Energiewirtschaft 30. Jun 2022 Von Stephan W. Eder Lesezeit: ca. 5 Minuten

Gas: Warum der Markt allein die Preise nicht senken wird

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck rief letzte Woche die zweite Stufe des Notfallplans Gas aus, die Alarmstufe. Was nun? Kann der Markt helfen, die Lage zu entschärfen?

Der Erdgasspeicher in Rehden ist mit einer Kapazität von 3,9 Mrd. Kubikmetern Erdgas der größte Erdgasspeicher in Westeuropa. Die deutschen Erdgasspeicher müssten prinzipiell bis zum Winter zu rund 90 % gefüllt sein, damit Deutschland sowohl seinen Heizbedarf als auch den Bedarf für die Industrie decken kann.
Foto: Astora gmbh

Mitte letzter Woche rief das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) die zweite Stufe des Notfallplans Gas, die sogenannte Alarmstufe, aus (s. Kasten). „Aktuell ist die Versorgungssicherheit gewährleistet, aber die Lage ist angespannt“, heißt es beim BMWK.

Gas: Die Krise ist da

Die Sorge des Ministeriums sowie von Energiewirtschaft und Industrie gilt den Füllständen der Gasspeicher. Zwar seien die Gasspeicher mit 58 % stärker gefüllt als im Vorjahr, „doch sollten die russischen Gaslieferungen über die Nord-­Stream-1-Leitung weiterhin auf dem niedrigen Niveau von 40 % verharren, ist ein Speicherstand von 90 % bis Dezember kaum mehr ohne zusätzliche Maßnahmen erreichbar“, so das BMWK. Dies zeigten Berechnungen der Bundesnetzagentur.

Das Gas zum Füllen der Erdgasspeicher fehlt mehr und mehr

„Wir haben die Gasspeicherung erheblich zurückgefahren. Wir haben nicht mehr die Mengen übrig, um die Speicher zu füllen, sondern wir brauchen das Gas, um unsere Kunden zu bedienen“, erklärte Uniper-Chef Klaus-Dieter Maubach Mitte letzter Woche auf der Energiemesse E-World in Essen. Uniper ist einer der größten Gasspeicherbetreiber in Deutschland. Auf der Messe hatte auch Klaus Müller, Chef der Bundesnetzagentur, gewarnt, das Krisenbewusstsein sei noch nicht da, aber bereits heute vonnöten.

Das Fatale: Der Kunde merkt von der prekären Lage kaum etwas. Die Gasrechnung mancher Gewerbe- und Industriekunden spiegelt die Knappheit und die derzeit hohen Preise nicht wider, weil das Gas vor zwei Jahren zu ganz anderen Preisen kontraktiert wurde. Aber schon jetzt gilt es, den Gasverbrauch zu verringern, um die dadurch nicht benötigten Mengen als Vorrat für den Winter in die Speicher zu pumpen. Auch die Rechnungen für Endverbraucherinnen und -verbraucher würden sich, so Müller, vielleicht verdoppeln, aber: „Der Gaspreis hat sich versechsfacht.“

Woher kommen die hohen Gaspreise?

Der hohe Gaspreis ist keiner generellen Gasknappheit geschuldet, sondern derzeit den Unsicherheiten im Markt über die Lieferfähigkeit des Energieträgers. Schon erste unbestätigte Gerüchte im Herbst letzten Jahres, das russische Gas könnte nicht zuverlässig fließen und es könnte Lieferverringerungen geben, hatten Ausschläge am wichtigen niederländischen Handelspunkt TTF zur Folge. Das Stadtwerkkonsortium Trianel hat in seinem letzte Woche veröffentlichten Jahresbericht 2021/22 die wesentlichen Treiber hinter der Preissteigerung im Gasmarkt zusammengefasst. „2021 war der europäische Energiemarkt von einer einmaligen Volatilität geprägt. Infolge des Ausbruchs des Ukraine-Kriegs erwarten wir weiter ein volatiles Reagieren auf die internationale Unsicherheit“, so Philipp Eggert, Leiter Analyse bei Trianel.

Hohe Gaspreise, niedrige Speicherstände – warum Deutschland zittern muss

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