Roboter 08. Mrz 2023 Von Martin Ciupek Lesezeit: ca. 6 Minuten

Spezialisierung statt Universalroboter: Warum sich Stäubli auf einzelne Anwendungsbereiche fokussiert

Die Roboterbranche ist in Bewegung. Neben neuen Anbietern, die in den Markt drängen, entwickeln sich aber auch etablierte Hersteller weiter. Ein Beispiel dafür ist Stäubli.

Software erleichtert den Umgang mit den Robotern. Das Beispiel zeigt eine Anwendung zur teilautomatisierten Montage von Elektrofahrrädern.
Foto: Stäubli

Preiswerte Leichtbauroboter oder Sechsachslösungen für große Produktionsstraßen in der Automobilindustrie sucht man bei Stäubli vergebens. „Wir konzentrieren uns auf Anwendungsbereiche, die andere nicht so gut beherrschen“, sagt Gerald Vogt selbstbewusst. Der CEO der Stäubli-Gruppe ist stolz darauf, dass inzwischen auch bisher getrennte Geschäftsbereiche des Unternehmens immer mehr Synergien mit der Robotik entwickeln. Denn zur Stäubli Gruppe gehören neben der Robotics Division, die Vogt bis Ende 2020 leitete, die Textile Division sowie die beiden Verbindungstechnik-Divisionen Electrical Connectors und Fluid Connectors. Letztere liefern zunehmend auch Lösungen für modulare Automatisierungssysteme.

Lesetipp: Prozesse in der Industrie per Sprache und Gesten steuern

Für Vogt sind die Einsatzfelder in der Robotik grundsätzlich riesengroß. „Wer hätte z. B. gedacht, dass ein Roboter mal in bis zu 30 m Wassertiefe Reaktorbehälter abbaut“, sagt er und beschreibt damit eine Lösung, die mit einem Partner aus der Energiebranche für den Rückbau des Kraftwerks in Brunsbüttel entwickelt wurde. Während Stäubli früher prinzipiell auch Kameraroboter entwickelt hatte, spezialisiere sich das Unternehmen nun allerdings auf einzelne strategische Branchen, wie Pharma und Medizin, Lebensmitteltechnik, Photovoltaik sowie anspruchsvolle Fertigungsaufgaben wie beispielsweise in der Automotive- und Metallindustrie.

Differenzierung im Markt für Roboter und autonome Transportsysteme

Schnell wachsende Hersteller von Leichtbaurobotern sieht Vogt dabei nicht als Konkurrenz. „Wir wollen uns über Präzision und Traglast differenzieren – und das in möglichst kompakten Lösungen realisieren.“ Er denkt dabei nicht nur an stationäre Roboter, sondern auch an autonome Transportfahrzeuge, die er als AGV (Automated Guided Vehicle) bezeichnet. Die AGV gehören neben Sechsachs- und Scara-Robotern ebenfalls zum Portfolio des Unternehmens.

Schwere Brocken: Fahrerlose Transportsysteme von Stäubli übernehmen bei der Produktion von Windenergieanlagen den innerbetrieblichen Transport von Gondeln. Foto: Siemens Gamesa

„Wir haben damit in der Batteriefertigung einige Projekte gewonnen, ähnlich wie in der Halbleiter- und bei Off-Shore-Windenergie-Industrie“, berichtet der Stäubli-CEO. Kunden dafür seien insbesondere die Maschinenhersteller, die ihre tonnenschweren Produkte mit den mobilen Systemen flexibel durch den Fertigungsprozess bewegen. Ein Beispiel sind AGV mit 450 t Traglast, die Siemens Gamesa für die Produktion von Gondeln für große Off-Shore-Windenergieanlagen nutzt. Die Halbleiterindustrie benötigt indes Transportroboter, die zudem reinraumtauglich sind. Darauf hat Stäubli reagiert. „In unserem Werk in Sulzbach-Rosenberg haben wir deshalb vor ein paar Jahren einen eigenen Reinraum aufgebaut“, hebt Vogt hervor.

Sterilisierbare Roboter erzeugen Haut für Transplantationen

Auf andere Weise anspruchsvoll sind die Einsatzbereiche der stationären Roboter. Vogt dazu: „Im Knickarmbereich haben sich vor allem Pharma- und Medizinanwendungen sowie die Photovoltaik als größte Einsatzbranchen erwiesen, wo eine hohe Positionier- und Wiederholgenauigkeit benötigt wird.“ Für die erstgenannten braucht es spezielle Lösungen mit einem sterilisierbaren Design.

Gerald Vogt war lange für die Robotik bei Stäubli verantwortlich und hat als CEO der Gruppe inzwischen alle Geschäftsbereiche im Blick. Foto: Stäubli/Christian Pfammatter

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