Mobilfunk 06. Jan 2022 Von Regine Bönsch Lesezeit: ca. 3 Minuten

Tschüss MMS!

Die Tage der MMS, also der SMS mit angehängtem Bild, sind gezählt. Zumindest Telekom und Vodafone werden nach rund 20 Jahren diesen Dienst Ende 2022 einstellen.


Foto: panthermedia.net / koydesign

Vor beinahe 20 Jahren galt er als Innovation: der Multimedia Messaging Service, kurz MMS. Neben kurzen Textnachrichten konnten seit 2002 auch Fotos, Musik und Töne, später auch Videoclips übertragen werden. „Mit der Video-MMS sollen Handybilder laufen lernen“, so warb Vodafone damals auf der Messe CeBIT 2003. Damals war noch ein MMS-fähiges Handy die Voraussetzung. Und so bereicherten Bilder von Hochzeiten, Freundschaften, Küssen, Urlaubszielen oder Weihnachtsbäumen so manch trockene Textnachricht (SMS).

Doch damit ist demnächst Schluss. Die Mehrzahl der deutschen Mobilfunknutzer muss sich von diesem Dienst verabschieden. Vodafone wird die MMS Mitte Januar nächsten Jahres einstellen, bei der Telekom soll schon ab Ende 2022 Schluss sein. Einzig im O2-Netz von Telefónica ist bislang keine Einstellung des Services geplant.

Whatsapp & Co. lassen MMS alt aussehen

Die MMS, so scheint es, ist angesichts von Messengerdiensten wie Whatsapp, Threema, Telegram, Signal & Co. aus der Mode gekommen. Technisch erfolgt der MMS-Versand wie bei einer SMS über das mobile Datennetz im 2G-, LTE- oder 5G-Netz. Ein Foto wird zunächst auf dem Handy komprimiert, dann an das zentrale Multimedia Messaging Center weitergeleitet und von dort an den Empfänger gesendet. Klarer Nachteil: Die Größe einer MMS ist auf 300 kByte beschränkt. Fotos heutiger Smartphones aber sind größer und landen in geringer Auflösung bei den Empfängern.

Außerdem lassen sich die Mobilfunkunternehmen den multimedialen Dienst etwas kosten. Haben Nutzerinnen und Nutzer keine Gratispakete gebucht, müssen sie pro MMS rund 39 Cent hinblättern. „Die MMS ist veraltet, ihre Bedeutung gering und der Kundennutzen minimal. Deshalb gehen Vodafone und die MMS ab 2023 getrennte Wege“, erklärte dazu Gerhard Mack, Technik-Chef von Vodafone Deutschland.

2012 war das Spitzenjahr für MMS

Rückblickend wurden, so erklären die Düsseldorfer, im Dezember die meisten MMS verschickt: möglicherweise aufgrund des Bedürfnisses, Weihnachtsbaumfotos zu teilen sowie Weihnachts- und Silvestergrüße in Form animierter Grafiken zu versenden.

Der Spitzenwert wurde im Vodafone-Netz mit rund 13 Mio. versendeten MMS im Dezember 2012 erreicht. Heute sind es gerade mal 650 000, also rund 5 % des damaligen Werts. Vodafone geht davon aus, dass die Zahl der monatlich versendeten MMS-Nachrichten in den kommenden Monaten weiter abnehmen wird. Übrigens: Im Dezember 2012 wurden im Vodafone-Netz rund 1,5 Mrd. SMS verschickt – die MMS hat im Vergleich zur SMS schon immer ein Schattendasein geführt.

Pech für viele Seniorinnen und Senioren

Die Mobilfunkunternehmen gehen davon aus, dass sich angesichts der anderen Messengerdienste die Trauer von Nutzerinnen und Nutzern in Grenzen halten dürfte. Doch einige sind auf den Dienst angewiesen. So sollen für Geschäftskunden im Bedarfsfall individuelle Lösungen gefunden werden. Keine schlechte Idee, zumal sich auf Firmenhandys meist keine Apps installieren lassen.

Und, nicht alle Verbraucherinnen und Verbraucher verfügen über Smartphones. So ist der Anteil von puren Handys – also jenen Geräten, die kein Internet beherrschen – unter Seniorinnen und Senioren, aber auch Frauen noch recht hoch. Sie haben dann keine Chance mehr, Bilder zu versenden.

Moderne MMS-Alternative mit Tücken

Wer allerdings ein Smartphone benutzt, der kann einen ähnlichen Dienst auch künftig nutzen. Mit dem Rich Communication Service (RCS) steht zumindest bei Geräten mit Android-Betriebssystemen eine moderne Alternative zur Verfügung. Für die Standardisierung des Dienstes, der speziell als Konkurrenz zu den Diensten der großen US-ITler gedacht war, hatte die GSMA, die Vereinigung aller weltweit tätigen Netzbetreiber, die Standardisierung übernommen. RCS ist damit unabhängig von einzelnen Netzbetreibern, Providern, Geräteherstellern und Diensteanbietern – diese müssen sich nur dazu entscheiden, RCS zu unterstützen.

Apple bietet mit seinem Betriebssystem und dem iMessage-Dienst etwas Ähnliches an. Pech für die Nutzerinnen und Nutzer: Die neuen MMS-Dienste über die beiden gängigsten Betriebssysteme sind nicht miteinander kompatibel. Apple-Nutzer müssen beispielsweise eine App installieren, um RCS-Nachrichtren zu empfangen.

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