Logistik im Hafen 20. Aug 2021 von Martin Ciupek Lesezeit: ca. 3 Minuten

Hochregallager für Seecontainer in Dubai erfolgreich getestet

Den Umschlag von Überseecontainern in Häfen soll künftig ein neues Lagerkonzept beschleunigen. Im Hafen von Dubai hat das maßgeblich vom deutschen Anlagenbauer SMS Group konzipierte System namens Boxbay nun den Praxistest bestanden. Das teilte der internationale Logistikspezialist DP World diese Woche mit.


Foto: BOXBAY

Die Idee ist naheliegend: Statt Container im Hafen übereinander zu stapeln, könnten sie auch in Hochregallagern untergebracht werden. Dann müssten sie auf dem engen Hafengelände nicht erst übereinander gestapelt und dann meist umständlich umgeschichtet werden. Allein das Umstapeln macht dabei aktuell üblicherweise zwischen 30 % und 60 % der Containerbewegungen aus. Die meist historisch gewachsenen Hafenanlagen könnten mit dem neuen System also ihren begrenzten Raum besser ausnutzen und Prozesse beschleunigen.

Doch es gab auch Bedenken, ob die in anderen Bereichen der Logistik etablierte Hochregaltechnik auch für die Handhabung von großen Standardcontainer im Überseeverkehr umsetzbar ist. Gewagt wurde der Versuch schließlich von einem Joint Venture des deutschen Anlagenbauers SMS Group zusammen mit dem internationalen Logistikspezialisten DP World aus Dubai. Unter dem Namen Boxbay haben sie in Terminal 4 im Hafen von Jebel Ali (Dubai) ein solches Lager voriges Jahr aufgebaut und Anfang 2021 in Betrieb genommen. Nun wurden die Tests der Anlage abgeschlossen und DP World bescheinigte der Technologie die Praxistauglichkeit.

Stahllogistik stand Pate

Dass die hochautomatisierte Hochregaltechnik für die Handhabung der rund 2,6 m x 2,4 m x 6 m großen 20-Fuß-Container und 16 m langen 40-Fuß-Container eine andere sein muss als für die Lagerung von Kunststoffkisten in einem typischen Warenlager, ist selbsterklärend. Pate für das Boxbay-System stand deshalb eine Anlage zum Handling von Stahl-Coils. Das sind bis zu 50 Tonnen schwere Rollen mit aufgewickeltem Stahlblech. Bis zu 4288 der teilweise noch heißen Coils werden dabei in solchen sogenannten High-Bay-Storage-Systemen (HBS) eingelagert.

Entsprechend robust ist nun auch die Stahlstruktur der Pilotanlage im Hafen von Jebel Ali, die im Laufe des vergangenen Jahres aufgebaut wurde. Auf Regalböden konnte aufgrund der selbsttragenden Containerstruktur verzichtet werden. VDI nachrichten berichtete darüber. Das System lagert Container in den Regalfächern eines Stahlgestells bis zu einer Höhe von elf Ebenen. Es bietet die dreifache Kapazität eines konventionellen Lagerplatzes, in dem die Container direkt übereinandergestapelt werden. Dadurch reduziert sich die Grundfläche der Terminals um bis zu 70 %. Die Prozesse zwischen der seeseitigen Übernahme der Container und der landseitigen Übergabe an Lkw sind dabei voll automatisiert. Für Hitze sorgt hier eher die Sonne, die im Konzept mit einbezogen wird. Denn die Stromversorgung erfolgt über Solarzellen auf dem Anlagendach. Gleichzeitig spenden die Solarzellen Schatten für die darunter liegenden Container.

Hier wird Ihnen ein externer Inhalt von youtube.com angezeigt.
Mit der Nutzung des Inhalts stimmen Sie der Datenschutzerklärung von youtube.com zu.

Mehr als 63 000 Containerbewegungen

Seit Inbetriebnahme Anfang des Jahres fanden in der Anlage, die 792 Container gleichzeitig aufnehmen kann, laut DP World mehr als 63 000 Containerbewegungen statt. Damit wurde der Test der Anlage abgeschlossen. Nach Angabe des Logistikspezialisten hat die Technologie dabei ihre Praxistauglichkeit belegt. Boxbay habe die an die Anlage „geknüpften Erwartungen rascher übertroffen als angenommen“, hieß es in einer Presseerklärung.

