Technikgeschichte 28. Feb 2024 Von Stephan W. Eder / Peter Lange Lesezeit: ca. 4 Minuten

75 Jahre UKW und noch kein Ende in Sicht

Am 28. Februar 1949 nahm der Bayerische Rundfunk in München-Freimann auf 90,1 MHz den ersten europäischen UKW-Sender in Betrieb. Damals ein hörbarer Fortschritt, gilt die Technik heute als zu teuer und nicht zukunftsfähig.

Das gute alte Radio. Hat es noch Zukunft?
Foto: PantherMedia / welcomia

Anfang 1949 war die UKW-Aussendung wirklich eine hörbarer Unterschied zu den Mittelwellensendern, die es unmittelbar nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs gab. Heute hören immer noch 53 % der Haushalte in Deutschland UKW-Sender, so die „Audiotrends 2023“ der Landesmedienanstalten.

Seit der Einführung des digitalen Radios geht der UKW-Konsum peu à peu zurück. 2013 waren es noch 78,6 %. Und im Vergleich zu internetbasierten Digitalradios ist das Betreiben der Senderbasis inzwischen recht teuer und energieintensiv geworden. Wann aber UKW wirklich abgeschaltet werden wird, ist unklar.

VDI-N, München, 14. 4. 89 – Die bundesdeutsche Nachkriegszeit in den ersten Jahren nach ’45 war geprägt von vielfältigem Erfindergeist. So gilt sie auch als Geburtsstunde des UKW-Rundfunks, der eine neue Qualität der Radio-Übertragungen einläutete.

Von Peter Lange

Nach 1945 stand Deutschland ohne das Recht da, seine zuvor benutzten neun Mittelwellen-Frequenzen weiter für den allgemeinen Rundfunk zu verwenden; denn diese Wellenlängen wurden fortan von den Alliierten beansprucht. Als 1949 erstmals wieder eigene deutsche Rundfunkdienste aufgenommen werden durften, sah es auch noch ziemlich düster aus: je Besatzungszone durften nur noch zwei Mittelwellen-Sender in Betrieb genommen werden – und deren Strahlungsleistung war auf 70 kW begrenzt.

Herausforderungen der deutschen Rundfunklandschaft nach 1945

Wer die damalige Zeit selbst miterlebt hat, erinnert sich gewiß noch gut, wie schlecht jene frühen Nachkriegs-Mittelwellensender oft zu empfangen waren. Denn deren Frequenzen lagen am kurzen und damit ungünstigen Ende des Mittelwellen-Frequenzbandes. Außerdem wurden sie noch von anderen Staaten genutzt. Mit der Folge, daß „Wellensalat“ fester Bestandteil des täglichen Nachkriegszeit-Radio-Menüs war.

Diese Situation veranlasste Experten der Rundfunktechnik, sich schon früh mit der Nutzung eines bislang völlig freien Wellenbandes, nämlich des 3-Meter-Bandes im UKW-Bereich, zu befassen. Und so begann vor rund 40 Jahren als erster Sender Europas der Bayerische Rundfunk mit der Ausstrahlung seines Programms über diese neue Ultra-Kurzwelle.

Pionierarbeit des Bayerischen Rundfunks

Das Pioniergerät dieser neuen Technik, der erste UKW-Sender Deutschlands und Europas, arbeitete mit Frequenzmodulation und strahlte horizontal polarisierte Wellen aus. Er stand in München-Freimann, wo heute die Fernsehstudios des Bayerischen Rundfunks ihren Platz haben, und seine Antenne wurde auf einem Stahlgitterturm von 100 m Höhe montiert.

Erklärte Absicht der Schöpfer dieses neuen 250-W-Senders war einmal die Erweiterung der Rundfunk-Versorgung sowie ferner die Verbesserung der technischen Qualität im Vergleich zum damals üblichen amplituden-modulierten Mittelwellen-Funk. Und wie jeder Ohrenzeuge von damals bestätigen kann, ist dies auch gelungen.

Entwicklung des UKW-Bands

Die neuen Ultra-Kurzwellen, die man allerdings auch nur mit teuren, speziell ausgerüsteten Geräten empfangen konnte, erfreuten die Hörer wie die Techniker mit größerer allgemeiner Störfreiheit, mit geringeren Reflexionsstörungen, mit kleineren Antennen und vor allem mit einer neuartigen Tongüte, die im Rückblick fast schon wie ein früher Vorläufer von HiFi anmutet: denn unversehens konnte nunmehr ein Tonfrequenzbereich von 15 kHz statt bisher bloß 4,5 kHz übertragen werden – immerhin fast zwei Oktaven mehr.

