Meisterwerk der Mechanik 26. Okt 2020 Von Bettina Reckter Lesezeit: ca. 2 Minuten

Erster Gezeitenrechner nimmt Betrieb auf

Ein 105-jähriges Meisterwerk der Mechanik ist restauriert und geht nun in Betrieb – der aus der deutschen Kaiserzeit stammende erste Gezeitenrechner Deutschlands.

Detailansicht des Gezeitenrechners.
Foto: DSM/Müllenberg

Er ist einer von drei stationären Exemplaren, die jemals in Deutschland gefertigt wurden. Und er ist der älteste seiner Art – der Gezeitenrechner, der jetzt im Deutschen Schifffahrtsmuseum (DSM) in Bremerhaven seinen Dienst aufnimmt. Weltweit wurden in den letzten 100 Jahren weniger als 30 Exemplare gebaut. Und kaum eines der Modelle, die noch erhalten sind, sind öffentlich zugänglich. Daher ist das DSM umso erfreuter, dass nicht nur dieses Modell von 1915, sondern ein weiteres Modell aus DDR-Zeiten zur Sammlung gehört.

Die imposante Erscheinung mit seinen vielen kleinen Zahnrädern und kreisrunden Tidengetrieben ist eines der Objekte der Sonderausstellung „Sea changes“. Die Silber- und Messingkomponenten lassen auf eine lange Historie schließen. Doch nicht nur optisch ist der Gezeitenrechner ein Highlight. Besonders war auch die Methode, mit der Restaurator Tim Lücke das alte Stück wieder auf Vordermann brachte.

Aufwendige Reinigung mit Trockeneis

Im Mai 2019 begann Lücke mit der Restaurierung. Zunächst erfolgte die Trockeneisstrahlung, um das Innere des Geräts zu säubern. Es ist eine schonende und zugleich zeitsparende Methode, die aber in der Restaurierung bisher selten praktiziert wurde. Pellets aus gefrorenem Kohlenstoffdioxid reinigen dabei Kleinstteile tief im Inneren der Maschine, ohne dass diese dafür zerlegt werden muss.

Interessierte Museumsgäste konnten dem Restaurator bei der Arbeit zuschauen. Zudem wurde die Restaurierung gefilmt. Er zeigt den gesamten Prozess im Zeitraffer.

Rechner wird regelmäßig in Betrieb sein

„Weil es sich um eine bisher selten angewandte Methode handelt, ist das Projekt auch aus restauratorischer Perspektive sehr spannend“, sagt Martin Weiss, Wissenschaftlicher Mitarbeiter am DSM. „Wir sind froh, dass wir mit Tim Lücke einen erfahrenen Experten fanden, der die Trockeneisreinigung im DSM erstmalig in dieser Form anwandte.“

Damit die Getriebe nicht wieder verharzen, soll der Gezeitenrechner regelmäßig in Betrieb gesetzt werden. Zu diesem Zweck wurde eigens eine Vitrine in Auftrag gegeben, hinter der die Schauvorführungen perspektivisch stattfinden sollen. Das Stück soll bis Anfang nächsten Jahres fertig sein.

Geschichte des Gezeitenrechners

Mit dem Beginn der Dampfschifffahrt im 19. Jahrhundert wurden Fahrtzeiten weniger abhängig vom Wetter. Umso mehr aber mussten die Verantwortlichen wissen, mit welchen Wasserständen im Zielhafen zu rechnen sei. Bereits 1872 konstruierte der Engländer William Thomson, später bekannt als Lord Kelvin, den Prototyp eines Gezeitenrechners. Dieses Grundprinzip wurde in den folgenden Jahrzehnten nie verändert, wohl aber optimiert. Mit Beginn des Ersten Weltkriegs mussten nun deutsche Hydrographen eigene Modelle bauen. Das erste seiner Art ging 1915 am Marineobservatorium in Wilhelmshaven in Betrieb.

In den 1930er-Jahren wurde dieser Prototyp mit einem elektrischen Druckwerk versehen. Im Zweiten Weltkrieg gelangte er vermutlich zunächst nach Greifswald und von dort aus an das Deutsche Hydrographische Institut in Hamburg. Dem damals neu gegründeten Deutschen Schifffahrtsmuseum in Bremerhaven wurde er 1975 übergeben. Seitdem ist er Teil der Ausstellung – und nun zum ersten Mal auch in Betrieb.

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