Erneuerbare Energien 28. Sep 2022 Von Ariane Rüdiger Lesezeit: ca. 4 Minuten

Mit Geothermie und Wasserkraft deckt Island seinen Energiebedarf

Während Deutschland unter der Last explodierender Gaspreise ächzt, lehnen sich die Isländer entspannt zurück. Der Inselstaat nutzt für die Energiegewinnung seine exponierte geophysikalische Lage und setzt auf Wasserkraft, Geothermie und die Digitalisierung.

Gleich nebenan in einem Geothermiepark entzieht das Start-up Climeworks der Luft in einem zweistufigen Prozess direkt Kohlendioxid, das entweder einige Hundert Meter an das Start-up Carbfix zur Kalzifizierung im Basaltbett weitergeleitet oder an interessierte Kunden verkauft wird.
Foto: Ariane Rüdiger

Auf Island befinden sich gerade die beiden ersten Windturbinen in der Erprobung. Dass sich der sturmumtoste Inselstaat Island erst jetzt für diese Energieform interessiert, liegt daran, dass es dort bislang ganz einfach genug Strom und Wärme gab. Der elektrische Energieverbrauch Islands beträgt rund 17,7 TWh pro Jahr. Das Land hat heute einen geringfügigen Energieüberschuss von 3 %.

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Grund dafür ist die exponierte geophysikalische Lage der Insel: Mitten hindurch zieht sich der mittelatlantische Rücken. Hier driften zwei tektonische Platten jedes Jahr 2 cm bis 3 cm auseinander. Außerdem fließt ein Magmastrom unter Island nah an die Erdoberfläche heran und hat die Insel auf seinem Rücken aus dem Meer gehoben. Das Auseinanderdriften und der Magmastrom verursachen beide Vulkanismus – und der ist die Quelle von Islands geothermischer Energie. Zusätzlich gibt es auf der Insel, die an ihrem höchsten Punkt über 2000 m über das Meer ragt, viel Niederschlag und demzufolge viele kleinere und größere Gewässer, die Richtung Meer fließen. Diese Gewässer eignen sich neben der Geothermie ebenfalls zur Energiegewinnung.

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Angelina Kapatza, Geologin bei On Power, erklärt die geophysikalische Sondersituation Islands. Rot der nordatlantische Rücken, wo zwei Kontinentalplatten auseinanderdriften, gelb der Hotspot, an dem heiße Magma bis kurz unter die Erdoberfläche dringt und Geothermie möglich macht. Foto: Ariane Rüdiger

So sichern Geothermie und Wasserkraft die Energieversorgung der grünen Insel

Von den knapp 3 GW elektrischer Erzeugungsleistung auf Island stammten 2020 gut zwei Drittel aus den 19 Wasserkraftwerken mit 16 MW bis 270 MW Leistung. Sie gehören dem 1965 gegründeten staatlichen Energieversorger Landsvirkjun. Drei Kraftwerke befinden sich beispielsweise am Fluss Sog, der zuerst in einen höher, dann in einen tiefer gelegenen See und von da aus weiter ins Meer fließt. Die Technik arbeitet schon seit vielen Jahren relativ problemfrei: Das älteste der drei Kraftwerke wurde bereits vor dem Zweiten Weltkrieg gebaut.

Einar Tómasson kümmert sich bei Business Iceland um die Themen Energieerzeugung und grüne Technologien. Auch die Rechenzentrumsbranche, die sich unter dem Label „Datacenters by Iceland“ zusammengeschlossen hat, baut Tómasson in Island mit auf.

Foto: Ariane Rüdiger

Wegen der reichlich vorhandenen geothermischen Wärme haben in Island auch kleine Orte öffentliche Schwimmbäder mit Heiß- und Warmwasserbecken. Besonders luxuriös sind große, architektonisch in die Landschaft eingefügte Thermen wie hier die Sky Lagoon in Reykjavik unmittelbar am Meeresufer.

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Das isländische Rechenzentrum von Verne Global (inzwischen D9 Digital Infrastructure) liegt auf einem ehemaligen Natostützpunkt.

Foto: Ariane Rüdiger

Angelina Kapatza, Geologin bei On Power, erklärt den Prozess, mit dem Carbfix Kohlendioxid im Untergrund bindet und Schwefelwasserstoff zurückführt.

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Ein CO2-Tank, wo das abgefilterte Kohlendioxid darauf wartet, in Wasser eingebracht und dann im Basaltuntergrund verklappt zu werden.

Foto: Ariane Rüdiger

Staumauer des Kraftwerks Ljosafoss am Sog.

Foto: Ariane Rüdiger

Ljosafoss am Fluss Sog ist ein Wasserkraftwerk des nationalen Energieproduzenten Landsvirkjun mit 14,6 MW Leistung.

Foto: Ariane Rüdiger

Den Rest von Islands Energiebedarf deckt Geothermie unter anderem im Südwesten des Landes. Geothermie hat in Island zwar eine lange Tradition, allerdings vorwiegend zur Heißwassergenerierung, etwa für Fernwärme. Die Umwandlung in Strom erfolgt erst seit 1970. Ein wesentlicher Player auf diesem Gebiet ist On Power, ein Tochterunternehmen von Reykjavik Energy. Haupteigner ist die Stadt Reykjavik, dazu kommen die Hafenstadt Akranes und die Region Borgarbyggd. On Power betreibt acht geothermische Kraftwerke.

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