VDI-Motorenkongress 02. Mrz 2023 Von Peter Kellerhoff Lesezeit: ca. 3 Minuten

Mit E-Fuels hat der Verbrennungsmotor Zukunft

Der Verbrennungsmotor ist tot – es lebe der Verbrennungsmotor. Aber nicht mit fossilen Kraftstoffen, sondern mit sogenannten E-Fuels, synthetischen Kraftstoffen.

Der große Vorteil von synthetischen Kraftstoffen (E-Fuels) ist, dass die bestehende Tankstelleninfrastruktur weitgehend genutzt werden kann – anders als bei der Elektromobilität.
Foto: panthermedia.net/bertys30

Das Aus für den Verbrennungsmotor 2035 scheint beschlossene Sache zu sein. Zumindest für jene Fahrzeuge, die mit fossilen Brennstoffen betrieben werden. Parallel dazu haben sich die deutschen Regierungsparteien darauf geeinigt, synthetische Kraftstoffe in Reinform für den Betrieb von Verbrennungsmotoren zuzulassen. Wissenschaft, Industrie und Opposition reagieren positiv auf die Entscheidung. In den vergangenen Tagen (28. 2. bis 1. 3.) diskutierten in Baden-Baden mehr als 300 Wissenschaftler, Entwickler und Experten aus der Mobilitätsbranche beim 10. Internationalen Motorenkongress von ATZlive und dem VDI Wissensforum über die Möglichkeiten, wie angesichts der großen Herausforderungen die Klimaziele auch im Verkehrssektor eingehalten werden können.

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E-Fuels stoßen auf breite Zustimmung

„Es ist unser Ziel, dass in Deutschland auch nach 2035 noch Neuwagen mit Verbrennungsmotoren zugelassen werden“, sagte FDP-Chef Christian Lindner in diesem Zusammenhang den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. Er fügte in Sachen Öko-Kraftstoffe hinzu, dass das technologische Know-how in einem Exportland wie Deutschland erhalten bleiben müsse.

Synthetische Kraftstoffe als Retter für Verbrenner

 Dementsprechend positiv waren in Baden-Baden auch die Reaktionen auf die Koalitionsentscheidung. In einer Podiumsdiskussion am ersten Konferenztag wurde die nun erstmals verlässliche politische Klarheit herausgestellt. Neben Podiumsteilnehmern aus der Industrie war auch Carsten Müller, MdB und CDU-Obmann im Rechtsausschuss im Bundestag, zur Diskussion zugeschaltet. „Ich freue mich über die Entscheidung“, sagte der Oppositionspolitiker. Nun habe man im Verkehrssektor „die Möglichkeit, Klimaschutz sofort umzusetzen“, auch für die Bestandsflotte.

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Eine erste wichtige Hürde sei genommen, sagte Müller, aber weitere Schritte seien jetzt notwendig. Die Frage sei jedoch, wie schnell die Politik diese Ankündigung nun umsetze, damit E-Fuels auch im Markt entsprechend verfügbar gemacht werden könnten.

 Der Verbrennungsmotor als Bestandteil der Zukunft

„Wir werden in Europa mit regenerativ erzeugten Energien nicht autark werden“, mahnte Peter Gutzmer, Wissenschaftlicher Leiter des Motorenkongresses, bei der Eröffnung des Kongresses. Der Verbrennungsmotor ist laut Gutzmer Bestandteil der Zukunft, insbesondere unter Anwendung verschiedener gasförmiger und flüssiger CO2-neutraler Kraftstoffe.

 Wie das konkret aussehe könne, verdeutlichte in Baden-Baden Frank-Steffen Walliser, Leiter für Gesamtfahrzeug-Architektur & -Eigenschaften bei Porsche. Die Stuttgarter fahren eine Doppel-E-Strategie und setzen damit sowohl auf E-Mobilität als auch auf E-Fuels. E-Fuels seien mehr als nur ein Kraftstoff für Sportwagen. Walliser führte aus, dass E-Fuels ein Kraftstoff seien, welcher der bestehenden Infrastruktur sehr viel nutzen könne. 

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Laut Elmar Kühn, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands mittelständischer Mineralölunternehmen (Uniti), kann klimaneutraler Verkehr nur erreicht werden, wenn die bestehenden Flotten mit E-Fuels bzw. Beimischungen betankt werden können. Er plädiert für den Import von flüssigen Energieträgern auf Basis von grünem Strom, die in sonnigen Ländern produziert werden. „Auch morgen werden wir von chemischen Energieträgern abhängig sein“, so Markus Müller, Vorstandsmitglied der Deutz AG.

 Phil Newman, Senior Chef Engineer – Powertrain Electronic Control beim chinesischen Hersteller Geely, erläuterte, dass China einen pragmatischen, pluralistischen Ansatz verfolge, bei dem die Hybridisierung parallel zu den immer anspruchsvollere Kraftstoffverbrauchszielen eingesetzt wird. Elektrifizierung in China meine, dass Hybridfahrzeuge und rein batterieelektrische Antriebe auf dem Markt koexistieren werden. David Bothe, Director bei Frontier Economics Ltd., pflichtet bei: „Durch eine Kombination von Technologien ist 2040 CO2-freier Straßenverkehr in Europa möglich.“

 Zusammenfassend betonte Günter Fraidl, Sen. Vice President der AVL List GmbH: „Wir müssen weg von einer dogmatischen Elektrifizierung hin zu einer fokussierten Diversifizierung.“

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Kritik der Grünen am Vorgehen Deutschlands bezüglich Verbrennungsmotoren

Gegenwind kam hingegen von den Grünen. Während Bundesumweltministerin Steffi Lemke darauf drängte, dass Deutschland den bereits vereinbarten EU-Plänen zustimmen müsse, verlangte Parteikollege Anton Hofreiter von Scholz ein Machtwort in Richtung Verkehrsminister Wissing. Dieser hatte mit einem Veto gegen die EU-Pläne gedroht und gefordert, dass Verbrennungsmotoren, die mit sogenannten E-Fuels betrieben werden können, von dem Verbot ausgenommen werden. Hofreiter erwarte vom Kanzleramt, dass es sich im Interesse von Arbeitsplätzen und Klimaschutz mit aller Kraft dafür einsetze, dass Deutschland in Brüssel nicht blockiere.

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