Klimafreundliche Kraftstoffe 22. Mrz 2024 Von Dominik Hochwarth Lesezeit: ca. 3 Minuten

Bundesregierung macht den Weg frei für Sprit aus Küchenresten

Wenn die Bundesländer an diesem Freitag, den 22. März, zustimmen, soll es ab Mitte April bereits klimafreundlichen Kraftstoff aus Abfallstoffen an den Tankstellen geben.

Kommt bald hundertprozentiger Biodiesel statt erdölbasiertem Diesel in den Tank?
Foto: panthermedia.net / Alexis84

Klimafreundlicher Biodiesel aus Altspeiseöl und anderen Abfällen wird bald auch in Deutschland an Tankstellen vor allem für gewerbliche Kunden erhältlich sein. Nach langer Hängepartie hat die Bundesregierung grünes Licht für den Einsatz von erdölfreiem Biodiesel in Fahrzeugen gegeben. Die Zustimmung des Bundesrates steht zwar noch aus, sollte sie aber erfolgen, könnten Dieselfahrzeuge bereits ab Mitte April mit dem umweltfreundlichen Kraftstoff betankt werden.

Was bedeutet HVO100?

In Deutschland ist derzeit gesetzlich festgelegt, dass Dieselkraftstoff maximal 7 % Biokraftstoff enthalten darf, bekannt als B7. Dies ist die Standard-Dieselsorte an deutschen Tankstellen, wie der Verband der Deutschen Biokraftstoffindustrie (VDB) mitteilt. Künftig sollen Tankstellen aber auch Biodiesel verkaufen dürfen, der zu 100 % aus zertifizierten, nachhaltigen Rest- und Abfallstoffen besteht. Die Bezeichnung hierfür lautet HVO100.

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Dazu gehören unter anderem Altspeisefette aus Großküchen, Holzreste, Zelluloseabfälle und Fischreste. HVO steht für „Hydrotreated Vegetable Oils“, also mit Wasserstoff behandelte Pflanzenöle. Bei diesem Verfahren werden die Pflanzenöle durch eine katalytische Reaktion mit Wasserstoff in eine Form überführt, die den chemischen Eigenschaften fossiler Kraftstoffe, insbesondere Diesel, ähnelt.

Und was Was bringt HVO dem Klima? Laut Kraftfahrt-Bundesamt gibt es in Deutschland mehr als 14 Mio. Dieselfahrzeuge, zum Beispiel Autos, Lkw oder Busse. Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) sagte: „Mit HVO100 können wir die CO2-Emissionen im Verkehr kurzfristig senken.“ Die CO2-soll bei bis zu 95 % im Vergleich zu herkömmlichem Diesel liegen.

Wieviel Diesel kann HVO100 ersetzen?

Der Bundesverband freier Tankstellen (BfT) berichtet, dass Biodiesel derzeit nur im öffentlichen Nahverkehr, in der Logistik und in der Landwirtschaft eingesetzt wird und noch nicht an Tankstellen erhältlich ist. Das Potenzial für den Einsatz in der Speditions- und Logistikbranche ist jedoch beträchtlich, mit einer geschätzten kommerziellen Nutzung von 80 % für HVO (Hydriertes Pflanzenöl).

Die weltweite Produktion von HVO soll bis 2025 auf über 30 Mio. t ansteigen. Der finnische Hersteller Neste prognostiziert, dass biogene Kraftstoffe bis 2040 rund 1 Mrd. t Rohöl ersetzen könnten. Damit könnten rund 40 % des weltweiten Energiebedarfs für den Verkehr gedeckt werden.

Ist Biodiesel teurer als Diesel aus Erdöl? 

Biodiesel ist in der Tat teurer als herkömmlicher Diesel aus Erdöl, vor allem wegen der höheren Produktionskosten. In den europäischen Ländern, in denen HVO-Diesel bereits erhältlich ist, liegt der Preis nach Angaben des Bundesverbands Freier Tankstellen (BfT) 15 Cent/l bis 20 Cent/l über dem von fossilem Diesel.

Der Bundesverband EnergieMittelstand (Uniti), dem 40 % der Straßentankstellen angehören, sieht in HVO100 vor allem in der Anfangsphase eine attraktive Option für Flottenbetreiber. Diese können mit HVO100 die CO2-Vorgaben auch für Bestandsfahrzeuge leichter erfüllen. Eine steuerliche Entlastung von HVO100-Diesel gegenüber fossilem Diesel käme zusätzlich sowohl der Wirtschaft als auch dem Klimaschutz zugute.

Schadet HVO100 dem Motor? 

HVO100 gilt als kraftstoffsparende Alternative zu modernen Dieselmotoren, die keine technischen Änderungen oder Fahrzeugumrüstungen erfordert. Dies geht aus einer Stellungnahme von ADAC, Uniti, dem Kfz-Gewerbe, Logistikverbänden und verschiedenen Lkw-Herstellern hervor. Sie betonen, dass moderne Dieselfahrzeuge grundsätzlich mit HVO100 betrieben werden können, ohne dass das bestehende Tankstellennetz umgerüstet werden muss.

Der ADAC weist jedoch darauf hin, dass die Freigabe für einen bestimmten Kraftstoff immer vom Fahrzeughersteller abhängt. Bisher haben nur wenige Modelle der Marken Audi, BMW, Citroën/Peugeot/Opel, Nissan, Renault/Dacia, Seat/Cupra, Škoda, Toyota, Volvo und VW die notwendige Freigabe. Weitere Freigaben von Fahrzeugherstellern für ältere Modelle sind dringend erforderlich, um eine breite Akzeptanz von HVO100 beim Verbraucher zu gewährleisten.

Ab wann gibt es HVO100 an Tankstellen in Deutschland? 

HVO100 wird nicht sofort an allen deutschen Tankstellen verfügbar sein. Der ADAC erklärte, der neue Kraftstoff werde schrittweise und flächendeckend eingeführt. Uniti teilte mit, dass HVO100 nach Zustimmung des Bundesrates ab dem 13. April verkauft werden könnte. Dieser biogene Diesel und synthetische E-Diesel auf Basis von Ökostrom wird an den Tankstellen mit „XtL“ gekennzeichnet.

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Es wird nicht erwartet, dass durch die Einführung von HVO100 andere Kraftstoffangebote wegfallen. Der BfT weist jedoch darauf hin, dass HVO zunächst nur an wenigen Tankstellen verfügbar sein wird, da sowohl Platzmangel als auch technische Anpassungen eine Rolle spielen. Der Verband würde es begrüßen, wenn E5-Benzin nicht mehr angeboten würde, um Platz für HVO zu schaffen.

Gibt es bereits Biosprit in anderen Ländern? 

Biosprit gibt es bereits in vielen Ländern. In den Niederlanden, Schweden, Litauen und anderen Ländern kann man ihn tanken, teilt das Bundesverkehrsministerium mit. Mehr als 600 Tankstellen in Europa bieten HVO100 an, teilt der Verband Uniti mit. In den meisten EU-Staaten sowie in den USA ist der Verkauf erlaubt. Wegen der strengen CO2-Vorgaben bei internationalen Logistikaufträgen habe das bisherige Verbot in Deutschland deutsche Anbieter im internationalen Vergleich benachteiligt. (dpa/hoc)

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