Fahrassistenzsysteme 29. Sep 2016 Peter Kellerhoff Lesezeit: ca. 2 Minuten

Digitaler Außenspiegel

Günstig im Sichtfeld des Fahrers sorgt der digitale Außenspiegel für eine Vielzahl von Informationen.
Foto: Bosch

Große Außenspiegel sollen beim Nutzfahrzeug den Blick nach hinten sicherstellen. Doch sie haben zwei entscheidende Nachteile: Sie verschlechtern die Aerodynamik und die direkte Sicht nach vorne wird beeinträchtigt. Continental, Bosch und andere Hersteller präsentierten auf der IAA kamerabasierte Lösungen, bei denen beide Außenspiegel komplett ersetzt werden.

IAA Nutzfahrzeug: Die Ausgezeichneten

IAA-Award: Der renommierte Journalistenpreis hat auf der IAA eine lange Tradition: Die Auszeichnungen „Truck/Van/Bus of the Year“ gingen in diesem Jahr nach Polen und Deutschland. VW hatte mit seinem neuen Modell des Crafter bei den leichten Nutzfahrzeugen sowie bei den Trucks mit der Konzerntochter Scania die Nase vorn. Das polnische Unternehmen Solaris konnte bei den Bussen mit seinem Modell Urbino die Jury überzeugen. pek

Der neue Scania konnte durch seine durchdachte Fahrerhausergonomie punkten. Foto: Scania
Der Crafter von VW konnte die Jury bei den leichten Nutzfahrzeugen begeistern. Foto: VW

Experten zufolge kann dadurch nicht nur der Luftwiderstand wesentlich reduziert, sondern auch der Kraftstoffverbrauch um ein bis zwei Prozent gesenkt werden. Der Druck durch die CO2-Vorgaben verschiedener Regierungen lastet stark auf den Auto- und Nutzfahrzeugherstellern, weshalb diese um jeden Zehntelliter kämpfen. Die Aerodynamik bietet hier ein gewisses Einsparpotenzial. Außen an der Fahrzeugkabine integrierte Videosensoren liefern das Bild auf Displays innerhalb des Fahrerhauses.

Diese digitale Technik hat weitere Vorteile: Eine situationsbezogene Darstellung ist möglich, in der bei Fahrten auf der Autobahn der Blick weiter nach hinten geht, während in der Stadt ein möglichst großer Blickwinkel mehr Sicherheit verspricht. Ebenso kann im Stadtverkehr der tote Winkel minimiert werden. Ein erhöhter Kontrast und Blendfreiheit gegenüber herkömmlichen Außenspiegeln verbessern besonders die Sicht bei Nachtfahrten. Windgeräusche und die Gefahr abgebrochener Spiegel verringern sich.

Das Zusammenspiel mit weiteren Assistenzsystemen kann zu einer Verbesserung der Verkehrswahrnehmung führen. Durch Objekterkennung und -klassifikation könnten laut Continental kritische Verkehrssitiationen, Geschwindigkeiten und Entfernungen angezeigt werden, sodass der Fahrer vereinfachte Entscheidungen über Fahrmanöver treffen kann. Besonders wichtig sind solche kombinierten Assistenzsysteme beim Rangieren oder bei anstehenden Überholvorgängen.

Dieser visuelle Input aus allen möglichen Himmelsrichtungen könnte in letzter Konsequenz sogar zu autonomen Überhol- oder Rangiervorgängen führen. Voraussetzung für all das ist die Digitalisierung der Sicht nach hinten und der Auswertung der so erhobenen Daten durch weitere Assistenzsysteme.

Den serienreifen digitalen Außenspiegel gibt es weltweit bisher zwar noch nicht, doch die IAA Nutzfahrzeuge hat gezeigt, dass die Hersteller mit Hochdruck daran arbeiten.

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