VAK 191, Do 31, VJ 101C 27. Apr 2022 Von Wolfgang Heumer Lesezeit: ca. 5 Minuten

Wie das Senkrechtstarterprogramm von Franz Josef Strauß abstürzte

In den 1960er-Jahren betrieb die Bundesregierung ein ehrgeiziges Senkrechtstarterprogramm. Zurück blieben milliardenschwere Fehlinvestitionen und einige technisch anspruchsvolle Prototypen.

Die Do 31 war ein Transportflugzeug, dessen zivile Version vom Dach des Münchner Hauptbahnhofs abheben sollte. Stattdessen führte der Weg direkt ins Museum.
Foto: Airbus Corporate Heritage

Den Erstflug der VAK 191 B dürften einige der am Bau Beteiligten mit gemischten Gefühlen beobachtet haben. Als der Prototyp eines „vertikal startenden Aufklärungs- und Kampfflugzeuges“ am 10. September 1971 vom Bremer Flughafen abhob, war schon seit fünf Jahren klar: Auch der dritte in Deutschland entwickelte Senkrechtstarter würde niemals in Serie gehen.

Nur drei Senkrechtstarter der Typs VAK 191 B wurden gebaut

Zwar verabschiedete sich das Bundesverteidigungsministerium erst 1972 endgültig von dem aufwendigen Projekt – aber Johannes Steinhoff, Luftwaffeninspekteur von 1966 bis 1970, hatte bereits kurz nach seinem Amtsantritt den Geldfluss für das Projekt so weit gedrosselt, dass die Vereinigten Flugtechnischen Werke (VFW) in Bremen statt der erhofften 400 bis 500 Stück nur drei Prototypen bauen konnten.

Die Hawker Siddeley Harrier war der einzige Senkrechtstarter, der in Serie ging. Die britischen Luftstreitkräfte (RAF), die britischen Marineflieger, die US-Marines und die Streitkräfte anderer Nationen nutzten ihn für Jahrzehnte. Hier startet eine RAF-Maschine im Jahr 1971 vom Flugzeugträger HMS Ark Royal. Die Hauptaufgabe der RAF-Maschinen wäre dabei gewesen, im Fall einer Invasion des Warschauer Pakts dessen Panzer und Fahrzeuge zu bekämpfen. Dank seiner Senkrecht- und Kurzstarteigenschaften wäre der Harrier in der Lage gewesen, von Autobahnen und improvisierten Pisten zu operieren.

Foto: Crown copyright

Ein Vorläufer des Harrier war die Hawker Siddeley P.1127. Hier während eines Tests im Nasa Langley Research Center. Von anderen zeitgenössischen Entwürfen unterschied sich die P.1127 darin, dass sie nur ein einziges Triebwerk besaß. Andere Typen hatten getrennte Triebwerke für Vertikal- und Horizontalflug. Das Rolls-Royce Pegasus ist ein Zweiwellen-Turbofan-Triebwerk mit Schubvektorsteuerung, bei dem die Schubrichtung über die Düsenstellung gelenkt wird.

Foto: NASA/public domain

Dass der Harrier unter schwierigen Bedingungen einsetzbar war, bewies der Flugzeugtyp während des Kriegs um die Falklandinseln im Jahr 1982. Das Foto zeigt einen Harrier der Royal Air Force beim Start von Bodenblechen, mit denen die Piste für den Flugbetrieb befestigt worden war. Im Hintergrund sind argentinische Erdkampfflugzeuge vom Typ Pucara zu sehen, die bei einem britischen Kommandounternehmen zerstört worden waren.

Foto: Air Historical Branch-RAF/Open Governance Licence

Nach der Befreiung der Falklandinseln von der argentischen Besetzung wird der britische Flugzeugträger HMS Invincible im Heimathafen begrüßt. An Deck sind die Harrier-Senkrechtstarter aufgestellt. Die Piloten der Royal Air Force waren so ausgebildet, dass sie auch von Flugzeugträgern operieren konnten. Im Falklandkrieg flogen die RAF-Harrier Luftangriffe auf die argentinischen Truppen, während die Royal Navy Harrier den Luftraum über der britischen Flotte sicherten und Versorgungsflüge der argentinischen Luftwaffe unterbanden.

Foto: Defence Imagery/OGL V1.0

Eine Hawker Harrier FSR1 der Royal Navy im Fleet Air Arm Museum Yeovilton. Die Maschine nahm am Falklandkrieg teil. Sie steht auf einer Art Sprungschanze, wie sie auf den britischen Trägern installiert waren. Um Treibstoff zu sparen, starteten die Harrier nicht senkrecht von den Trägern, sondern nach einer kurzen Rollstrecke über diese Schanze.

Foto: Steinmüller

Eine McDonnell Douglas AV-8B Harrier II der US-Marines. Die ursprüngliche Version wurde in den USA weiterentwickelt und ist erheblich leistungsstärker. Diese Version wurde auch von Großbritannien angeschafft, nachdem sich die britische Luftfahrtindustrie die Weiterentwicklung des Originals nicht leisten konnte.

Foto: Bundeswehr/Rott

Die amphibischen Landungsschiffe der US-Marine wie hier die USS Saipan trugen außer ihren Hubschraubern auch ein Kontingent an Harrier mit sich. Diese sollten nicht nur die Marineinfanterie bei Landungen mit Luftangriffen unterstützen, sondern auch den Flottenverband vor Luftangriffen schützen.

Foto: Photographer's Mate 1st Class Courtney Torgrude/US Navy, public domain

Auch die spanische Marine betreibt den Harrier II. Dank der Senkrechtstarter-Eigenschaften des Harrier verfügen auch kleinere Marinen über Flugzeugträger, da diese nicht so aufwendig ausfallen müssen wie die amerikanischen.

Foto: U.S. Air Force photo by Tech Sgt. Aaron Thomasson/public domain

Eine F-35B Lightning II der US-Marines landet auf dem amphibischen Landungsschiff USS Wasp. Die F-35B ist als Nachfolgerin des Harrier ebenfalls ein Senkrechtstarter. Sie soll auch auf den beiden britischen Trägern zum Einsatz kommen.

Foto: U.S. Navy photo by Mass Communication Seaman Natasha R. Chalk/public domain

Dieses Schicksal erlitten auch die anderen senkrecht startenden Hoffnungsträger der deutschen Luftfahrtindustrie – das Jagdflugzeug VJ 101C aus dem „Entwicklungsring Süd“ und das Transportflugzeug Do 31 von Dornier wurden ebenfalls nach je drei Exemplaren eingestellt.

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