Der UKW-Erstling aus München-Freimann war das Werk Dr. Lothar Rohdes vom Münchener Elektronik-Unternehmen Rohde & Schwarz. Diese Firma, die längst nur noch Geräte für den Profibereich baut, präsentierte seinerzeit aber auch noch Heimempfänger für den neuen UKW-Funk, die in einigen Hundert Exemplaren gefertigt wurden. Sie sind Vorläufer einer Fülle weiterer Modelle anderer Hersteller bis hin zum hochmodernen Taschenradio von heute.

Verfolgt man die Funk-Geschichte der letzten vier Jahrzehnte weiter, so ist da vor allem die Stockholmer Frequenzplanungskonferenz von 1952 zu erwähnen, die die Verteilung der UKW-Frequenzen zwischen 87,5 MHz und 100 MHz regelte. Sie teilte der Bundesrepublik Frequenzen für 246 UKW-Sender zu, die schrittweise genutzt und zur Auffächerung der Programme beitrugen.

Medienpolitische Diskussionen

Heute reicht das UKW-Band hinauf bis zu 108 MHz, doch mit dem völlig störungsfreien Empfang von einst ist es weitgehend vorbei. Vor allem in Ballungsgebieten muß man durch die Fülle des Angebots immer mehr Aufwand treiben, um ausreichende Trennschärfe zu erzielen.

Der Beginn des Stereo-Rundfunks 1966 und die Einführung des Verkehrsfunks 1974 nach dem bekannten System Ari sind Marksteine auf dem Weg zur heutigen Rundfunkqualität. Bei Ari aktiviert eine besondere Durchsagekennung ein „stumm“ geschaltetes Radio beziehungsweise ein gerade laufendes Kassettengerät so, daß die Mitteilung automatisch empfangen wird.

Erst ein Jahr etwa ist es her, daß mit dem Radio-Daten-System (RDS) auch noch die automatische Identifizierung des jeweiligen Senders möglich wurde: denn RDS ist eine Technik, bei der man dem Gerät daheim oder im Auto nur noch „sagt“, welchen Sender man hören möchte – und prompt stellt es sich dann automatisch auf die jeweils beste Empfangsfrequenz ein.

Dies bewirken die Geräte mit Hilfe unhörbarer, digitaler Zusatzsignale, die der Sender zusammen mit dem Programm ausstrahlt. Jene Impulse sind so beschaffen, daß der Empfänger selbst dann, wenn der Standort – etwa bei einer Fahrt mit dem Auto – gewechselt wird, keine Probleme bekommt. Er kann dann in einer gespeicherten, alternativen Frequenzliste nachschauen und aus ihr erneut die beste Frequenz ermitteln.

Kosten und Effizienz

Blickt man zuletzt noch ein Stück nach vorn, so ist die nächste Funkinnovation für den kommenden Sommer zu erwarten. Dann soll der TV-Sat-2 starten und digital codierte Programme ausstrahlen.

Zwar wird in den Kreisen der Medienpolitik noch über die Frage gestritten, wieviel Hörfunk-Programme künftig einmal über Satelliten ausgestrahlt werden sollen – und zu welchen Tageszeiten. Doch Technikern ist klar, daß diese Sendungen dann gleich in ganz Mitteleuropa zu empfangen wären und daß ein einziger Satelliten-TV-Kanal ausreichen würde, 16 Audio- Programme in Digital-Qualität zu Boden zu strahlen.

Zum Empfang des Satelliten-Hörfunks von morgen wird man zwar wieder neue Geräte kaufen müssen, die bei Serienfertigung etwa 700 DM kosten sollen, wie Experten schätzen. Doch bei den Antennen wird der Extraaufwand erfreulich klein bleiben, denn hier genügen vorerst kleine Parabolschüsseln von maximal 30 cm Durchmesser, wie Frank Müller-Römer, der Technische Direktor des Bayerischen Rundfunks, beschreibt. Und schon heute scheint absehbar, daß bald auch planare Antennen, deren Fläche etwa der Rückwand eines typischen Kofferradios entspricht und die schwenkbar montiert werden, ausreichen dürften.

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