Zuse-Gemeinschaft stellt regionales Gefälle fest 08. Nov 2021 Von Bettina Reckter Lesezeit: ca. 2 Minuten

Starke Unterschiede bei den Ausgaben für Forschung und Entwicklung in Deutschland

Bei den Ausgaben für Forschung und Entwicklung (FuE) herrscht innerhalb Deutschlands ein starkes Gefälle, wie die Zuse-Gemeinschaft ermittelt hat.

Technische Ingenieurinnen und Ingenieure arbeiten an einem Prototyp eines fahrbaren Roboters.
Foto: PantherMedia / Gorodenkoff

Während der Koalitionsverhandlungen hatten sich die Verantwortlichen von SPD, Grünen und FDP dafür ausgesprochen, den Anteil von Forschung und Entwicklung (FuE) am Bruttoinlandsprodukt (BIP) von aktuell 3,2 % auf 3,5 % zu steigern. Schon heute steht Deutschland im EU-Ranking gut da. Doch wie sieht es innerhalb Deutschlands aus? Hier hat die Zuse-Gemeinschaft enorme Unterschiede sowohl zwischen den Regionen als auch innerhalb der Bundesländer ermittelt.

Spitzenreiter bei den Pro-Kopf-Ausgaben für Forschung und Entwicklung ist der Regierungsbezirk Stuttgart mit knapp 4000 €/Jahr, gefolgt von der Statistischen Region Braunschweig, der Heimat des VW-Stammwerks in Wolfsburg, mit mehr als 3900 €/Kopf und Jahr. Diese beiden Regionen erzielen damit jeweils etwa das Dreifache des Bundesdurchschnitts, der bei 1325 €/Kopf und Jahr liegt. Dies hat die Zuse-Gemeinschaft auf Basis von Angaben des Statistischen Bundesamtes für 2019 ermittelt. Es sind die jüngsten verfügbaren Daten zu diesem Thema.

„Gemeinnützige Forschung für die Industrie muss bundesweit gefördert werden können“

Quelle: Zuse-Gemeinschaft/Berechnung auf Basis von Angaben von Stifterverband, Statistischem Bundesamt und Eurostat

Schlusslichter in dieser Statistik sind Regionen in Nord- und Ostdeutschland mit Werten im dreistelligen Bereich. Hier finden sich aber auch wirtschaftlich relativ starke Gebiete wie die Statistische Region Hannover oder die Region Unterfranken. Mit Werten von 947 € bzw. 1200 € liegen sie unter dem Bundesdurchschnitt bei den FuE-Ausgaben. Beide Regionen sind ausgeschlossen von der Innovationsförderung aus dem erfolgreichen Programm INNO-KOM des Bundeswirtschaftsministeriums. Der Grund: Der Zugang ist an die Strukturförderkulisse der Gemeinschaftsaufgabe Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur (GRW) gekoppelt.

„Diese Kopplung von INNO-KOM an die GRW-Förderkulisse ist nicht zielführend, denn sie ist ein Hindernis für die dringend notwendige verstärkte Teilhabe des Mittelstandes am Innovationsgeschehen in Deutschland. Gemeinnützige Forschung für die Industrie muss bundesweit gefördert werden können“, fordert Klaus Jansen, Geschäftsführer der Zuse-Gemeinschaft.

Forschungstransfer für den Mittelstand kann überregional gelingen

„Mehr als 70 % der Kooperationspartner unserer Mitglieder sind in Regionen außerhalb des Institutssitzes angesiedelt. Das zeigt: Forschungstransfer für den Mittelstand gelingt überregional“, erklärt Jansen. Deshalb mahnt er mit Blick auf die Ziele der künftigen Bundesregierung: „Eine Steigerung der staatlichen FuE-Ausgaben darf nicht Selbstzweck sein. Vielmehr muss der gelingende Transfer von Innovationen in Wirtschaft und Gesellschaft der Gradmesser sein. Wir brauchen daher mehr transferorientierte staatliche Förderung seitens des Bundes. Die neue Bundesregierung muss hier handeln.“

Zu berücksichtigen sind in der Regionalstatistik statistische Unsicherheiten, etwa bei der Verbuchung der FuE-Ausgaben von Großunternehmen. Traditionell dominieren diese die Forschung und Entwicklung in der deutschen Wirtschaft, etwa die Forschungsarbeit von Großunternehmen aus der Autoindustrie. Gemeldet werden Forschungs- und Entwicklungskosten häufig dort, wo der jeweilige Sitz der Gesellschaft ist. Andere Standorte und deren Regionen werden in der Statistik dann entsprechend unterrepräsentiert.

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