Kernkraft 09. Jan 2024 Von Stephan W. Eder Lesezeit: ca. 2 Minuten

Großbritannien steckt 300 Mio. Pfund in eigene nukleare Brennstoffe

Die britische Regierung will 300 Mio. £ (knapp 350 Mio. €) in die Infrastruktur zur Herstellung neuer Hightech-Kernbrennstoffe stecken. Ziel: die Unabhängigkeit von Russland stärken.

Ein Schwerlastkran bringt am 15. Dezember 2023 die 245 t schwere Stahlkuppel für das erste Reaktorgebäude in Position. Ein wichtiger Zwischenschritt beim Bau des britischen Kernkraftwerks Hinkley Point C. Das ist ein klassisches großes KKW, die Zukunft aber soll kleinen Reaktoren gehören, den SMR. Um deren Brennstoffversorgung sicherzustellen, hat die Regierung in London jetzt ein 300 Mio. £ schweres Investitionsprogramm aufgelegt.
Foto: EDF

Die Regierung in London will „Putin“ aus dem Markt um hochmoderne Kernbrennstoffe drängen. Dafür kündigte London am 8. Januar 2024 ein 300 Mio. £ (knapp 350 Mio. €) schweres Investitionsprogramm an, um im Land eine Wertschöpfungskette für sogenanntes High-Assay Low-Enriched Uranium (HALEU) aufzubauen. Bisher gilt Russland als einziger Lieferant für diese Brennstoffe, die für die neuen kleineren, auch modularen Reaktortypen (SMR) notwendig sind.

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London setzt neben neuen Großkraftwerken wie beim Neubau in Hinkley Point C, der im Dezember 2023 das Kuppeldach für das erste Reaktorgebäude erhielt, bei der Kernkraft vor allem auf diese neuen Reaktortypen – um die Klimaschutzziele von Paris erreichen zu können, aber auch um die Kosten zu senken. Mit Rolls-Royce sitzt auch ein SMR-Entwickler und -Hersteller im Land. 2050 will das Land rund 24 GW an Stromerzeugungsleistung nuklear bereitstellen können, das wären dann rund ein Viertel des Bedarfs. Bereits für die frühen 2030er-Jahre sind die ersten SMR projektiert. 10 Mio. £ zusätzlich sollen in die Qualifikation der entsprechenden Fachkräfte fließen, um in Nordwestengland einen entsprechen industriellen Kerntechnikcluster entstehen lassen zu können.

Damit übernimmt London in Europa eine Vorreiterrolle. Downing Street verspricht sich einerseits neue Jobs und Investments in Nordwestengland, andererseits werde das Investment „Russlands Herrschaft als einziger kommerzieller HALEU-Produzent beenden“, heißt es in der Presseerklärung der britischen Regierung. „Der Start des HALEU-Programms wird Großbritannien in die Lage versetzen, die Welt mit speziellem Kernbrennstoff zu versorgen und Putins Russland weiter zu isolieren“, so die britische Energieministerin Claire Coutinho laut Mitteilung.

USA bereits mit großem Programm für neue Kernbrennstoffe

Neben Russland besitze allein China die Infrastruktur, um HALEU in nennenswerten Größenordnungen herzustellen, so die World Nuclear Association (WNA). Aber nur das russische Unternehmen Tenex bietet den Brennstoff auch kommerziell an. In den USA läuft seit Oktober letzten Jahres eine Pilotlinie bei Centrus Energy. In Nordamerika sitzen gleich mehrere Unternehmen, die in den letzten Jahren SMR-Technologien entwickelt haben und diese dort auch in den Markt bringen wollen. Bis Ende 2023 will Centrus Energy ca. 20 kg HALEU produzieren, bis Ende 2024 dann schon 900 kg. Am 9. Januar rief das US-Energieministerium dazu auf, Vorschläge für den Aufbau von Urananreicherungskapazitäten einzureichen, um zu helfen, eine nationale Wertschöpfungskette für die Herstellung von HALEU-Brennstoff zu etablieren.

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Aber schon bisher hat die britische Regierung den Aufbau einer neuen nukleartechnischen Infrastruktur gefördert. Unter anderem hat Urenco aus dem bisherigen Nuclear Fuel Fund 9,5 Mio. £ erhalten, die in die Entwicklung von Anreicherungskapazitäten der Fabrik in Capenhurst in Cheshire fließen sollen. Rund 1 Mio. £ erhielt Nuclear Transport Solutions, um eigene Transportbehälter für den neuen Brennstoff zu entwickeln. Die Entwicklung eines neuen, möglicherweise beschwerlicheren HALEU-Transportstandards und einer entsprechenden Regulierung nennt die WNA denn auch als potenziellen Nachteil der neuen Brennstofftechnik.

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