Klima 16. Nov 2022 Von Angelika Nikionok-Ehrlich

Frankreich ringt zwischen Kernkraft und Ökostrom um die richtige Klimapolitik

Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron will zur Sicherung der nationalen Energieversorgung vor allem die Kernkraft weiter ausbauen, zugleich aber auch die erneuerbaren Energien.

Kernkraftwerk Belleville im Loiretal bei Benne Ouzover sur Loire, Frankreich. Das Land setzt im Rahmen seiner Klimaschutzstrategie auch für die Zukunft auf Kernkraft – neben den erneuerbaren Energien. Diese Druckwasserreaktoren aus den 1980er Jahren müssten dann modernisiert werden. Oder sie werden durch neue Anlagen ersetzt - entweder kleinere, modularere Anlagen oder durch Reaktoren des Typs EPR, wie er sich in Flamanville seit Jahren im Bau befindet.
Foto: imago images/blickwinkel

Allenthalben ist bereits seit einigen Jahren von einer Preisexplosion und Verzögerungen beim Bau neuer Kernkraftwerke (KKW) zu lesen. Da ist schon bemerkenswert, dass der französische Präsident Emmanuel Macron eine „Renaissance“ der Kernenergie für Frankreich angekündigt hat. Zugleich hatte er sich in der EU dafür stark gemacht, die Kernkraft für den Klimaschutz als „saubere“ Energie anzuerkennen und damit förderfähig zu machen.

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Bis zu 14 KKW – EPR2 (Kernkraftwerke der neuen Generation der europäischen Druckwasserreaktoren) sollen nach seinem Willen bis 2050 dort gebaut werden. In jedem Fall sechs, wobei der erste schon Mitte der 2030er-Jahre fertiggestellt sein könnte. Außerdem könnte eine Reihe kleinerer Kraftwerke (SMR – Small Modular Reactors) errichtet werden.

Frankreich setzt beim Klima auf Kernkraft, um die nationale Autarkie zu erhalten

Unabhängigkeit, auch im Bereich der Energie, ist für die französische Politik seit jeher ein großer Wert. Bestärkt wird sie darin durch die aktuelle Energiekrise. In den 1970er-Jahren legte daher die Regierung ein riesiges Kernprogramm auf: Frankreich ist nach den USA das Land mit der weltweit größten Zahl an Reaktoren.

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56 sind es (nach Abschaltung des ältesten Kernkraftwerks Fessenheim) derzeit noch, 2020 stellten sie gut 67 % des Stroms. Da jedoch viele der Anlagen ihre eigentlich vorgesehene technische Laufzeit von 40 bis 50 Jahren überschritten oder bald erreicht haben, häufen sich Störungen und Reparaturen. Stillstände gab es in den letzten Jahren auch infolge der langen Hitze- und Trockenheitsperioden, die zu niedrigen Wasserständen in den Flüssen und damit zum Mangel an Kühlwasser führten. Fast die Hälfte der Reaktoren waren allein in diesem Sommer aus den genannten Gründen zeitweilig abgeschaltet.

Fossile Kraftwerke spielen in Frankreich kaum eine Rolle, Wasserkraftwerke hingegen schon

Wasserkraftwerke stellen normalerweise einen Anteil von rund 13 % (2020) an der nationalen Stromerzeugung. Aber auch sie waren durch die langen Trockenperioden beeinträchtigt. So entstand in diesem Jahr die fast paradoxe Situation, dass Frankreich, das jahrzehntelang auf die „sichere“ Versorgung mit Atomstrom gesetzt hat, auf Stromimporte aus seinen Nachbarländern angewiesen war – vor allem aus dem wegen seiner „Energiewende“ mit Atom- und Kohleausstieg vielfach kritisierten Deutschland.

Man hat es also eilig, neue Stromerzeugungskapazitäten aufzubauen. Da dies aber nicht so schnell geht, wurde zunächst die Laufzeit der alten KKW verlängert. Sie sollen nach dem Willen Macrons, wo möglich, auch über 50 Jahre hinaus am Netz bleiben. Allerdings stellt die nationale Atomaufsichtsbehörde ASN Sicherheitsanforderungen an diese Laufzeitverlängerungen.

Frankreich will mehr Tempo beim Ausbau der Kernkraft durch gestraffte Verfahren

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