Kommentar 17. Sep 2024 Von Stephan W. Eder Lesezeit: ca. 3 Minuten

Milliarden vom Bund für Intel-Fabrik sind gut angelegt – auch wenn die Fabrik später kommt

Auch wenn Intel den Bau einer neuen Chipfabrik in Magdeburg verschiebt, bleibt die Entscheidung richtig, das Projekt zu fördern. Bei Halbleitern hilft nur Klotzen.

Chipfabrik des US-Konzerns Intel: Das Bild zeigt den Maskierungsprozess im Rahmen einer Halbleiterfertigung im Intel-Werk Santa Clara, Kalifornien.
Foto: Tim Herman/Intel Corporation

Intel wird keine neue Chipfabrik in Magdeburg bauen. Wenigstens nicht innerhalb der kommenden zwei Jahre. So entpuppt sich die aufgeregte Diskussion um Milliardenhilfen des Bundes als „viel Lärm um nichts“. All jene, die das Geld lieber in andere Industrien investiert sähen, können zumindest vorerst aufatmen. Nicht so unser Energieredakteur Stephan W. Eder. Er hält die Subventionen für die Halbleiterbranche nach wie vor für richtig. Das begründete er bereits in seinem Kommentar vom 29. 6. 2024 so:

Zuletzt hagelte es Kritik an den hohen Milliardenhilfen des Bundes für die Intel-Ansiedlung in Magdeburg. „Die astronomische Summe, die Intel als Subventionen von der Bundesregierung zugesagt bekommen hat, ist kaum noch zu rechtfertigen“, sagte Markus Jerger, Vorsitzender des Bundesverbands mittelständische Wirtschaft (BVMW). Ja, die Ansiedlung des US-Chipherstellers in Magdeburg sei „extrem teuer erkauft“ worden, betonte der geschäftsführende Vorstand des Deutschen Mittelstands-Bundes (DMB), Marc Tenbieg. „Die Politik hat sich über den Tisch ziehen lassen, weil sie gesagt haben, wir wollen euch unbedingt“, schimpfte Joachim Ragnitz, der stellvertretende Leiter des Ifo-Instituts Dresden.

Staatshilfen für Chipfabriken sind notwendig, um im globalen Chipwettlauf mithalten zu können

Was da so harsch angegangen wird, sind 9,9 Mrd. €, die Intel vom Bund erhält, für einen Invest von insgesamt 30 Mrd. €. Und am Montag vor dem Besuch Li Qiangs in Berlin hatte der Bundeskanzler höchstpersönlich die bis dahin zugesagten 6,8 Mrd. € auf besagte 9,9 Mrd. € erhöht.

EU Chips Act: Subventionswettlauf der Nanochips

Ein Unding? Nein, eine konsequente Ansage. Deutschland weiß um die generelle Abhängigkeit von China. Die Verflechtung zu lockern ist nötig und bedarf konsequenter Politik: die Relokalisierung kritischer Ressourcen, Technologien und Produktionseinheiten. Insofern hat Scholz hier Richtung Peking kommuniziert – ohne große Worte. Ohne Chips läuft kaum etwas. Jetzt schon nicht, und in Zukunft noch weniger. Hier rund 10 Mrd. € zu investieren, ist gut angelegtes Geld, es ist lang und gut überlegt und kein deutscher Alleingang, sondern vielmehr strategisch in der EU eingebettet.

Ist es trotzdem viel Geld? Sogar zu viel Geld? Nein, weder noch. Weltweit würden derzeit in der Halbleiterindustrie rund 700 Mrd. € als Subventionen gezahlt, zitiert die deutsche Presseagentur Reint Gropp, den Präsidenten des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung in Halle. Wer in Halbleiterfertigung und -Know-how investieren will, braucht Geld. Viel Geld.

Herstellung von Chips ist ein teures Geschäft – wer nicht investiert, wird abhängig

Chipherstellung war vielen Europäern lange viel, viel zu teuer – auch Deutschland. Sollen doch China, die USA, Taiwan oder Südkorea sich damit belasten und sich mit den Folgen der halbleiterspezifischen, innovationsgetriebenen Schweinezyklen herumschlagen. Doch diese Sichtweise hat sich geändert. Das ist gut so. Nur wenige Staaten wollten sich bislang engagieren. Und nur noch wenige Unternehmen außerhalb Chinas können das: Intel, Samsung, TSMC. Doch die sich daraus ergebenden Abhängigkeiten sind im Laufe der Corona-Krise vielen Branchen auf die Füße gefallen, vor allem auch der Automobilbranche. Nicht zuletzt diese massiven Auswirkungen haben in Deutschland und Europa zu einem Umdenken beigetragen. Aus der chinesischen Dominanz sich zumindest teilweise zu befreien, gelingt nur dem, der anfängt, selbst das Geschäft mit in die Hand zu nehmen.

Automobil: Mangel an Chips hängt nicht allein an der Lieferkette

Auch der einstige Chipweltmeister Japan hat Ende letzten Jahres erkannt, dass eine nationale Anstrengung nötig ist, um Unabhängigkeit und Widerstandsfähigkeit im Halbleitersektor bewahren zu können. Rapidus heißt ein Projekt mit acht Konzernen im Rücken, das über 50 Mrd. $ in die Hand nehmen will, um eine heimische Chipfabrik für die nächste, kommende Strukturgröße von 2 nm bis 2027 ans Laufen zu bekommen. Fazit: Deutschland ist in bester Gesellschaft, und das Geld gut angelegt.

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