Konjunkturampel des IW Köln 12. Okt 2022 Von Michael Grömling Lesezeit: ca. 2 Minuten

Der Schaden für die Konjunktur ist von Dauer

Ukrainekrieg und Pandemiefolgen halten Konsumenten und Industrie im Griff. Besserung für die Konjunktur ist erst 2023 zu erwarten.

Abrupte Unterbrechungen von komplexen Produktionsprozessen können die Industrieproduktion in Deutschland nachhaltig schädigen, warrnt das IW Köln.
Foto: PantherMedia / Nataliya Hora

Die deutsche Wirtschaft steckt in einer breit angelegten Rezession. Die Industrieproduktion lag zwar in den Sommermonaten etwas über dem Vorquartal. Die Entwicklung der Auftragseingänge und die Stimmung der Einkaufsmanager lassen jedoch eine Verlängerung und Verschärfung der schon seit geraumer Zeit vorherrschenden Industriekrise erwarten.

Hohe Energiekosten belasten die Volkswirtschaft

Diese düsteren Konjunkturperspektiven nähren sich aus der Einschätzung, dass vorerst kein Ende des Kriegs in der Ukraine zu erwarten ist. Daraus ergeben sich hohe Risiken und hohe Kosten für die deutsche Energieversorgung mit allen Folgen für die Volkswirtschaft.

Produktion, Beschäftigung, Nachfrage: Immer mehr Indizes der Konjunkturampel schalten auf Rot, das gilt für Verbraucher wie Unternehmen. Deutschland steckt bereits in der Rezession. Grafik: IW Köln

Die globalen Liefernetzwerke leiden weiter unter pandemiebedingten Verspannungen. Steigende Arbeitskosten könnten die Wettbewerbsfähigkeit der Firmen zusätzlich verschlechtern. All dies sorgt für multiple Angebotsschocks in der deutschen Wirtschaft.

Wasserstoff und Windkraft – eine ideale Kombination?

Darüber hinaus leidet die gesamtwirtschaftliche Nachfrage in ihrer vollen Breite. Die hohen Inflationsraten zehren mehr und mehr an der Kaufkraft der privaten Haushalte. Wegen dieser Perspektiven halten sich die Unternehmen mit Investitionen zurück. Die Weltwirtschaft verliert an Schwung, dies setzt dem deutschen Exportgeschäft zu.

Herbstprognose des IW erwartet niedriges Wachstum

Angesichts dieser Belastungen erwartet das Institut der deutschen Wirtschaft in seiner Herbstprognose, dass das reale Bruttoinlandsprodukt in Deutschland im Jahresdurchschnitt 2022 nur noch um knapp 1,25 % über dem Vorjahresniveau liegen wird. Dieses Plus ist allein auf den guten Jahresstart zurückzuführen. Beginnend mit dem dritten Quartal, war die Wirtschaftsleistung rückläufig. Erst im dritten Quartal des nächsten Jahres ist wieder mit einem Anstieg zu rechnen. Diese Erholung wird sich im Jahresverlauf 2023 aber nur einstellen, wenn sich die vielfältigen Versorgungsprobleme zurückbilden und die damit einhergehenden negativen Preiseffekte nachlassen. Für den Jahresdurchschnitt 2023 wird dann ein Rückgang des realen BIP um knapp 1,75 % erwartet. Dabei werden die privaten Konsumausgaben ihr Vorjahresniveau um 2 % unterschreiten. Bei den Bauinvestitionen ist für 2022 und 2023 ein Minus zu erwarten. Die Ausrüstungsinvestitionen kommen nur wenig von der Stelle. Damit wird die infolge der Pandemie entstandene Investitionslücke bis zum Jahresende 2023 nicht geschlossen werden. Der Außenhandel bleibt angesichts der schwachen Weltwirtschaft ebenfalls ausgebremst.

Konsum kühlt sich wegen hoher Inflationsraten ab

Die IW-Prognose fällt im Vergleich mit den Vorhersagen anderer Institute pessimistisch aus. Zum einen wird davon ausgegangen, dass der Konsum infolge hoher Inflationsraten und zunehmender Vorsicht heftiger abkühlt. Zum anderen werden stärkere Produktionsstörungen in der Industrie erwartet. Ausfälle in einzelnen Bereichen führen über die vielfältigen Vernetzungen schnell zu Abwärtsspiralen. Das konnte bereits in der Pandemie gelernt werden.

Rüstungsindustrie hadert mit den Vorgaben der Bundesregierung

Mit andauernden Belastungen drohen langfristige Folgewirkungen für die Wirtschaftsstruktur. Abrupte Unterbrechungen von komplexen Produktionsprozessen und Zuliefernetzwerken können diese dauerhaft beeinträchtigen und damit Umkippeffekte auslösen, die die Industrieproduktion in Deutschland nachhaltig schädigen. Dies wirkt über vielfältige Verbundeffekte in den unternehmensnahen Dienstleistungssektor hinein.

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