GASTBEITRAG 14. Aug 2014 Claudia Burger Lesezeit: ca. 2 Minuten

Industriegeschichte der Region Magdeburg

200 Jahre Industriegeschichte (1815 – 2015) der Region Magdeburg haben elf Autoren zusammengetragen. Die Region war einst ein bedeutender Maschinenbaustandort. Adolf Neubauer*, einer der Autoren, gibt einen Überblick.

Geballtes Wissen: Ein Autorenteam hat sich mit der Industrielandschaft der Region Magdeburg beschäftigt.
Foto: Reglinski GmbH

Die Region Magdeburg, in der am 12. Mai 1856 in Alexisbad im Harz der VDI gegründet wurde, wartet mit einer beeindruckenden Industriegeschichte auf. Es handelt sich um den nördlichen Teil des Bundeslandes Sachsen-Anhalt. Die 1993 kreierte „Straße der Romanik“, eine beliebte Themen- und Ferienstraße, spiegelt die große Geschichte dieser in Mitteldeutschland gelegenen Region anschaulich wider. Die historischen Wurzeln sind jedoch sehr viel älter. Erwähnt werden soll der legendäre Halbkugelversuch (1654) des Magdeburgers Otto von Guericke (1602 – 1686), mit dem es ihm gelang, die Wirkung des Luftdrucks nachzuweisen. Seine Erfindung im Jahr 1649 der Kolbenvakuumluftpumpe inspirierte die spätere Entwicklung der Dampfmaschinen und begründete die Vakuumtechnik. Dadurch wurde Magdeburg zu einem Begriff in der Technikgeschichte.

200 Jahre Industriegeschichte

Der Maschinen- und Anlagenbau in der Region Magdeburg zu Beginn des 21. Jahrhunderts, Delta Verlag D, Magdeburg 2014, 726 S., 24,90 €. Die Autoren bedanken sich beim VDI-Magdeburger Bezirksverein, der das zweckgebundene Spendenkonto verwaltet hat.

Innovationen aus der Region, beispielsweise für Dampfmaschinen, Armaturen, Dieselmotoren, chemische Apparate u. a. haben die erste und zweite industrielle Revolution bereichert. Im Jahr 1815 gründete der vielseitige Unternehmer Johann Gottlob Nathusius (1760–1835) auf Schloss Hundisburg bei Haldensleben unter Mithilfe des Engländers Samuel Aston (1794 –1848) eine damals moderne Maschinenfabrik mit Eisengießerei, die jedoch nur bis 1820 bestand.

Die Maschinenbauaktivitäten verschoben sich nach Magdeburg. Die Stadt nahm ab Mitte des 19. Jahrhundert einen starken wirtschaftlichen Aufschwung. Diese Gründerzeit wurde durch die Politik in der Zeit von 1871 (Reichsgründung) bis 1890 unter Otto von Bismarck (1815 – 1898) geprägt. Der Magdeburger Maschinen- und Anlagenbau wurde in der Folgezeit bis 1990 durch sechs „Säulen“ bestimmt: 1. Maschinen- und Anlagenbau von Rudolf Wolf bis SKL, 2. Präzisions-Schwermaschinenbau von Hermann Gruson über Krupp bis Sket, 3. Armaturenbau von Schäffer & Budenberg bis zum MAW, 4. Fördertechnik in Magdeburg, 5. Werkzeugmaschinenbau in der Region Magdeburg einschließlich Aschersleben und Zerbst, 6. Dutzende Familienunternehmen, die nicht vergessen werden dürfen.

Der leistungsfähige Flugzeugbau in der Region Magdeburg, eng mit dem von den Nationalsozialisten missbrauchten Namen Hugo Junker verbunden, war nur von relativ kurzer Dauer (1935 – 1945).

Neben Magdeburg mit der günstigen Lage (Elbe, Mittelland – Kanal, Wasserstraßenkreuz, Eisenbahnknotenpunkt, Bundesstraße 1, Autobahnkreuz A2/A14) sollen weitere innovative Industriestandorte beispielhaft erwähnt werden. Da ist der Salzlandkreis (Aschersleben, Bernburg, Calbe, Egeln, Gatersleben, Nachterstedt, Schönebeck, Staßfurt), der Landkreis Börde (Barleben, Haldensleben, Oschersleben, Seehausen/ Börde, Wolmirstedt), der Landreis Harz (Blankenburg, Halberstadt, Harzgerode, Ilsenburg, Osterwieck, Quedlinburg, Thale, Wernigerode), der Landkreis Jerichower Land (Burg, Genthin, Gommern, Parey), der Landkreis Stendal (Arneburg, Osterburg, Seehausen/Altmark, Stendal, Tangerhütte, Tangermünde), der Landkreis Salzwedel (Gardelegen, Kalbe/Milde, Klötze, Salzwedel).

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs enteignete die Rote Armee größere von der Rüstung geprägte Unternehmen. Bei kleineren Familienunternehmen erfolgte dies Anfang der 1970er-Jahre durch die DDR-Staatsmacht. Die enteigneten Unternehmen, die zumeist die Produkttradition der einstigen Firmengründer fortsetzten, wurden volkseigene Betriebe und Kombinate.

Die politische Wende führte 1990 zu einem drastischen Strukturwandel der Wirtschaft. Die volkseigenen Betriebsstrukturen wurden durch die staatliche Treuhandgesellschaft abgewickelt und privatisiert.

Neben wenigen großen Unternehmen engagieren sich heute über 250 meist kleine und mittelständische Unternehmen für die Entwicklung, Produktion und den Vertrieb von Produkten in der Branche Maschinen- und Anlagenbau sowie in adäquaten Dienstleistungsbereichen. Ein Dax-Unternehmen gibt es im Umland Magdeburg nicht. Die Unternehmen haben ihre Standorte in modernen Gewerbe- und Industrieparks, entstanden auf revitalisiertem Betriebsgelände und errichtet auf Neuland am Rande der Städte. Sie partizipieren von der völlig neuen Infrastruktur sowie von der Forschungs- und Bildungslandschaft.

*Prof. Dr.-Ing. habil. Adolf Neubauer wurde 1938 in Stockele geboren und ist Spezialist für Umformtechnik und Produktionstechnik. Er ist seit Jahrzehnten Mitglied des VDI.

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