Bauwirtschaft 21. Apr 2023 Von Alexander Morhart Lesezeit: ca. 2 Minuten

Wohnungsbau vor dem Kipppunkt: Verbände fordern über 70 Mrd. €

Das Verbändebündnis Wohnungsbau warnt vor einem Zusammenbruch der Baukapazitäten und fordert vom Staat Fördermittel in Höhe von über 70 Mrd. € bis 2025. Vier Rahmenbedingungen sorgen aktuell für eine noch nie da gewesene Problemkonstellation fürs Wohnen in Deutschland.

Dietmar Walberg stellt als Geschäftsführer die 80-seitigen Studie seiner Arbeitsgemeinschaft für zeitgemäßes Bauen (ARGE Kiel) auf dem Wohnungsbautag 2023 vor.
Foto: Aktion "Impulse für den Wohnungsbau"/TSeifert

„Der Wohnungsbau steckt in einer absoluten Ausnahmesituation“, sagte Dietmar Walberg beim Wohnungsbautag am 20. April in Berlin. Der Geschäftsführer der staatlichen Arbeitsgemeinschaft für zeitgemäßes Bauen (Arge Kiel) hat die Branche analysiert. Anlass war die Veranstaltung, die ein lockeres „Verbändebündnis Wohnungsbau“ aus Bau- und Wohnungswirtschaft samt Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) und Deutschem Mieterbund jährlich ausrichtet. Walberg warnte davor, die außergewöhnliche Konstellation der vier Rahmenbedingungen zu unterschätzen: Noch nie seit dem Zweiten Weltkrieg habe es gleichzeitig einen so hohen Bedarf an Wohnungen, so hohe Baukosten, so hohe Zinssprünge und vor allem auch so hohe Auflagen und Vorschriften für das Bauen gegeben wie heute.

Die Bauwirtschaft müsste ihre aktuelle Kapazität trotz Wohnungsmangel in den nächsten zwei Jahren abbauen

Walberg machte sich die Einschätzung der Bundesregierung zu eigen, jährlich sollten 400 000 Wohnungen gebaut werden. Dafür reichten die heute vorhandenen Kapazitäten der Bauwirtschaft aus – aber nur „wenn die sonstigen Rahmenbedingungen stimmen würden“. Das sei jedoch nicht der Fall: Stichwörter sind Grundstücke, Genehmigungen und Finanzierung.

Gefahr von Altersarmut durchs Wohnen

In einer von der Arge Kiel erstellten 80-seitigen Studie heißt es, im laufenden Jahr werde ein Rückgang des Wohnungsbaus von 6,1 % gegenüber 2022 erwartet. In den kommenden zwei Jahren sei bei den heutigen Rahmenbedingungen von einer Reduzierung der Neubauaktivitäten „um etwa 60 %“ auszugehen. In diesem Fall müsse auch mit einem Abbau der Kapazitäten gerechnet werden, sodass bereits um das Jahr 2025 herum die Baukapazitäten in Deutschland nicht mehr für 400 000, sondern „nur noch für die Errichtung von ca. 275 000 Wohneinheiten ausreichen würden“.

400 000 neue Wohnungen im Jahr wahren geplant. Die Kapazität dafür wurde von der Bauindustrie aufgebaut, doch die Rahmenbedingungen passen nicht mehr. Das sorgt für ernste Mienen, nicht nur bei Wissenschaftler Dietmar Walberg und Bundesbauministerin Klara Geywitz – hier auf dem Wohnungsbautag 2023. Foto: Aktion „Impulse für den Wohnungsbau“/TSeifert

Wohnungsbaukapazitäten werden sechsmal schneller abgebaut als aufgebaut

Aus einer Rückbetrachtung der vergangenen 30 Jahre zeige sich, dass der Abbau von Kapazitäten sechsmal schneller erfolge als deren (Wieder-)Aufbau. Das System Wohnungsbau befinde sich somit an einem „folgenreichen Kipppunkt“.

Marktforschung: Mietpreise steigen – Immobilienpreise sinken

Robert Feiger, der Bundesvorsitzende der IG BAU, forderte angesichts dieser Lage „im Jahr für den sozialen Wohnungsbereich mindestens 15 Milliarden“. In der Pressemitteilung ist der Betrag bis 2025 auf 50 Mrd. € an Fördermitteln aufgerundet, die für jährlich 100 000 Sozialwohnungen ausreichen sollen. Zusätzlich werden für insgesamt 60 000 „bezahlbare“ Wohnungen – solche mit einer Kaltmiete zwischen 8,50 € und 12,50 € – bis 2025 mindestens weitere 22 Mrd. € gefordert. Insgesamt liegen die Forderungen für die nächsten zwei Jahre damit bei über 70 Mrd. €.

Vertreter des lockeren „Verbändebündnis Wohnungsbau“ aus Bau- und Wohnungswirtschaft samt Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) und Deutschem Mieterbund zusammen mit der Bundesbauministerin. Foto: Aktion „Impulse für den Wohnungsbau“/TSeifert
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