Management 28. Okt. 2025 Wilfried Urbe Lesezeit: ca. 4 Minuten

Diversity: Zurück in die Zukunft

Die Themen Vielfalt, Nachhaltigkeit und Inklusion standen bei vielen Unternehmen in den letzten Jahren ganz oben auf der Agenda. Seit der Wahl von Donald Trump scheint sich das nicht nur in den USA deutlich gewandelt zu haben, sondern auch hierzulande.

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Kein Verfechter von Diversity: US-Präsident Donald Trump.
Foto: mauritius images / Alamy Stock Photos / Gints Ivuskans

Es muss wohl in der Familie liegen: Afroamerikaner bekamen in den 1950er-Jahren vom Immobilienbesitzer Fred Trump, Vater des aktuellen US-Präsidenten, keine Wohnungen. Das hatte schon Folkmusik-Legende Woody Guthrie zu seinem kritischen Song „Old man Trump“ inspiriert. Auch Junior Donald steht wohl in der Tradition einer bestimmten Geisteshaltung, als er direkt zu Beginn seiner Präsidentschaft verkündete, die „zerstörerischen und spaltenden Vorgaben in Bezug auf Vielfalt, Gleichberechtigung und Inklusion zu stoppen“. Gefolgt von einer Verordnung, mit der entsprechende Programme in Behörden und Privatwirtschaft auf ihre Illegalität untersucht werden sollten. Später erfolgten auch Aufrufe an europäische Unternehmen, sich von diesen Werten zu lösen.

Doch wie kommen diese Appelle bei uns an? Die Deutsche Telekom etwa erntete einen gewaltigen Shitstorm, als sie den Rückzug der Deutschen Telekom von einigen bisherigen Diversity-Aktivitäten in den Vereinigten Staaten verkündete. Mehr als 200.000 Menschen hatten im Sommer nach einem Campact-Aufruf innerhalb weniger Tage den Appell „Telekom vs. Trump: Vielfalt verteidigen“ unterzeichnet.

Diversität: „Wir sind eine bunt gemischte Truppe“

Auf einen einfachen Punkt bringt es Heinz-Dieter Tiemeyer, für den die Gesellschaft spaltende Einflüsse nicht nur die Wirtschaft behindern: „In unserem Unternehmen arbeiten Menschen mit Wurzeln aus zahlreichen Nationalitäten, da können wir so etwas nicht gebrauchen. Wir haben Top-Leute mit Migrationshintergrund, sind eine bunt gemischte Truppe. Das hat uns groß gemacht.“ Dabei weist der Bochumer Selfmade-Unternehmer, der inzwischen eines der größten deutschen automobilen Handelsunternehmen mit über 1800 Mitarbeitenden leitet, darauf hin, dass der Ruhrpott überhaupt schon immer ein Schmelztiegel unterschiedlichster Nationalitäten gewesen sei. Grundsätzlich möchte der 65-Jährige auch benachteiligten Menschen aller Couleur eine Chance geben: „Das gehört einfach zur unternehmerischen Verantwortung mit dazu.“

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Für Konzerne, die auch in den USA tätig sind, ist es schwieriger, denn sie müssen sich an die dort geltenden gesetzlichen Vorgaben halten. Das hat wohl den Volkswagen-Konzern dazu bewogen, „aus regulatorischen Gründen“, wie eine Konzernsprecherin mitteilte, „Konzerngesellschaften mit Sitz in den USA und deren Tochtergesellschaften ab dem Jahr 2025 aus der konzernweiten Zielerhebung für DEI-Kennzahlen auszunehmen“. Das sei allein vor dem Hintergrund der juristischen Unsicherheit in den USA, die mit der Executive Order und der anhängigen gerichtlichen Klärung in den USA verbunden ist, geschehen.

