Die Münzkolumne 19. Jan 2022 Von Peter Piasecki Lesezeit: ca. 3 Minuten

Goldmünzen beflügeln die Geschichtswissenschaften

Historische Münzen sind nicht nur für Sammler interessant, die Funde geben Historikern wertvolle Informationen. Wir stellen drei herausragende Beispiele vor.

In der Numismatik tragen die Münzen wegen ihrer Form den Namen „Regenbogenschüsselchen“: Auswahl aus dem keltischen Goldmünzenfund aus Brandenburg.
Foto: M. Pilekic, Montage MWFK.

Münzfunde stellen für die historischen Wissenschaften eine besondere Art von Quelle dar, die oftmals schriftliche Dokumente oder sonstige archäologische Funde ergänzen. Die Liste solcher Entdeckungen ist lang. Ein herausragendes Beispiel bietet der Lübecker Münzschatz, der 395 Gold- und 23 608 Silbermünzen umfasst und damit der größte Münzfund in Deutschland ist. Er wurde 1984 bei Aushubarbeiten gefunden und ist eine herausragende Quelle zur Handelsgeschichte Norddeutschlands.

Münzfunde zeigen Handelsbeziehungen in Europa nach

Die Münzen stammen zum größeren Teil aus dem norddeutschen Raum. Andere Fundmünzen etwa aus Spanien, Rumänien, Finnland oder Italien weisen jedoch auf die Handelsbeziehungen der bedeutenden Hansestadt hin. Wie fast immer, wenn größere Lots vergrabener Münzen gefunden werden, gab es auch in Lübeck juristische Auseinandersetzungen. Schließlich wurde jedoch der Baggerführer, der das Münzversteck entdeckte, mit einer sechsstelligen Summe abgefunden.

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Heute lagert der Münzschatz auf der Museumsinsel Schloss Gottorf, Landesmuseen SH, wo aber aufgrund der Inventarisierung der Münzen eine Besichtigung noch nicht möglich ist.

Einer der weltweit besonders beachteten Münzfunde war der „Trierer Goldschatz“, der am 9. September 1993 bei Erdarbeiten an der Trierer Feldstraße in einem ehemaligen Kellergewölbe einer römischen Insula (rechtwinklig angelegte Häuserblocks in römischen Städten) mit einem Bagger offengelegt wurde. Die ursprüngliche Aufbewahrungsbox – ein Bronzegefäß – wurde dabei leider unter der Masse der Baggerschaufel aufgerissen. Von dem auf mehr als 2650 römische Goldmünzen angenommenen Gesamtfund befinden sich heute geschätzt rund 96 % im Rheinischen Landesmuseum in Trier.

Ungenehmigte Nachsuche bei Münzfund in Trier

Warum ist der Gesamtfund nicht exakt zu bestimmen? Im ersten Anschnitt der Fundstelle konnten 110 Aurei (die Standardgoldmünzen im Römischen Reich) erschlossen werden. Daraufhin kam es zu ungenehmigtem Nachsuchen, wo etwa weitere 2000 Münzen in der Nacht gefunden wurden.

Bei den Aurei handelt es sich um Goldmünzen mit einem Einzelgewicht von etwa 8 g. Der Goldschatz wurde 196 n. Chr. versteckt, was über die Prägejahre der gefundenen Münztypen bestimmt werden konnte. Betrachtet man die Verteilung der im Schatz enthaltenen Goldmünzen nach Kaisern, so zeigt sich, dass 864 Exemplare, die Kaiser Nero zugerechnet werden, aus der Zeitspanne von 64 bis 68 n. Chr. stammen und damit das einem einzelnen Herrscher zugeordnete größte Lot darstellen. Was verdienten die Menschen in Trier im 1. Jahrhundert n. Chr.? Beispielsweise bekam ein Handwerker etwa 4 Aurei im Jahr, wohingegen der in Trier residierende Finanzprokurator für die germanischen Provinzen mit 2000 Aurei im Jahr besoldet wurde.

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Die gefundenen römischen Goldmünzen wurden bis 2019 in einem einzigen Glaskubus im Rheinischen Landesmuseum in Trier gezeigt. So ein Goldschatz lockte im Oktober 2019 Diebe an, die aber glücklicherweise keinen Erfolg hatten.

Münzfund von Trier bald wieder im Museum zu sehen

Somit kann der umfangreichste Goldschatzfund aus der Römischen Kaiserzeit auch künftig wieder die Besucherinnen und Besucher erfreuen. Der Münzfund von Trier wird ab Sommer 2022 wieder im Museum öffentlich ausgestellt. Gleichzeitig wird in Trier eine Sonderausstellung zum Thema „Der Untergang des Römischen Reiches“ eröffnet (Laufzeit der Ausstellung 25. Juni bis zum 27. November 2022), in der auch zahlreiche, aktuell neu ausgegrabene Münzen gezeigt werden.

Der Trierer Goldschatz ist der umfangreichste Goldschatzfund aus der Römischen Kaiserzeit. Rechts unten im Bild das Fundgefäß. Quelle: © GDKE/Rheinisches Landesmuseum Trier, Foto: Th. Zühmer.

Ganz aktuell: 41 keltische Goldmünzen wurden Mitte Dezember 2021 in der Potsdamer Staatskanzlei präsentiert, die durch einen ehrenamtlichen Bodendenkmalpfleger auf einem Acker in Brandenburg gefunden wurden. Diese Münzen belegen Handelsströme aus der Zeit von vor mehr als 2000 Jahren. In der Numismatik tragen die Münzen wegen ihrer Form den Namen „Regenbogenschüsselchen“. Bei der Vorstellung des Fundes stellte die Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Brandenburg, Manja Schüle, zurecht fest: „Die jetzt entdeckten 41 Goldmünzen sind eine Sensation, eine unersetzliche Informationsquelle und bieten einen einzigartigen Blick in unsere Vergangenheit.“

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