Kampfpanzer der Bundeswehr und der Nato 25. Okt 2019 Peter Steinmüller Lesezeit: ca. 3 Minuten

Der Leopard 2 begeht sein 40. Dienstjubiläum

Den Kampfpanzer Leopard 2 stellte die Bundeswehr heute vor 40 Jahren in Dienst. Noch viele Jahre wird er das Rückgrat der Landesverteidigung bleiben. Immer wieder in die Schlagzeilen gerät sein Einsatz durch die Türkei.

Ein Leopard 2 A6 auf dem Truppenübungsplatz Hohenfels im Jahr 2012. Die Bundeswehr wird den Typ voraussichtlich sechs Jahrzehnte in ihrem Bestand haben.

Foto: Visual Information Specialist Markus Rauchenberger/US Army, Public Domain

Ein Leopard 2 A5 der polnischen Armee während eines Schießwettkampfs in Grafenwöhr 2018. Die überwiegende Zahl der Nato-Staaten setzt auf den Leopard 2 als Kampfpanzer.

Foto: Kevin S. Abel/US Army; Public Domain

Der Prototyp A 2 stand am Anfang Leopard-Familie. Das Fahrzeug ist im Deutschen Panzermuseum in Munster ausgestellt.

Foto: Steinmüller

Ein polnischer Leopard 2 (links) zusammen mit einem britischen Challenger-Kampfpanzer während einer Übung in Polen im Jahr 2014. Großbritannien ist neben den USA und Frankreich das einzige Nato-Land, das eigene Kampfpanzer entwickelt hat.

Foto: SSgt Mark Nesbit RLC, Public Domain

Tarnen und Täuschen: Zwei Bundeswehr-Leopard 2 sichern an einer norwegischen Landstraße während der Nato-Übung „Trident Juncture“ im November 2018.

Foto: SGM Marco Dorow, German Army; Public Domain

Der Versuchsträger Gesamtschutz (VGTS) war der Prototyp eines Stealth-Kampfpanzers, bei dem die Radar- und Infrarotsignatur star reduziert war. Basis war ein Leopard 1.

Foto: Steinmüller

Ein Leopard 1 im Deutschen Panzermuseum in Munster. Die roten Andreaskreuze waren ein Erkennungszeichen in Manövern.

Foto: Steinmüller

Ein Leopard 1 auf einem Eisenbahnwaggon steht vor dem Deutschen Panzermuseum in Munster. Der Eisenbahntransport war ein wichtiges Element der Verteidigungsplanung im Kalten Krieg.

Foto: Steinmüller

Als am 25. Oktober 1979 der erste Leopard 2 in München der Panzerlehrbrigade 9 in Munster übergeben wurde, war der Kalte Krieg in vollem Gange. Sechs Jahre zuvor hatte der Jom-Kippur-Krieg zwischen Israel auf der einen und Ägypten und Syrien auf der anderen Seite gezeigt, welche enorme Feuerkraft in einem Panzerkrieg freigesetzt wird. Schockierte US-Offiziere mussten feststellen, dass in der ersten Kriegswoche mehr Panzer vernichtet worden waren, als die US-Armee in Europa bereithielt. Die Bundeswehr hatte Ende der 70er-Jahre eine halbe Million Mann unter Waffen, mit Frühwarnflugzeugen, Panzerabwehrraketen, dem Mehrzweckkampfflugzeug Tornado und einer neuen Lkw-Generation investierte die Bundesregierung massiv in ihre Streitkräfte. Verteidigungsminister Georg Leber, der diese Aufrüstung maßgeblich vorangetrieben hatte, sagte einmal scherzhaft: „Wer mein Nachfolger wird, braucht nur zu bezahlen, was ich bestellt habe.“

Bezahlt machte sich der Leopard 2 auf jeden Fall für den Hersteller Krauss-Maffei. Die mehr als 3000 gebauten Exemplare wurden und werden von 18 Staaten eingesetzt. Der Leopard 2 entwickelte sich zum De-Facto-Standard-Kampfpanzer der Nato. Grund für den Erfolg waren die ausgewogene Umsetzung der drei Grundprinzipien des Panzerbaus: Feuerkraft, Schutz und Beweglichkeit.

Wärmebildgerät kommt ohne Infrarotscheinwerfer aus

Mit seiner 120-mm-Kanone war der Leopard 2 bei seiner Einführung stärker bewaffnet als die meisten anderen Kampfpanzertypen in Ost und West. Ebenso wichtig war die hochmoderne Feuerleitanlage. Ein Kreiselstabilisator sorgt über hydraulische und elektrische Antriebe dafür, dass Turm und Kanone stets auf das vom Richtschützen anvisierte Ziel ausgerichtet bleiben, unbeeinflusst von Fahrmanövern und Bodenbeschaffenheit. Am nachdrücklichsten zeigt dies ein zeitgenössischer Ausbildungsfilm der Bundeswehr. In ihm balanciert ein Leopard 2 einen vollen Maßkrug an der Kanonenmündung über eine Hindernisstrecke, ohne dass ein Tropfen verschüttet wird. Im Jom-Kippur-Krieg war die Bedeutung der Nachtkampffähigkeit deutlich geworden. Hatte der Leopard 1 dafür noch einen unförmigen Scheinwerfer mit Infrarot- und Weißlicht benötigt, erhielt sein Nachfolger ein Wärmebildgerät, das passiv die Infrarotstrahlung von Objekten erfasste.