VW und SAP mit Rolle rückwärts

Dennoch halte der Wolfsburger Autobauer grundsätzlich an seiner „internationalen, vielfältigen und chancengerechten Unternehmenskultur“ fest: „Unterschiedliche Perspektiven und Erfahrungen in Führungsteams zu berücksichtigen, ist für uns ein wesentlicher Faktor für langfristigen Erfolg.“ Diese Haltung sei in Anbetracht der aktuellen Diskussion infolge der Unterzeichnung der Executive Order zu DEI durch Präsident Trump nicht verändert worden und in sämtlichen Codes des Konzerns noch nachlesbar. Auch Softwarekonzern SAP ordnet seine Prioritäten neu. Das freiwillige globale Ziel von 40 % Frauenanteil in der Belegschaft werde nicht weiterverfolgt; stattdessen würden Quoten auf lokaler Ebene festgelegt. Ungeachtet dessen würden die bestehenden Diversitäts- und Inklusionsprogramme bei SAP aber auch in Zukunft weiterlaufen.

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Bei der Würth-Gruppe, zu der 400 Gesellschaften mit 2800 Niederlassungen in 80 Ländern gehören, zeigt man sich ebenfalls unbeeindruckt von den aktuellen Strömungen, die nicht nur in der Politik jenseits des großen Teichs eine Rolle spielen. „Die Würth-Gruppe ist davon überzeugt, dass gute Entscheidungen auch aus der Vielfalt von Meinungen und Perspektiven entstehen – und im Konzern zu mehr Kreativität, Innovationsfähigkeit und neuen Lösungen führen“, so das offizielle Statement auf eine Anfrage von VDI nachrichten hin. Seit 2022 setzt die Gruppe „deshalb auf internationaler Ebene zentrale Diversitäts- und Gleichstellungsmaßnahmen um“. Anspruch sei es, ein Arbeitsumfeld zu schaffen, in dem Respekt und Toleranz selbstverständlich sind und Diskriminierung keinen Platz findet: „Aktuelle Schwerpunkte liegen dabei auf der Förderung von Gender Equality sowie der Inklusion von Menschen mit Behinderung.“Auch die Telekom beharrt letztlich auf ihren Werten, wie ein Sprecher auf Anfrage betonte. Er wies dabei unter anderem auf die Initiative „Gegen Hass im Netz hin“.

Viele Führungskräfte sehen Diversity skeptisch

Ein breit angelegter Rückzug aus Diversity-Programmen ist hierzulande nicht zu beobachten. Aber Widerstände gibt es sehr wohl. Bei einer PwC-Umfrage unter Gründern sagte rund ein Viertel (26 %) der Befragten, dass es in ihrem Start-up Widerstände gegen die Einführung von Diversity-Fördermaßnahmen gebe, manchmal sogar sehr starke. Die Wertekommission, ein gemeinnütziger Verein zur Förderung ethischer Führung, kam auf Basis einer Befragung unter deutschen Führungskräften im Jahr 2024, also noch vor Trumps Amtsantritt, zu dem Ergebnis, dass „viele Führungskräfte aktuell keinen Handlungsbedarf in Bezug auf die Anerkennung und den Umgang mit kultureller Vielfalt in ihrem Unternehmen sehen“, dass Diversity-Maßnahmen nicht umfassend umgesetzt werden und dass lediglich das Topmanagement „eine Mitverantwortung für eine offene und vielfältige Gesellschaft“ empfinde.

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Dafür ist aus Sicht von Thomas Sattelberger nicht nur die aktuelle politische Entwicklung verantwortlich, sondern Fehlentwicklungen eines „Diversity-Hypes“, der sich auf die falschen Themen konzentriert, etwa das Gendern als Dogma oder den Fokus auf Transsexualität, und damit die Toleranz für den gesamten Bereich gesenkt habe: „Wenn Frau sein zu einem Gefühl wird und man sein Geschlecht durch einen Verwaltungsakt ändern kann, werden Frauenrechte mit Füßen getreten.“ Der ehemalige Telekom-Personalvorstand selbst hat zu seiner Zeit unter anderem 2000 jungen Menschen aus dem damaligen Hartz-IV-Hintergrund einen Einstieg ins Berufsleben samt Ausbildung ermöglicht. „Klassismus, behinderte Menschen, Frauengleichberechtigung – all das sind die wirklich wichtigen Themen, die aber durch Fehlentwicklungen in der Diversity-Debatte völlig in den Hintergrund geraten sind.“ Und wohl unter anderem den Boden für eine Rückentwicklung in diesem Bereich bereitet haben.

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