Während der Testphase wurden laut den Betreibern einige Änderungen an der ursprünglichen Konstruktion vorgenommen. Damit konnten zusätzliche Leistungssteigerungen erreicht und die Investitionskosten für zukünftige Anlagen deutlich reduziert werden, heißt es. Durch die durchdachte Logistik habe man das sonst in einem Terminal benötigte Equipment dadurch reduzieren können. Gleichzeitig konnten die Energiekosten um 29 % reduziert werden und auch der Wartungsaufwand sowie die Betriebskosten lägen unter den Erwartungen.

Neue Perspektiven für die Hafenlogistik

Sultan Ahmed bin Sulayem, Group Chairman und CEO von DP World, zeigte sich von dem Praxistest begeistert. Boxbay könne die Arbeitsweise in Häfen und Terminals revolutionieren. „Die gemeinsam mit unserem Joint-Venture-Partner SMS Group entwickelte Technologie führt zu einer enormen Erweiterung der Kapazität, verbessert die Effizienz und fördert die Nachhaltigkeit im Containerumschlag“, sagte er. Mit dem neuen System wolle sein Unternehmen Innovationen im globalen Handel umsetzen und künftig Anbieter intelligenter Logistiklösungen sein.

Auch Mathias Dobner, Chairman und CEO von Boxbay, zeigte sich erfreut über den gelungenen Test: „Bei wichtigen Parametern wie Leistung, Zuverlässigkeit, Energieverbrauch und vielen anderen wurden unsere Ziele weit übertroffen.“ Mit Blick auf die potenziellen Anwender sagte Dobner: „Für Häfen in der ganzen Welt führt diese innovative und disruptive Technologie nicht nur zu einem starken Anstieg des Umschlagvolumens über die Kaimauer und der Containerlagerkapazität, sondern ermöglicht einen weiteren Schritt in Richtung Nachhaltigkeit, da Energierückgewinnung und Solarzellen auf dem Anlagendach den CO2-Fußabdruck auf ein Minimum reduzieren.“

Ein Beitrag von:

Stellenangebote

Staatliches Baumanagement Weser-Leine

Fachbereichsleitung Ingenieurbau (m/w/d)

Nienburg, Wunstorf
HAMM AG

Konstrukteur für mobile Arbeitsmaschinen (m/w/d)

Tirschenreuth
Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes

W2-Professur (m/w/d) für Fahrzeugtechnik - Fahrdynamik und Fahrwerke

Saarbrücken
Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR)

Ingenieurinnen und Ingenieure (w/m/d) der Elektrotechnik bzw. Informationstechnik für Kulturbauten und das RKI

Berlin
Staatliches Baumanagement Lüneburger Heide

Baugruppenleitung (m/w/d)

Celle
MAX-DELBRÜCK-CENTRUM FÜR MOLEKULARE MEDIZIN

Fachkraft für Arbeitssicherheit (m/w/d) bei der Stabsstelle Sicherheit

Berlin
Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung

Technische*r Mitarbeiter*in bzw. Ingenieur*in (m/w/d) in einer ingenieurwissenschaftlichen Fachrichtung mit dem Schwerpunkt Elektronik/Mikroelektronik oder vergleichbar

Berlin-Steglitz
Polizei Berlin

Technische Sachbearbeiterin / Technischer Sachbearbeiter Kommunikationstechnik (w/m/d) (TSB/in Telekommunikationstechnik)

Berlin
Forschungszentrum Jülich GmbH

Direktor (w/m/d) für das Institute of Climate and Energy Systems (ICE-2) Forschungszentrum Jülich / W3-Universitätsprofessur Techno-ökonomische Bewertung von Energiesystemen RWTH Aachen - Fakultät für Maschinenwesen

Jülich
Technische Hochschule Mittelhessen

W2-Professur mit dem Fachgebiet Material- und Fertigungstechnologie Metallischer Werkstoffe

Friedberg
Zur Jobbörse

Das könnte Sie auch interessieren

Empfehlungen des Verlags

Meistgelesen