Unternehmen 24. Jan 2024 Von André Weikard Lesezeit: ca. 3 Minuten

Aurubis-Albtraum geht weiter – fast der komplette Vorstand muss gehen

Die Aufarbeitung der Metallbetrugsfälle beim Kupferhersteller Aurubis kostet Vorstandschef Roland Harings den Job.

Aurubis zieht personelle Konsequenzen aus den Betrugsfällen und Diebstählen, die im vergangenen Jahr aufgedeckt wurden.
Foto: Aurubis AG

Am Dienstag dieser Woche zog der Aufsichtsrat von Aurubis die Reißleine: Vorstandschef Roland Harings und zwei weitere Vorstände müssen das Unternehmen verlassen. Damit wird die Führungsspitze des Kupferherstellers fast komplett ausgetauscht. Einzig Inge Hofkens, die erst seit Anfang 2023 das Recyclinggeschäft der Hamburger leitet, bleibt auf ihrem Posten.

Aurubis-Vorstand trägt Verantwortung für Betrug und Diebstahl im Hamburger Werk

Die entsprechende Ad-hoc-Mitteilung von Aurubis spricht eine deutliche Sprache: „Die drei Vorstandsmitglieder tragen damit den besonderen Herausforderungen der Aurubis AG im abgelaufenen Geschäftsjahr Rechnung, insbesondere mit Blick auf die schwerwiegenden Betrugs- und Diebstahlsfälle im Werk Hamburg und Vorkommnisse im Bereich der Arbeitssicherheit.“ Der Aurubis-Aufsichtsrat hatte unmittelbar nach Bekanntwerden der millionenschweren Betrügereien die Gehälter der drei Vorstände um mehrere Hunderttausend Euro gekürzt und die Wirtschaftskanzlei Hengeler Mueller mit einer Untersuchung der Vorgänge, insbesondere der Verantwortlichkeit des Vorstands beauftragt. Das Ergebnis dieser Überprüfung ist nicht öffentlich. Die Konsequenz, mit der nun gegen die Führungsspitze vorgegangen wird, legt aber nahe, dass die Juristen gravierende Versäumnisse festgestellt haben.

Kriminelles System bestand seit Jahren

Der Kahlschlag an der Spitze von Aurubis fällt zusammen mit der gerichtlichen Aufarbeitung einiger Betrugsfälle am Landgericht Hamburg. Vier der sechs Angeklagten legten nach Information des Gerichts Geständnisse ab. Sie räumten ein, sogenannte Rohsilberfegsel, Rückstände, die im Zuge des Metallrecyclings entstehen und die in der Regel zu 85 % aus Silber und zu bis zu 5 % aus Gold bestehen, entwendet und an Abnehmer in der Türkei verkauft zu haben. Der Diebstahl soll sich nach Schilderung der Angeklagten in den Jahren 2020 und 2021 vollzogen haben. Die Männer geben aber an, das kriminelle System habe schon vorher bestanden, sie seien erst 2020 in den Schmuggel aus dem Hamburger Werk und den Abtransport eingestiegen. Laut Anklage sollen so allein im genannten Zeitraum rund 5000 kg Silber und Gold im Wert von 11 Mio. € entwendet worden sein. Die Drahtzieher und Käufer sind bis heute unbekannt.

VDI nachrichten berichtete: Tausende Tonnen Kupfer bei Aurubis abhandengekommen

Manipulation von Proben verursachte Millionenschaden

Der Vorfall ist allerdings nur die Spitze des Eisberges. Offensichtlich wurde Aurubis auf verschiedene Art immer wieder von kriminellen Banden geplündert. So wurde bei einer Inventur des Metallbestandes festgestellt, dass viele Metalle nicht der eigentlich dokumentierten Qualität entsprechen. Aurubis geht derzeit davon aus, dass Proben manipuliert wurden, die tatsächlich gelieferten Metalle von minderem Gehalt gewesen seien. Konkret geht es um Lieferungen von Autokatalysatoren, die letztlich deutlich weniger Edelmetall enthielten, wie laut den Proben zu erwarten war. Es war Aurubis dadurch gar nicht möglich, den Schrott gewinnbringend zu recyceln. Den Schaden beziffert das Unternehmen selbst auf einen mittleren zweistelligen Millionenbetrag.

Neuerlicher Diebstahlversuch erst kürzlich aufgeflogen

Auch dieser Vorfall blieb über lange Zeit unentdeckt. Dazu passen die Schilderungen der Angeklagten im derzeitigen Hamburger Aurubis-Prozess, dass die Sicherheitsvorkehrungen im Unternehmen sehr lax gehandhabt worden seien. Der Jahresbericht 2022/23 weist insgesamt einen Fehlbestand an Metallen in Höhe von 169 Mio. € aus, was darauf hindeutet, dass noch weitere Diebstähle stattgefunden haben. Nach einem Bericht der Hamburger Abendzeitung wurde erst vor Tagen erneut ein Aurubis-Mitarbeiter auf frischer Tat bei dem Versuch ertappt, wertvolles Metall in einem Rucksack vom Werksgelände zu schaffen. Auch in diesem Fall hat der Tatverdächtige dem Konzern über Monate einen mutmaßlichen Schaden von mehreren Hunderttausend Euro zugefügt.

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Drei Tote bei Chemieunfall

Die jüngste Entscheidung, den Vorstand weitgehend auszutauschen, geht aber auch auf drei Todesfälle zurück. Die in der Ad-hoc-Meldung verklausulierten „Vorkommnisse im Bereich der Arbeitssicherheit“ meinen einen Unfall, bei dem Stickstoff freigesetzt wurde und drei Aurubis-Mitarbeiter ums Leben kamen. Von Schadenersatzklagen gegen die geschasste Führung ist derzeit noch nicht die Rede. Aurubis teilt mit, man werde „nach aktuellem Stand von der Geltendmachung von Ersatzansprüchen gegen die drei Vorstandsmitglieder“ absehen. Die Börse reagierte gelassen auf den Vorstandswechsel. Am Tag nach der Verkündigung schloss die Aktie des Unternehmens leicht im Plus. (dpa/aw)

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