Lieferstau, teure Vorprodukte, hohe Energiekosten – das fürchten Deutschlands Einkaufsmanager derzeit am meisten
Die Preise für Vorprodukte explodieren. Gleichzeitig stocken die Einkäufer in den Unternehmen ihre Lagerbestände auf. Denn eine Sorge ist noch größer, als zu viel zu bezahlen: Ganz ohne Ware dazustehen. Das zeigt die Risikomanagementstudie 2022 der Einkaufsberatung Inverto.
93 % der Unternehmen sehen in Versorgungsengpässen ein Risiko für ihr Unternehmen. Das ist laut Auskunft der Einkaufsberatung Inverto, einer Tochter der Boston Consulting Group, ein bislang noch nie erreichter Spitzenwert in der jährlichen Risikomanagementstudie. Auch 2022 haben sich wieder mehr als 80 Entscheider aus dem Einkauf an der Erhebung beteiligt, darunter zu gut einem Fünftel Supply-Chain-Profis aus dem Maschinen- und Anlagenbau.
Der Tenor ist einhellig: Neben den Engpässen in der Versorgung drückt eine überwiegende Zahl der Unternehmen auch höhere Preise bei Vorprodukten und damit verbundenen Dienstleistungen (78 %) und die steigenden Energiekosten (63 %). Letzterer Wert dürfte sich nach der militärischen Eskalation in der Ukraine sowie dem damit verbundenen steilen Anstieg der Energiepreise sogar noch erhöht haben.
Die Unternehmen schätzen die Gefahr von Lieferantenausfällen heute niedriger ein als im Coronajahr 2021 (39 % und damit 17 % weniger als im Vorjahr). Dafür gibt es einen enormen Zuwachs der Nennungen von Preisrisiken (77 % nach 31 % im Vorjahr).
Wege aus dem Stau gesucht
Kapazitätsengpässe bei Lieferanten und Chaos im Containerschiffsverkehr als Ursache
Die große Anzahl von Einkäufern, die über Versorgungsengpässe klagt, gibt als Grund Kapazitätsengpässe seitens der Lieferanten an (93 %), gefolgt von den Auswirkungen des stockenden Schiffsverkehrs (83 %). Coronabedingte Schließungen spielten auch im Herbst/Winter 2021 noch in 47 % der Fälle eine Rolle.
Die Einkäufer reagieren auf die Situation mit erprobten Maßnahmen. Etwa dem Abschluss langfristiger Rahmenverträge (78 %) und der Reduktion der Abhängigkeit von einzelnen Lieferanten durch sogenannte Dual-Sourcing-Strategien (78 %). Der Einsatz von KI oder Big-Data-Technologie kommt dagegen noch immer nur bei einem kleinen Teil der Unternehmen zum Einsatz (8 %). Nach Einschätzung von Inverto liegt das daran, dass die Unternehmen derzeit so sehr damit beschäftigt sind, die drängendsten Probleme in der aktuellen Lage in den Griff zu bekommen, dass die Etablierung neuer langfristig wirksamer Maßnahmen zurückstehen muss.
Die vollständige Studie mit allen weiteren Daten zu den Auswirkungen der Pandemie oder den Konsequenzen des Lieferkettengesetzes können Sie anfordern unter: