Weiterbildung 16. Nov 2022 Von Ines Gollnick Lesezeit: ca. 5 Minuten

Fachleute für Energieberatung dringend gesucht

Der Energieberatermarkt ist überhitzt. Ingenieurbüros arbeiten am Anschlag. Der Nachwuchs fehlt. Eine Weiterbildung als Energieberater oder Energieberaterin ist für Ingenieure und Ingenieurinnen eine Chance.

Energieeffizienz spielt im Gebäudebereich eine große Rolle, aber nicht nur dort. Im Angebot sind zahlreiche Weiterbildungen zum Thema.
Foto: PantherMedia / Randolf Berold

Der Energieberatermarkt wächst in einem rasanten Tempo, das so kaum durchzuhalten ist. Branchenkenner sprechen von Überhitzung. Auf dem Twitterkanal der Bafa-Website (Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle) belegt eine Zahl, was auf dem Energieberatermarkt los ist. Die Grafiken dort vermerken unter anderem die Monatsstatistik zur Energieberatung für Wohngebäude. Von 2019 bis jetzt hat sich die Zahl fast verzwanzigfacht. Sie stieg von 10 000 Beratungen auf fast 170 000. Der Markt der Expertinnen und Experten ist aber nicht entsprechend mitgewachsen. Die Folge ist ein bundesweit hoher Personalbedarf.

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„Wir sind derzeit aus- bzw. überlastet. Leider können wir bis auf Weiteres keine neuen Aufträge mehr annehmen“, ist auf der Website des Bonner Ingenieurbüros „Breil & Butzbach – Architekten & Ingenieure“ zu lesen. Es konzentriert sich bei seiner Beratung auf Wohngebäude, angefangen vom Einfamilienhaus bis hin zu kleineren Mehrfamilienhäusern. Das Team dort setzt auf eine ganzheitliche individuelle Beratung, das heißt, es nimmt das gesamte Gebäude in den Blick, betrachtet die konstruktiven und physikalischen Zusammenhänge und die spezifische Nutzersituation. Daneben konzentriert es sich auf das gesamte Themenfeld um Energieeffizienz und Klimaschutz, und es kümmert sich um Förderungen. Neben Privatleuten suchen auch Unternehmen und Kommunen Experten und Expertinnen, die ihnen helfen, Energie einzusparen, um Kosten zu senken und um den Klimaschutz voranzubringen.

Klaus Lambrecht ist sich sicher, eine Fortbildung lohnt sich. Er ist seit mehr als 20 Jahren Ausbilder und lehrt zudem an der Technischen Hochschule Köln und an der Hochschule Rottenburg. Foto: Alina Lambrecht

„Wir haben ein großes Problem beim Nachwuchs in der Energieberaterbranche. Es arbeiten dort sehr viele Ältere. Da ist dringend ein Switch erforderlich.“ Klaus Lambrecht, „Econsult Lambrecht Jungmann Partner“ und Dozent an der Technischen Hochschule Köln und an der Hochschule Rottenburg

Wer sich in die Energieeffizienz-Expertenliste bei der Deutschen Energie-Agentur (Dena) eintragen kann, kann Fördermittel beantragen

Ob nun in den Ingenieurbüros, bei den Energieberatungsagenturen oder in den Verbraucherzentralen – es fehlt qualifiziertes Personal. Die Wartezeiten für Beratungen sind lang. Wer sich also auf diesem sich stark entwickelnden Arbeitsfeld verdingen möchte und dafür Weiterbildung braucht, wäre z. B. bei den Angeboten von Klaus Lambrecht von „Econsult Lambrecht Jungmann Partner“ richtig. Lambrecht leitet seit über 20 Jahren unter anderem Fortbildungen für Architekten- und Ingenieurkammern oder Energieagenturen.

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Er hat über 3000 Energieberater und -beraterinnen durch zusätzliche Qualifikationen im Bereich Wohngebäude und Nichtwohngebäude fit für den Beratungsmarkt gemacht, darunter auch viele Ingenieure und Ingenieurinnen. Neben diesen Weiterbildungen lehrt er an der Technischen Hochschule Köln und an der Hochschule Rottenburg. Studierende lassen sich von ihm im Rahmen der Energieberatung zusätzlich zum normalen Studium qualifizieren. „Wir haben ein großes Problem beim Nachwuchs in der Energieberaterbranche. Es arbeiten dort sehr viele Ältere. Da ist dringend ein Switch erforderlich“, unterstreicht er.

Lambrecht tanzt also auf zwei Hochzeiten. Er qualifiziert ganz junge Menschen und er bildet Ältere – darunter viele Multiplikatoren und Lehrende – weiter. Durch sein Lehrengagement an der TH Köln erwerben die jungen Menschen eine Qualifikation für die Energieberatung und die Effizienzhausplanung. Und sie können sich direkt nach dem Studium in die Energieeffizienz-Expertenliste bei der Deutschen Energie-Agentur (Dena) eintragen lassen. Wer dort eingetragen ist, darf Fördermittel im Rahmen der Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) beantragen. Das Förderprogramm umfasst rund 10 Mrd. € für den Wohngebäude-Neubau und die Wohngebäudesanierung. Lambrecht erläutert das so ausführlich, um deutlich zu machen, dass es bei der Weiterbildung inhaltlich nicht nur darum geht, was technisch notwendig ist, um Energie zu sparen, sondern es geht auch darum, sich für ein Förderprogramm zu akkreditieren. Das ist wichtig, weil es in Deutschland im Grunde keine ungeförderte Beratung gibt.