Verbundpanzerung aus Stahl, Keramik und Kunststoff

Für den Schutz der Besatzung sorgt die damals neuartige Verbundpanzerung. Dabei dienen mehrere Schichten von Stahlplatten als tragende Karosserieteile.  In die Hohlräume sind Platten aus Keramik und Kunststoffen eingelassen, die die Schutzwirkung des Stahls ergänzen.  Die Munition ist in einem von der Besatzung mit einem Schott abgetrennten Bunker untergebracht. Sogenannte Blow-off-Panels lösen sich im Explosionsfall nach außen ab und mindern so die Wirkung der Druckwelle. Damit die rund 60 t des Leopard 2 beweglich bleiben, arbeitet im Heck ein 12-Zylinder-Dieselmotor von MTU mit 1100 KW, der unter idealen Straßenbedingungen eine Höchstgeschwindigkeit von knapp über 70 km/h erlaubt.

Zehn Jahre nach Einführung des Leopard 2 fiel die Mauer, und mit dem Ende des Kalten Krieges verloren Kampfpanzer ihre Bedeutung. Bei Auslandseinsätzen waren leichtere und beweglichere Fahrzeuge gefragt. Entsprechend reduzierte die Bundeswehr ihren Bestand von mehr als 2000 Leopard 2 um rund zwei Drittel. Bei den Einsätzen auf dem Balkan waren wenige Leopard 2 beteiligt, vor allen Dingen für die sogenannte show of force: Die Ungetüme sollten durch ihre schiere Präsenz serbische Freischärler vor Angriffen abhalten. Massiver zum Zug kamen Leopard 2 bei den dänischen und kanadischen Einheiten in Afghanistan. Dort waren sie Minenexplosionen und dem Beschuss mit panzerbrechenden Waffen ausgesetzt, ohne dass ein Panzer verloren ging.

Türkische Leopard gegen die Kurden eingesetzt

Ganz anders erging es der Türkei, als sie im Jahr 2016 ihre Leopard 2  gegen den IS in Syrien einsetzte. Rasch zirkulierten im Internet Fotos von ausgebrannten Leopard mit abgesprengtem Turm, die beim Sturm auf die Stadt Al-Bab vernichtet worden waren. Militärexperten waren sich rasch einig, dass diese Verluste eher auf die schlechte taktische Führung zurückgingen als auf Konstruktionsfehler des Leopard 2. Er war für das sogenannte Gefecht der verbundenen Waffen entworfen worden, bei dem, grob formuliert, die Panzer die Infanterie schützen und umgekehrt. Dieser Schutz durch Infanterie hatte in Syrien offensichtlich nicht stattgefunden. Im Januar 2018 wurden die Anfang des Jahrtausends an den Bosporus gelieferten 354 Leopard 2 Gegenstand einer hitzigen politischen Debatte, als bekannt wurde, dass die Türkei den Typ gegen die Kurden in Syrien einsetzte. Die Bundesregierung stoppte Waffenexporte an die Türkei, erlaubte später aber doch die Aufrüstung der Leopard 2. Medien und Politiker spekulierten daraufhin über einen Zusammenhang mit der Freilassung des unter fadenscheinigen Gründen in der Türkei inhaftierten Journalisten Deniz Yücel. Ob bei der aktuellen türkischen Offensive gegen die Kurden die deutschen Panzer eingesetzt werden, ist noch ungeklärt.

MGCS als Nachfolger des Leopard 2

Bei der Bundeswehr soll der Leopard 2 vom Jahr 2035 an sukzessive vom als MGCS bezeichneten Nachfolger abgelöst werden.  Doch bis dahin muss er eine wichtige Rolle im deutschen Sicherheitskonzept übernehmen. Mit Russlands Besetzung der Krim und dem von ihm angezettelten Krieg in der Ukraine ist der Schutz des eigenen Landes und der Nato-Verbündeten wieder in den Mittelpunkt der deutschen Sicherheitspolitik gerückt.  Entsprechend kündigte das Bundesverteidigungsministerium vor vier Jahren an, bis 2023 die Zahl der Leopard 2 durch Rückkauf aus dem Ausland auf 328 Exemplare zu erhöhen. Wie sehr auch die Panzertruppe unter dem schlechten Zustand der Bundeswehr leidet, zeigte sich Ende 2017, als das Ministerium eingestehen musste, dass von 224 Leopard 2 nur 95 einsatzbereit waren.

Technikinteressierte können die Entwicklungsgeschichte der Leopard-Familie übrigens im Deutschen Panzermuseum in Munster nachvollziehen. Es zeigt in seiner Ausstellung rund ein Dutzend Varianten von Leopard 1 und 2 inklusive der daraus entwickelten Fahrzeuge wie Brückenlege-, Pionier- und Bergepanzer.

 

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