Energiewende in Japan 14. Mrz 2023 Von Klaus Sieg

Biogasanlage im Keller liefert Heißwasser fürs Restaurant

In einem der höchsten Gebäude Japans versorgt eine Biogasanlage Restaurants mit heißem Wasser – und zeigt damit , dass die Technologie auch in einer Metropole wie Osaka funktioniert.

Tief unten in den Kellergeschossen des Skyscrapers Abeno Harukas befinden sich die riesigen Fermenter, in denen täglich 60 m³ Methan entstehen.
Foto: Martin Egbert

Abeno Harukas in Downtown Osaka kann mit einigen Superlativen aufwarten: Mit gut 300 m war es bis vor kurzem das höchste Gebäude Japans. In seinen 59 Stockwerken beherbergt der Skyscraper auf insgesamt 206 000 m² Büros. In den unteren Stockwerken betreibt die Kette Kintetsu auf 100 000 m² das größte Kaufhaus Japans, zu dem eine gigantische Lebensmittelabteilung voller Luxuswaren gehört.

Außerdem sorgen fünfzig Restaurants im Gebäude für das leibliche Wohl, ein Kunstmuseum für Kultur sowie eine eigene Metrostation für die Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr. Immerhin müssen neben der großen Masse an Besuchern auch täglich 8000 Menschen hierher zu ihrem Arbeitsplatz gelangen.

Mit gut 300 m Höhe war Abeno Harukas bis vor kurzem Japans höchstes Gebäude. Seine 59 Etagen beherbergen hauptsächlich Büros.
Foto:Martin Egbert

Einer von ihnen ist Masara Komori. Der Ingenieur leitet die Haustechnik. Er wartet im 16. Stock auf uns. Dorthin gelangt man mit einem Aufzug aus Glas, der raketenschnell an der Außenseite der Fassade hinaufschießt. Im Foyer des Stockwerkes gibt es eine Bar. Es duftet nach Espresso. Pianomusik rieselt aus den Lautsprechern. Hohe Fenster und eine Aussichtsplattform geben den Blick auf Osakas Innenstadt frei. Bereits von hier aus sehen die Autos auf den Straßen wie Spielzeug aus. Wie muss das erst von der Aussichtsplattform im 56. Stockwerk aus wirken?

„Von ganz oben kann man eigentlich nicht mehr viel erkennen.“ Masara Komori lächelt bescheiden hinter seiner Hornbrille. Dann streicht er seine schlichte Krawatte glatt, die er unter der grauen Monteurjacke trägt, auf der der Name seines Arbeitgebers eingestickt ist, der Kintetsu Real Estate CO. Für die Aussicht aber haben wir uns nicht hier eingefunden. Abeno Harukas ist das wohl einzige Hochhaus der Welt mit einer Biogasanlage im Keller. „Ich kontrolliere die Anlage jeden Tag“, sagt Komori.

Die Biogasanlage wurde bereits beim Bau des Gebäudes mit eingeplant

Bereits beim Bau des Skyscrapers haben die Architekten die Anlage mit eingeplant, um sie in das Versorgungssystem integrieren zu können. „Von Anfang an war ich in die Konzeption eingebunden, so wie auch in die der gesamten Haustechnik“, erklärt Masara Komori auf dem Weg zum Lastenaufzug im hinteren Treppenhaus, der für die meisten Menschen im Haus nur in Notfällen zugänglich ist. Komori hat den Schlüssel für jede Tür in Abeno Harukas. Und er weiß jederzeit, wo er sich gerade befindet, was in einem Gebäude dieses Ausmaßes keine Selbstverständlichkeit ist. Vorher hat der 53-Jährige bei der ehemals staatlichen japanischen Eisenbahn gearbeitet, ein vergleichsweise komfortabler und sicherer Job.

Ingenieure bei der Arbeit: Die Biogasanlage für den Gebäudekomplex in Schuss zu halten, ist eine weitaus größere Aufgabe, als die übliche Haustechnik im Heizungskeller.
Foto: Martin Egbert

Die Technik in einem Haus wie diesem zu leiten, habe ihn gereizt. So ist er lange vor der Eröffnung im März 2014 bereits auf der Baustelle mit der Haustechnik beschäftigt gewesen. „Damals gab es die Fahr­stühle noch nicht, ich musste ständig die Treppen rauf und runter laufen.“ Komori nickt bekräftigend und steckt einen Schlüssel in das Bedienfeld des Lastenaufzuges. Vergleichsweise gemächlich fährt dieser wieder ganz hinunter. Fünf Kellergeschosse hat Abeno Harukas, im dritten arbeitet die Biogasanlage. Zielstrebig eilt Komori über den hellen Betonboden weit verzweigter Gänge, wobei er unzählige Feuerschutztüren öffnet und wieder schließt.

Lesetipp: Biogasanlagen für manche Betreiber einfach zu komplex

Unter der Decke schlängelt sich ein weitverzweigtes Geflecht aus Sprinkleranlagen, Lüftungsrohren, Kabeln und Wasserleitungen. Eine davon gehört zu einem Boiler für das Heißwasser einiger der Restaurants im Gebäude. Betrieben wird dieser mit täglich 60 m³ Methan aus der hauseigenen Biogasanlage. Endlich steht Masara Komori vor der Anlage.

Küchenabfälle werden in großen Fermentern zu Biogas vergoren

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