
- Monatlich kündbar
Oder werden Sie VDI-Mitglied und lesen im Rahmen der Mitgliedschaft Vn+.