Erneuerbare Energien 31. Aug 2022 Von Christian Dany Lesezeit: ca. 5 Minuten

Solar: Wie sich Strom und Äpfel am besten gleichzeitig von einem Acker ernten lassen

Damit die Ausbaupläne für Solarstrom der Bundesregierung Realität werden können, braucht es 0,2 % der Fläche Deutschlands, die dafür genutzt werden kann. Agri-Photovoltaik ermöglicht Ackern und Stromernte gleichermaßen.

Agri-PV über Apfelbäumen auf dem Obsthof Bernhard in Kressbronn. Die Anlage wurde im Rahmen des Projekts „Modellregion Agri-Photovoltaik Baden-Württemberg“ in diesem Jahr eingeweiht.
Foto: Fraunhofer ISE

Die Doppelnutzung von landwirtschaftlichen Flächen – zum einen für die Ernte von Feldfrüchten, zum anderen für die Erzeugung von Solarstrom – ist längst keine Nische mehr: Nach Angaben des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme (ISE) waren im Jahr 2020 weltweit bereits Agri-Photovoltaiksysteme in einem Umfang von mehr als 14 GW Nennleistung installiert, das meiste davon in China.

Photovoltaikbranche im Brennpunkt

Die Entwicklung ist äußerst dynamisch, denn vor zehn Jahren gab es erst 5 MW. Außer im Reich der Mitte unterstützen staatliche Förderprogramme in Japan, Frankreich, den USA und Südkorea diese Technologie. In Frankreich wird die Agri-Photovoltaik (Agri-PV) seit 2017 durch Innovationsausschreibungen gefördert. Allein 2020 waren dies 48 Anlagen. Die Solarmodule sind dabei vor allem auf Nachführsysteme installiert, sogenannte Tracker, die die Solarmodule kontinuierlich dem Sonnenstand nachführen. Auch Italien bereitet jetzt ein Förderprogramm für Agri-PV vor.

Solarstrom von der Obstplantage ist in Deutschland noch Mangelware

In Deutschland gibt es bisher erst eine Hand voll Anlagen zu Versuchszwecken und rund zehn Praxisanlagen. Offene Fragen nach der Einstufung der Agri-PV im Baurecht, in der Agrarförderung und im Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) haben bislang eine stärkere Verbreitung behindert. Nun aber werden Agri-PV-Anlagen dringend gebraucht, da durch die Ausbauziele der Bundesregierung für den Solarstrom eine große Nachfrage nach Flächen entstehen dürfte – und die macht auch vor landwirtschaftlich genutzten Flächen nicht halt.

„Kein Dach mehr ohne Photovoltaikmodule“

„Wir haben ein Standortproblem“, unterstrich Carsten Körnig, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands Solarwirtschaft BSW, bei einer Rede in München: „Die Flächenausstattung muss zu den Ausbauzielen passen. Verkehrsrandflächen, wie bisher geregelt, reichen da nicht aus.“ Mit dem EEG 2023 hat der Bundestag im Juli beschlossen, bis 2030 die bisher installierte Photovoltaikleistung von 60 GW auf 215 GW zu verdreieinhalbfachen. Körnig zufolge soll etwa die Hälfte des Zubaus ebenerdig realisiert werden, zum Teil auch in Anlagen größer 20 MW. Hieraus resultiere ein Bedarf von rund 0,2 % der gesamten Fläche Deutschlands für Solarparks. Das wiederum bedeutet theoretisch 0,4 % der landwirtschaftlichen Nutzfläche.

Tank-Teller-Problem mal anders: Landwirtschaftliche Böden schützen oder für Solar aktivieren?

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