Energiepolitik 22. Dez 2022 Von Angelika Nikionok-Ehrlich Lesezeit: ca. 7 Minuten

Finnland meistert Energiekrise mit Wind und Kernkraft

Wie gelingt die Energiewende in einem Land mit langen Wintern? Wie macht man sich von Russland unabhängig? Finnland setzt dafür auf erneuerbare Energien, Kernkraft und Innovationen.

Kernkraftwerk Olkiluoto, Finnland. Betreiber TVO. Kernkraft gehört in Finnland zum Common Sense. Auf dem Kraftwerksgelände in Olkiluoto nimmt ein Reaktor der neuen Generation (Vordergrund) wohl 2023 endlich seinen Regelbetrieb auf.
Foto: TVO

Märchenhaft tief verschneit präsentiert sich Finnland in diesem Dezember 2022. In der Südhälfte, etwa in Helsinki, sind tagsüber frostige –13 °C, morgens und abends –17 °C. In den nördlicheren Gebieten, die ein arktisches Klima haben, können es –30 °C werden. Frieren wollen die 5,5 Mio. Finnen trotzdem nicht, also wird gut geheizt. Und sie wollen auch nicht auf ihre nahezu täglichen Saunagänge verzichten, die fester Bestandteil der Kultur sind. So hat in manch teurerem Hotel jedes Zimmer eine individuelle Sauna. Aber geht das so weiter, trotz europaweiter Energiekrise?

Wer eine gute Führungskraft sein möchte, sollte sich im Tanzen üben – siehe Sanna Marin!

„Ja“, sagt der Geschäftsführer des finnischen Energieverbands Finnish Energy, Jukka Leskelä, „denn in Finnland sind wir nicht abhängig von russischem Gas.“ Finnish Energy ist das Pendant zum deutschen Branchenverband BDEW.

Finnen heizen vor allem mit Strom – wie auch die Schweden und Norweger

Geheizt wird viel mit Strom, der vor allem aus den vier Kernkraftwerken (KKW) kommt. Auch Abfälle werden für die Fernwärme genutzt, in den ländlichen Gebieten Biomasse, oft Holz. Ausgedehnte Nadelwälder bedecken weite Teile des Landes, traditionell spielt die Forstwirtschaft eine wichtige Rolle. Doch benötigen auch die Industrien, vor allem Papier, Chemie und Metalle, viel Energie.

Der Pro-Kopf-Verbrauch an Primärenergie liege mit 68 MWh pro Jahr denn auch signifikant höher als im EU-Durchschnitt (35 MWh), erläutert Lekkelä. Kein Wunder also, dass Finnland trotz eigener Produktion, vor allem in den vier KKW, noch im Jahr 2021 rund ein Fünftel seines Stroms importiert hat, vor allem aus Schweden.

Finnland importiert noch rund ein Fünftel seines Stroms

Importiert wurden bis vor Kurzem auch die fossilen Energieträger, denn Finnland besitzt keine Kohle-, Öl- oder Gasressourcen. „Über 30 % der finnischen Energie kamen aus Russland, jetzt praktisch nichts mehr“, betont Lekkelä. Bereits in der letzten Dekade habe es mit Blick auf die Klimaziele – Finnland will 2035 klimaneutral sein – eine starke Abkehr von den Fossilen gegeben. Der Ukraine-Krieg hat diese Entwicklung verstärkt. „Der Gasverbrauch ist in diesem Jahr um die Hälfte gesunken“, berichtet der Manager.

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