Lehrgänge, die die Dena-Akkreditierung beinhalten, werden bundesweit von unterschiedlichen Akteuren angeboten

Für die Energieeffizienz-Expertenliste der Dena muss man eine Fortbildung machen, die nach dem Regelheft der Energieeffizienz-Expertenliste aufgebaut ist. Dieses ist auf der Website www.energie-effizienz-experten.de publiziert. Es definiert, was in der Fortbildung gelehrt werden muss. Lehrgänge, die die Dena-Akkreditierung beinhalten, werden bundesweit von unterschiedlichen Akteuren angeboten. Sie orientieren sich an dem sogenannten Grundmodul. Daneben gibt es die Vertiefungsmodule Wohngebäude und Nichtwohngebäude. Je nach Qualifikation dürfen die Absolvierenden später die Fördergelder beantragen.

Ein zweites Programm zielt auf die Energieberatung für Wohngebäude ab. Wer als Hauseigentümer eine geförderte qualifizierte Beratung und einen Sanierungsplan haben möchte, findet qualifizierte Experten und Expertinnen beim Bafa, dem Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle. Es führt ebenfalls eine Expertenliste, in die sich Menschen mit einer zusätzlichen Qualifikation eintragen lassen können. Das müssen sie eigenständig tun, wenn sie die Qualifikation abgeschlossen haben. Wer auf der Liste steht, kann Energieberatung und die Aufstellung eines Sanierungsplans leisten. Klaus Lambrecht verkündet eine ganz klare Botschaft: „Sich als Energieberater fortzubilden, lohnt sich.“ Es würden enorm viele Leute gebraucht, die in die Beratung gehen, dann in die Planung und anschließend in die Baubegleitung. „Dann sind wir auf einem guten Weg. Sanieren ohne Plan macht keinen Sinn.“

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Das Portfolio der Weiterbildungsangebote ist groß

Weil es diverse Weiterbildungsanbieter gibt, bleibt es niemandem erspart, sich individuell nach der richtigen Weiterbildung umzusehen. Auch das VDI Wissensforum bietet umfangreiche Know-how-Vermittlung rund um das Thema Energiemanagement an. Und neben Ingenieur- und Architekten- sowie Handwerkskammern gibt es weitere Verbände, Akademien der Industrie- und Handelskammern sowie des TÜV, Energieagenturen sowie private Anbieter wie das Öko-Zentrum NRW in Hamm, ein Spezialist für nachhaltiges Bauen.

Ein Fernstudium zum Energieberater bieten die Fernschule „ILS“, die „sgd“ und die Fernakademie an. Die Vorteile sind: Es kann jederzeit begonnen werden. Die durchschnittliche Studiendauer beträgt 15 Monate. Inhaltlich geht es um Energiesysteme, Energiebilanzen, Baustoffe, Anlagentechnik, rechtliche Rahmenbedingungen sowie Wirtschafts- und Investitionsrechnung. Studierende lernen, Gebäudearten und den Verbrauch von Energie einzuschätzen, zu analysieren, und sie sind in der Lage, neue Konzepte und Modernisierungspläne zu entwerfen. Wer das Studium erfolgreich beendet, darf an einer Prüfung vor der Handwerkskammer teilnehmen. Wer sie besteht, darf den Titel Gebäudeenergieberater (HWK) führen. Die Kosten liegen je nach Fernschule zwischen 2500 € und 3000 €.

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Auch berufsbegleitende Ausbildungen sind möglich

Die enorme Nachfrage nach qualifizierten Energieberatern und -beraterinnen hat auch den Bundesverband Gebäudeenergieberater, Ingenieure, Handwerker (GIH) motiviert, ein Kurskonzept zum Energieberater Wohngebäude zu entwickeln. Die Kurse starteten im Frühjahr 2022 in Süddeutschland und werden nun nach und nach in anderen Bundesländern ausgerollt. Das Angebot soll bereits bestehende Energieberaterbüros ansprechen, die ihr Personal aufstocken wollen. Es spricht auch Quereinsteigende aus dem Handwerk an oder Ingenieure und Ingenieurinnen sowie Architekten, die sich das Arbeitsgebiet erobern wollen. Alle Kurse werden mit einer zertifizierten Prüfung nach HWK-Standard abgeschlossen. Wer erfolgreich zum Abschluss kommt, kann sich in die Dena-Liste für das Förderprogramm Energieberatung für Wohngebäude und die BEG-Einzelmaßnahmen (Bundesförderung für effiziente Gebäude) eintragen lassen.

Eine berufsbegleitende Weiterbildung mit einer etwas anderen Ausrichtung bietet die IHK Wirtschaftsakademie Schleswig-Holstein mit der Bezeichnung „Energiemanager“ an. Der erfolgreiche Abschluss wird mit dem IHK-Zertifikat belohnt. Wer sich einen Lehrgang vorstellt, der dazu befähigt, im Unternehmen intelligente Energiesparmaßnahmen einzuleiten und somit Kosten zu senken, ist dort richtig. Teilnehmende beschäftigen sich mit energietechnischen Grundlagen, Wärmebedarfsrechnung, energiebewusstem Bauen und Sanieren, Emissionshandel und Energierecht (Kostenpunkt: 160 Unterrichtsstunden für knapp 3000 €).

Die Weiterbildung bildet die Basis dafür, dass anschließend die Energieanwendung des Unternehmens technisch optimiert und gezielt gemanagt werden kann. Eine Besonderheit ist: Der Lehrgang entspricht den Anforderungen der Weiterbildung zum European Energy Manager für die europäische und weltweit standardisierte Qualifikation nach dem EUREM-Trainingskonzept.

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